Franck Ribéry wechselt zum AC Florenz. In der Toskana ist der Altstar das, was er beim FC Bayern nicht mehr war: ein Superstar. Mehr noch: Der Franzose wird in Krisenzeiten zum grossen Hoffnungsträger.

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"Franck Ribéry è nostro!" - "Franck Ribéry gehört uns!" Nicht etwa die Fans, nein: Der AC Florenz selbst liess seiner Euphorie über die Verpflichtung des französischen Altstars über Twitter freien Lauf.

Die Reaktionen auf Social Media zeigen: Der 36-Jährige, der beim FC Bayern nach zwölf Jahren keinen neuen Vertrag bekommen hatte, wird in der Toskana schon jetzt als Heilsbringer gefeiert.

AC Florenz: Riesen-Begeisterung über Franck Ribéry

An diesem Dienstag unterschrieb er einen Zweijahresvertrag bei der Viola mit der Aussicht auf einen Superstar-Status, den er am Ende in München, verletzungsanfällig und in die Jahre gekommen, nicht mehr hatte. Die Begeisterung der Florentiner ist leicht nachvollziehbar, schliesslich hat der Klub ein Jahr zum Vergessen hinter sich.

"Für mich war entscheidend, dass ich noch einen Vertrag über zwei Jahre unterschreibe. Ein wesentlicher Faktor ist zudem, dass ich meine Familie bei mir haben kann. Ich freue mich sehr, noch zwei Jahre auf hohem Niveau Fussball spielen zu können", wird Ribéry in einem ersten Statement zitiert.

AC Florenz entgeht Abstieg nur knapp

Der Franzose steht in der Hauptstadt der malerisch schönen Toskana vor einer gewaltigen Aufgabe. Denn: Zur europäischen Elite gehört der AC Florenz nicht mehr. In der vergangenen Saison entging der Ex-Klub von Ex-Nationalspieler Mario Gomez (2013 – 2016) nach einer katastrophalen Rückrunde nur knapp dem Abstieg.

Von den letzten 14 Saisonspielen gewann der AC Florenz nicht eines, und nach fünf Niederlagen in Folge ging es am letzten Spieltag gegen den FC Genua (0:0) um alles. Statt der Viola traf es den toskanischen Nachbarn FC Empoli, mit Tabellenplatz 16 war es am Ende dennoch eine völlig missratene Saison, begleitet von internen Querelen.

AC Florenz war tief in der Krise

Ex-Trainer Stefano Pioli hatte mitten im Abstiegskampf hingeworfen, "da meine professionellen und vor allem menschlichen Fähigkeiten in Frage gestellt wurden", wie er erklärte. Und die Tifosi überwarfen sich mit den Besitzern Della Valle, die den Klub im Juli schliesslich nach hartnäckigem Werben an den Italo-Amerikaner Rocco Commisso verkauften, einen Unternehmer aus New York – für kolportierte 200 Millionen Euro.

"Wir haben nicht dem finanziell günstigsten Angebot den Vorzug gegeben, sondern die Offerte berücksichtigt, die dem Klub die solidesten Zukunftsaussichten gibt", erklärten die Brüder Andrea und Diego Della Valle und hoben die Erfahrung Commissos in der Fussball-Welt hervor. Dass etwas geschehen musste, war damals längst jedem klar.

Serie-A-Klubs investieren kräftig

Juventus Turin, der grosse Rivale aus dem Nordwesten, mit dem sich die Viola in den 1980er Jahren mehrmals um den Calcio, die Meisterschaft, stritt, ist inzwischen enteilt. Kolportierte 188,5 Millionen Euro gab der Serienmeister vor dieser Saison für neue Spieler aus. Auch Inter Mailand (155 Millionen Euro), der AC Milan (104 Millionen Euro), der AS Rom (101 Millionen Euro) und der SSC Neapel (90 Millionen Euro) investierten kräftig, um international konkurrenzfähig zu bleiben – oder dies überhaupt erst zu werden.

Vergleichsweise geringe 14,8 Millionen Euro gaben die Florentiner für sieben neue Spieler und viel Erfahrung aus. So kam Kevin-Prince Boateng von Nachbar Sassuolo.

Der 32-jährige Bruder von Weltmeister Jerome Boateng hatte 2018 Eintracht Frankfurt gemeinsam mit dem heutigen Bayern-Trainer Niko Kovac überraschend zum DFB-Pokalsieg geführt.

Franck Ribéry trifft auf Trainer Vincenzo Montella

Die wichtigste Verpflichtung war jedoch – vor Ribéry – der Trainer: Vincenzo Montella. Gemeinsam mit dem 45-Jährigen gelang es Sportdirektor Daniele Pradè, Klub-Juwel Federico Chiesa (21) trotz des Werbens von Rivale Juve zu einem Verbleib zu bewegen. Der Sohn des einstigen Viola-Stürmers Enrico Chiesa (1999 – 2002) ist mit Abstand der teuerste Spieler (geschätzter Marktwert: 60 Millionen Euro) des Vereins.

Gemeinsam mit Ribéry, der sich in München bei Personalcoach Matthias Blankenburg fit gehalten hatte, wird der junge Nationalstürmer künftig um die Rolle des Publikumslieblings wetteifern. Und dafür sorgen wollen, dass sich eine Saison wie die letzte nicht wiederholt.

Trotz der sportlichen Talfahrt strömen immer noch bis zu 37.000 Fans bei Heimspielen in das altehrwürdige Stadio Artemio Franchi, dessen Flutlichtmasten, mitten in die Stadt gebaut, die terrakottafarbenen Dächer der toskanischen Häuser überragen.

Es wird der neue Arbeitsplatz von Ribéry sein. Dem Altstar, der es in der Serie A nochmal allen zeigen will.

Quellen:

  • rp-online.de: Der AC Florenz hat einen neuen Eigentümer
  • sueddeutsche.de: Krise beim AC Florenz: Trainer Pioli wirft hin
  • Transfermarkt.de: Transfereinnahmen und -ausgaben


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