Besser könnte es für Arjen Robben derzeit nicht laufen. Sogar die Gegner ziehen ehrfürchtig den Hut vor der Leistung des Niederländers. Aber ist der Star des FC Bayern München wirklich auf dem Höhepunkt seines Schaffens angekommen oder profitiert er lediglich vom Formtief seiner Mitspieler? Wir unterziehen drei Thesen zu Robben dem Check.
Wenn
1. These: Arjen Robben ist auf dem Höhepunkt seiner Karriere angekommen.
Lange Zeit galt Arjen Robben als der Mann mit den Glasknochen. Schon in seiner Zeit bei Real Madrid war der Niederländer häufiger verletzt als andere, und auch beim FC Bayern München schien sich dieser Ruf zunächst zu bestätigen. Ein Muskelriss warf ihn ihm August 2010 für 151 Tage aus der Bahn. Es folgten ein Leistenbruch, eine Schambeinentzündung und immer wieder muskuläre Probleme. Und Robbens Comebacks verliefen auch nicht nach Wunsch. Auch die Psyche spielte nicht immer mit. Lange Zeit stellte er zu hohe Erwartungen an sich selbst. Er wollte Führungsspieler sein und wurde doch als "Alleinikow" verspottet, weil er den Ball zu selten an seine Mitspieler abgab. Die grösste persönliche Niederlage hat Robben wohl im Champions-League-Finale gegen den FC Chelsea erlitten, als er den entscheidenden Elfmeter verschoss und das Münchner Publikum ihn noch zu Beginn der darauffolgenden Saison erbarmungslos auspfiff.
Wenn man Robben heute spielen sieht, ist es kaum zu glauben, wie sich der Bayern-Star seit diesem Zeitpunkt mit seinen 31 Jahren noch weiterentwickelt hat. In der aktuellen Scorerliste liegt Robben mit vierzehn Toren und drei Assists hinter Kevin de Bruyne auf Platz zwei. Er schiesst immer noch gerne aufs Tor - im Durchschnitt alle 18 Minuten -, aber er hat auch den Blick für seine Mitspieler. Ihm gehe es nicht um die Torjägerkanone, sagte Robben unlängst. "Mir geht es nur um de Erfolg der Mannschaft". Gesprochen wie ein wahrer Führungsspieler, der er inzwischen geworden ist - ohne sich selbst dazu gezwungen zu haben. Er reisst seine Team mit, wie im Spiel gegen den VfB Stuttgart, spricht Probleme in der Mannschaft offen an. Und er ist fit: Robben schiebt täglich Sonderschichten und arbeitet mit den Physiotherapeuten. "Ich habe die Kontrolle über meinen Körper erlangt", sagt der frühere "Glasmann".
So gelöst und gleichzeitig selbstsicher wie aktuell hat man Arjen Robben tatsächlich noch nie gesehen.
Er selbst würde die These vom "Höhepunkt seiner Karriere" in seinem 15. Profijahr wohl dennoch nicht unterschreiben. Denn dann könnte sich Robben ja ausruhen - und das wir der 31-Jährige keinesfalls tun. Er schiebt lieber Sonderschichten.
Fazit: Die These ist haltbar.
2. These: Arjen Robben glänzt nur, weil seine Kollegen im Formtief stecken.
Noch hat Arjen Robben nicht alle Herzen erobert. Einige Kritiker sehen in dem Höhenflug des Niederländers lediglich den Beweis dafür, dass die eigentlichen Leader der Mannschaft in einer Formkrise stecken. Tatsächlich läuft die Partnerschaft zwischen
Die These, dass Robbens Leistung nur deshalb so überragend wirkt, weil seine Mitspieler der eigenen Form hinterherlaufen, ist dennoch nicht haltbar. Das Argument hebt sich selbst auf. Denn wenn Robbens Mitspieler schwächeln, muss seine Leistung deshalb eigentlich noch höher eingeschätzt werden. Der früher oft launische Robben lässt sich von kurzen Durchhängern seiner Teamkollegen nicht mehr runterziehen. Er hat den absoluten Willen zum Sieg. Immer. Und inzwischen auch die Möglichkeiten und das Selbstbewusstsein seine Mannschaft sogar anzupeitschen.
Fazit: Die These ist nicht haltbar.
3. These: Pep Guardiola hat Arjen Robben zum besten Robben aller Zeiten gemacht.
"Ich geniesse es sehr, mit
Guardiola hat Robben und damit auch den FC Bayern unberechenbarer gemacht, in dem er ihn manchmal auch auf der Zehner-Position auflaufen lässt. Die ständigen Positionswechsel, die in Guardiolas Spielphilosophie verankert sind, haben Robben zu einem kompletten Spieler werden lassen, der manchmal sogar mit seinem rechten Fuss trifft. Dass die Defensive unter Guardiola zudem gut geordnet ist, kommt auch Robben zugute. Er kann auf viele lange Wege verzichten - was nicht heisst, dass er Defensivarbeit scheut - und sich auf Einzelaktionen in der Offensive konzentrieren. Weil er dadurch Kraft spart, ist der Niederländer inzwischen auch weniger verletzungsanfällig.
Dennoch ist Robben Robben geblieben. Viele seiner Laufwege ähneln immer noch denen, die er bereits als Mitte 20-Jähriger eingeschlagen hat. Allerdings hat Guardiola ein System geschaffen, in dem Robben zum Leidwesen der Gegner seine Stärken noch besser ausspielen kann. Oder um es mit Robbens Worten zu sagen: "Ich kann besser antizipieren, das Spiel des Gegners besser lesen und mich auf dem Feld besser bewegen. Das alles habe ich Pep Guardiola zu verdanken. Ich treffe jetzt öfter die richtige Entscheidung, habe aber meine Spontanität keineswegs verloren", erklärte er bei "bundesliga.de". Und das lassen wir jetzt einfach mal so stehen.
Fazit: Die These ist haltbar.
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