Die Troika Uli Hoeness, Matthias Sammer und Michael Reschke soll den Jugendbereich des FC Bayern in ein neues Zeitalter führen. Die Münchener streben noch mehr Mia san Mia an - die Nachfolger der Lahms, Schweinsteigers und Riberys stehen schon bereit.

Mehr News zum Thema Fussball

Philipp Lahm, Bastian Schweinsteiger, Franck Ribery, Arjen Robben, Xabi Alonso und Dante Bonfim: Sechs Stammspieler, alle sechs jenseits der 30 Jahre. Man muss kein Diplom in Gerontologie haben, um zu erkennen, dass dem FC Bayern München in absehbarer Zeit ein veritabler Umbruch seiner Kaderstruktur ins Haus steht.

Deshalb haben die Münchener auch schon einen Umbruch in der Nachwuchsarbeit in Angriff genommen. Genauer gesagt erfolgt seit vergangenem Sommer eine ziemliche Neuausrichtung der Strategie, gepaart mit einschneidenden Personalrochaden.

Uli Hoeness ist seit Anfang Januar Kopf und Mastermind der Jugendabteilung, davor wurde in Michael Reschke einer der besten Netzwerker und Kaderplaner eingekauft, den der deutsche Fussball in der letzten Dekade hervorgebracht hat. Die Troika perfekt macht Matthias Sammer, der in Zukunft noch mehr in die Konzeption neuer Ausbildungsleitlinien eingebunden werden soll. Das Team hinter dem Team steht, jetzt lassen die Bayern ihre Operation Zukunft wuchtig anrollen.

Grosse Talente früh binden

Der Zukauf von Stuttgarts Joshua Kimmich - 19 Jahre und ohne jede Bundesligaerfahrung - hat für Aufsehen gesorgt. Im Sommer wechselte Sinan Kurt von Borussia Mönchengladbach an die Säbener Strasse. Kurt ist 18 Jahre jung und wie Kimmich in seiner Altersklasse wohl das grösste Talent des Landes.

Das angeblich grösste Talent Europas hätten die Bayern auch gerne. Aber Martin Ödegaard ziert sich noch, der 16-jährige Norweger kann sich nicht zwischen den Bayern, Real Madrid oder noch zwei, drei anderen Schwergewichten entscheiden.

Lucas Scholl und Gianluca Gaudino haben die Bayern vergleichsweise günstig an den Profikader herangeführt, beide wurden in der eigenen Jugend ausgebildet. Sie alle sind nur Vorboten dessen, was der Rekordmeister in den kommenden Jahren auf die Beine stellen will.

Unter Hoeness' Regie soll das neue Nachwuchsleistungszentrum entstehen, das Grundlage für die bewährte Symbiose wird zwischen dem Einkauf teurer Stars auf der einen und der Entwicklung eigener, hochtalentierter Spieler auf der anderen Seite. Der klassische Bayern-Spagat zwischen Weltklub und Mia san Mia.

Die Münchener wollen die grossen Talente noch früher an sich binden. Die Konkurrenz hat es vorgemacht, bei den Bayern ist dieses Segment "in den letzten zwei Jahren von meiner Seite zu kurz gekommen", wie Sammer zugibt. Mit den vier Teenagern Scholl, Gaudino, Kurt und Kimmich sind neuralgische Positionen des aktuellen Kaders doppelt besetzt.

Talente müssen körperlich zulegen

Scholl und Gaudino sind Spieler für das offensive Mittelfeldzentrum, Kimmich der klassische Stratege als Sechser und Kurt ein Dribbler wie Ribery oder Robben es sind. Allerdings hat Kurt bisher weder bei den Profis, noch bei der U 23 auf sich aufmerksam machen können. Dem Leichtgewicht fehlt es noch an der nötigen Wettkampfhärte für höhere Aufgaben. Ähnlich steht es bei Scholl, der am Ball zwar stark ist, körperlich aber noch deutlich zulegen muss.

Gaudino hat bereits bewiesen, dass er auch in der Bundesliga mithalten kann. Ihm ist aus dem Trio der Durchbruch in naher Zukunft am ehesten zuzutrauen. Den wird Kimmich definitiv schaffen. Der U-19-Europameister bringt jetzt schon alles mit: Technik, Persönlichkeit, die nötige Körperlichkeit und auch eine ordentliche Portion gesundes Selbstbewusstsein.

Die Bayern haben schon mit weniger (kosten-)intensiven Aufwand Spieler wie Lahm, Schweinsteiger, Holger Badstuber, Thomas Müller oder David Alaba hervorgebracht. Zuletzt hat es in der Durchlässigkeit von den Junioren zu den Profis aber ein wenig gehapert. Hier liegt der Knackpunkt der Unternehmung.

Für die heikelste Phase einer jungen Karriere stehen bei den Bayern ab sofort Koryphäen wie Hoeness, Reschke und Sammer als Lenker und Berater zur Verfügung, dazu in der U 19 Heiko Vogel als Trainer - ein mit dem FC Basel in der Champions League erprobter Fachmann.

Selbst im europäischen Vergleich dürfte der FCB damit so gut aufgestellt sein wie kein anderer Klub. Es scheint eine Frage der Zeit, bis der neue Jugendweg auch die entsprechenden Talente für die Profis ausspuckt.

JTI zertifiziert JTI zertifiziert

"So arbeitet die Redaktion" informiert Sie, wann und worüber wir berichten, wie wir mit Fehlern umgehen und woher unsere Inhalte stammen. Bei der Berichterstattung halten wir uns an die Richtlinien der Journalism Trust Initiative.