In der Welt des Fussballs, wie in vielen anderen Bereichen auch, herrscht eine Diskussion über Gleichberechtigung und die Repräsentation von Frauen. Es ist ein Thema, das polarisiert und zu hitzigen Debatten führt.
Die Einführung einer Frauenquote wird oft als Lösungsansatz vorgeschlagen – doch dieser Vorschlag stösst nicht selten auf Widerstand.
Die Existenz einer Frauenquote führt nicht selten zu dem Vorwurf, eine Frau habe nur wegen ihres Geschlechts einen Job bekommen. Ein rüdes Foulspiel gegen alle Frauen, die aufgrund ihrer Ausbildung und Kompetenz eine Position oder einen Job bekommen. Oft sind es auch diese Frauen, die die Existenz der Frauenquote kritisieren, wie zuletzt Marie-Louise Eta, Co-Trainerin bei Union Berlin.
Die Annahme, dass wir in einer meritokratischen Gesellschaft leben, in der allein Fähigkeiten und Leistungen zählen würden, ignoriert strukturelle Ungleichheiten und Netzwerkeffekte. Der sogenannte "Old Boys' Club" im Fussball ist hierfür ein Paradebeispiel: Männer fördern Männer – oft basierend auf persönlichen Beziehungen statt objektiver Qualifikation.
Die Quote bleibt ein notwendiges Übel
Es wäre schön zu denken, dass es keine Notwendigkeit für eine Quote gibt. Aber solange sich das Spielfeld nicht von selbst ebnet und solange kompetente Frauen systematisch übergangen werden oder gar erst gar keinen Zugang finden wegen ihres Geschlechts oder weil sie nicht Teil dieses informellen Netzwerks sind, bleibt die Quote ein notwendiges Übel.
Zudem müssen wir uns von dem Gedanken lösen, nur männlicher Fussball sei der Massstab aller Dinge. Wenn wir über "Fussball" sprechen, ohne ein weiteres Attribut dazu setzen zu müssen, meinen viele automatisch nur den männlichen Sport, obwohl doch alle das gleiche Spiel spielen. Unabhängig von Geschlecht und Alter.
Oder das lächerliche Urteil, dass eine Frau sich nicht über den Fussball der Männer äussern kann, weil sie ja eine Frau ist. (Ja, diesem Urteil bin ich schon mehrfach begegnet und es war purer Ernst.)
Fachwissen und strategisches Denken sind kein Monopol eines Geschlechts
Was also tun? Eine Kompetenzquote könnte tatsächlich einen Ausweg bieten: Sie würde sicherstellen, dass alle Positionen anhand echter Expertise besetzt werden - unabhängig von Geschlecht und Mitgliedschaft im Old Boys‘ Club.
Wenn wir wollen, dass unser Lieblingssport innovativ, vorausschauend und inklusiv bleibt, müssen wir bereit sein, unsere Vorstellungen darüber, wer diesen Sport prägen kann, erweitern. Das bedeutet auch anzuerkennen, dass Fachwissen, Geschicklichkeit und strategisches Denken kein Monopol eines Geschlechts sind.
Wir brauchen mehr Vielfalt in den Entscheidungsgremien des Sports, um frische Perspektiven einzubringen und um jenen gerecht zu werden, die ihn lieben und leben. Und ja, eine Kompetenzquote mag unbequem sein, für all jene, die glauben, sie hätten ihren Platz an der Sonne bereits sicher. Aber vielleicht ist genau das nötig, um Fairness ins Spiel zu bringen. Damit am Ende wirkliches Können entscheidet, nicht das Geschlecht.
Lesen Sie auch
- Michael Hofmann ärgert sich über das Verhalten vieler Eltern
- Die neue Klub-WM ab 2025: Salzburg ist dabei, Liverpool aber nicht
"So arbeitet die Redaktion" informiert Sie, wann und worüber wir berichten, wie wir mit Fehlern umgehen und woher unsere Inhalte stammen. Bei der Berichterstattung halten wir uns an die Richtlinien der Journalism Trust Initiative.