Franz Beckenbauer feiert am 11. September seinen 75. Geburtstag. Auch wenn es in den vergangenen Jahren stiller um ihn geworden ist: Anekdoten gibt es viele über den deutschen "Kaiser". Wir haben fünf schöne herausgesucht und wünschen Happy Birthday, oder besser: Ois Guade, wie Beckenbauer selbst vermutlich sagen würde.

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Franz Beckenbauer wird 75 Jahre alt. Das stellt Sportjournalisten vor ein Problem: Beckenbauer hat zu viel erlebt, er hat zu viele lustige und gute Dinge gesagt und auch manchmal ziemlich viel Schmarrn. Er hat alles gewonnen und manches verloren. War Kaiser, Depp und Suppenkasper. Einzelne Beckenbauer-Jahre können ganze Bücher füllen.

Doch für Bücher haben wir hier leider keinen Platz, stattdessen orientieren wir uns lieber an einem Bonmot des Kaisers, der einst sagte: "Fass dich kurz, wenn du lange gelesen werden willst."

In diesem Sinne, hier die fünf – völlig subjektiv ausgewählten – besten Anekdoten aus 75 Jahren Franz Beckenbauer, zumindest halbwegs kurz gefasst:

Die 180-Grad-Wende des Zlatko Cajkovski

Auch ein grosser Trainer kann mal danebenliegen. "Tschik" Cajkovski faltete Beckenbauer bei der ersten Begegnung ordentlich zusammen: "Sie Bohnenstange, unten nix, mitte nix, oben nix. Sie mehr essen. Nix Frauen, nix Rauchen, nix Saufen. Sie aus Schlagsahne. Sie kein Kämpfer. Sie wie Strohhalm. Sie lieber gehen Schuhe putzen als spielen Fussball."

Wenig später klang das schon ganz anders: "Franz. Sie grösstes Fussballer seit Tschik. Ich mache Weltmeister aus Ihnen. Tschik und Beckenbauer bald grösstes Fussball-Gespann in Europa und in Welt."

An alle Bohnenstangen da draussen: Nie die Hoffnung aufgeben.

Franz Beckenbauer und die schicksalhafte Watschn

Beckenbauer will als 13-jähriger Bub vom SC 1906 München zu einem grossen Münchner Verein wechseln: den TSV 1860 München. Blöd nur, dass im letzten Aufeinandertreffen der beiden Vereine sich der freche Beckenbauer eine saubere Watschn vom Verteidiger der Sechzger abholt und danach doch lieber zum FC Bayern gehen mag.

Besagter Sechzger, ein gewisser Gerhard König, outete sich erst spät im BR als der Übeltäter, konnte sich jedoch bestens an die Szene erinnern: Ich war Verteidiger, der Franz war Mittelstürmer. Da hat er mich ausgespielt. Ich hab' geguckt, wo der Schiedsrichter war und hab ihm eine Watschn gegeben. Ich wusste damals schon, mit wem ich es zu tun habe, denn Franz war ein Riesentalent."

Und was lernen wir daraus, liebe Kinder? Hauen darf man nicht.

Das Netzer-Beckenbauer-Overath-Auto

Einmal eine ähnliche Coolness ausstrahlen wie Günter Netzer, muss sich Beckenbauer Mitte der 1970er Jahre gedacht haben und überredet seinen Nationalmannschaftskollegen, ihm doch bitte dessen Jaguar E zu verkaufen. Netzers Anmerkung, Beckenbauer sei doch eher Mercedes- oder BMW-Fahrer, will Beckenbauer nicht gelten lassen. Netzer fährt ihm das wunderschöne Auto dann sogar noch bis nach München. Nur einige Tage darauf ruft Beckenbauer ihn an, wie Netzer später im BR erzählen wird. "Du bist ein Betrüger! Du hast mir ein Auto angedreht, das ist nicht fahrbar", habe Beckenbauer geschimpft. "Da regnet’s rein und die Bremsen funktionieren auch nicht!"

Zurücknehmen will Netzer den Wagen aber nicht, das hätten englische Autos schliesslich einfach so an sich. Also veräussert Beckenbauer das Auto an den nächsten Typen mit Coolnessfaktor: Wolfgang Overath, der das formschöne Gefährt prompt lila anstreicht. Ob das gegen das Reinregnen geholfen hat, ist nicht überliefert, Netzers Reaktion darauf jedoch schon: "Diese Ignoranten verdienen es gar nicht, dass du dich mit denen beschäftigst."

Wenn der Kaiser die Königin trifft

Jetzt könnte man eigentlich meinen, dem Franz ist nichts peinlich. Zumindest wirkt es immer so. Vor echten Hoheiten kuscht jedoch sogar ein Kaiser, so erzählt er der "Bunten" einmal selbst, als er nach seinem persönlich schlimmsten Eigentor gefragt wird. Während der WM in Südafrika habe er eine Viertelstunde lang auf den Hotellift gewartet. Eigentlich in Eile, schwindet die kaiserliche gute Laune mit jeder vergangenen Minute, sodass er, als der Lift endlich eintrifft, beim Reingehen flucht "wie ein Giesinger Kesselflicker". Eine vornehme Dame dreht sich angesichts der bayerischen Schimpftirade zu ihm um und lächelt huldvoll: Königin Sofia.

Da kommt sogar der Kaiser bei der Entschuldigung ins Stottern. Doch eine wahre Königin verzeiht. Nach dem WM-Endspiel habe sie ihm gesagt: "Keine Entschuldigung mehr! Ich liebe Emotionen."

Beckenbauer und die andere Fakultät

Und dann gibt es da noch die Sache mit Beckenbauers gutem Freund und Zimmernachbarn aus New Yorker Tagen, Balletttänzer Rudolf Nurejew, der dem Franz an einem Tag im Riverside Cafe gerne ein bisschen näher gekommen wäre, wie Beckenbauer erzählt:

"Und dann, ja, wir sitzen hinten drin, Rudolf neben mir und er kommt ein bisschen näher und versucht sich ein bisschen mit meinem Knie zu beschäftigen; ich mein, ich kannte ja seine Neigungen. Und da habe ich gesagt: 'Rudolf, sei mir nicht bös'. Bevor du jetzt weiter oder noch näher zu mir heranrutschst, bleib drüben sitzen, ich gehöre einer anderen Fakultät an.' Aber der hat das hingenommen, super; wir sind auch weiter Freunde geblieben und haben uns, was weiss ich, da und dort immer wieder getroffen …"

Franz Beckenbauer über seine Freundschaft mit Nurejew

"Ich bin von der anderen Fakultät" © YouTube
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