Für den SC Freiburg war er nicht gut genug, jetzt steht er beim FC Bayern München unter Vertrag: Mehdi Benatia soll beim Deutschen Meister den verletzten Javi Martinez würdig vertreten. Doch ist der Bayern-Zugang dieser Aufgabe überhaupt gewachsen?

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"Er hat nicht die Qualität", befand Robin Dutt, Trainer des SC Freiburg, und entschloss sich, Mehdi Benatia nach dessen Probetraining beim Sport-Club eine Absage zu erteilen. Einen "Klopfer" wolle man nicht, begründete der Coach weiter. Das war 2009. Fünf Jahre später ist es nicht Dutt, sondern Star-Trainer Pep Guardiola, der sich die Dienste des marokkanischen Innenverteidigers sichert. Seit Monaten soll der Coach des FC Bayern München für Benatia geschwärmt haben. Aufgrund des Kreuzbandrisses von Javi Martinez wurde aus Schwärmerei konkretes Interesse, das mittlerweile in der festen Verpflichtung des 27-Jährigen für die kommenden fünf Jahre mündete.

"Herr Guardiola wollte mich unbedingt", sagte der in Frankreich geborene Marokkaner "Sport1", der Guardiola als "starken Trainer" bezeichnet. Er selbst sei glücklich, "dass der Wechsel endlich geklappt hat. Bei Bayern gibt es viele tolle Spieler. Es ist ein Traum, ab jetzt ein Teil davon zu sein."

26 Millionen sollen die Münchner für Benatia an den AS Rom überwiesen haben. Zudem könnten weitere erfolgsabhängige Bonuszahlungen in Höhe von vier Millionen Euro fällig werden. Doch ist Benatia, der mit 23 Jahren noch in der zweiten französischen Liga spielte, dieses Geld tatsächlich wert?

Überragende Leistungen für den AS Rom

Zieht man die Leistungen des Marokkaners aus der Vorsaison heran, heisst die Antwort eindeutig: ja. Im Sommer 2013 wechselte Benatia für 13,5 Millionen Euro vom Liga-Konkurrenten Udinese Calcio zum AS Rom. Und prompt stabilisierte sich die Abwehr der Hauptstädter. Kassierte die Roma in der Saison 2012/2013 noch 56 Gegentreffer, waren es in der darauf folgenden Spielzeit mit 25 weniger als die Hälfte. Zwischendurch kassierte die Roma gar acht Spiele in Serie überhaupt kein Gegentor.

Bei den Bayern soll Benatia die Rolle ausüben, für die Martinez bis zu seiner schweren Verletzung eingeplant war: als zentraler Chef einer Dreier-Abwehrkette. Die Voraussetzungen dafür bringt der 1,91 Meter grosse und 88 Kilogramm schwere Verteidiger mit. Zu seinen grossen Stärken zählen nicht nur sein starkes Stellungsspiel, sondern auch das perfekte Timing beim Zweikampf. Das sieht auch der ehemalige Bayern-Stürmer Luca Toni so: "Ich denke, Benatia ist der beste Verteidiger der vergangenen Saison. Er ist stark, er ist gross, er ist schnell. Er steht immer in perfekter Position und ist taktisch klug", sagte der mittlerweile 37-Jährige der "Sport-Bild".

Der perfekte Spieler für Pep Guardiola

Durch die Verpflichtung Benatias erhöhen sich die taktischen Möglichkeiten für Guardiola. Er kann mit einer Dreier-Abwehr spielen lassen, um Platz für einen Mittelfeldspieler zu schaffen. Somit haben die Bayern einen weiteren technisch starken Spieler im offensiven Bereich, um den von Guardiola geliebten Ballbesitzfussball noch besser ausüben zu können. Alternativ kann Guardiola im klassischen 4-2-3-1-System spielen lassen. Dann würde sich Benatia mit Holger Badstuber, Dante und Jerome Boateng um zwei der vier Plätze im Abwehrzentrum streiten.

Benatia hat zweifellos die Klasse, sich schnell in die Stammelf der Münchner zu spielen. In Rom avancierte der Marokkaner nicht nur im Eiltempo zum Abwehrchef, sondern auch zu einem der Publikumslieblinge. Zudem war seine Torquote der Vorsaison mit fünf Treffern in 33 Serie-A-Spielen für einen Abwehrspieler durchaus beachtlich.

Einzig seinen markanten Torjubel darf sich Benatia abgewöhnen. Denn nach jedem seiner Treffer schiesst er mit einer imaginären Maschinenpistole um sich.

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