Englands Journalisten haben ein Problem. Ihnen gehen die Superlative aus. Brillant, betörend, überragend. Mit all diesen Attributen haben sie Gareth Bale schon betitelt. Doch der Linksfuss von Tottenham Hotspur legt in jedem Spiel noch eine Schippe drauf.

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Am Sonntag traf Bale gegen Arsenal London zum neunten Mal in sieben Spielen, zum 20. Mal in der laufenden Saison. Natürlich mit links. So ein Mann weckt Begehrlichkeiten bei anderen europäischen Klubs. Und bei den Spurs macht sich kaum noch jemand Hoffnung, dass man Bale tatsächlich halten könnte.

Das ist kein Wunder bei den Lobeshymnen, die derzeit von allen Seiten auf den 23-jährigen Waliser gesungen werden. Tottenhams Kapitän Michael Dawson erklärte Bale vor kurzem zum "besten Spieler der Welt - auf einer Stufe mit Messi und Ronaldo" und fügte hinzu: "Einige Sachen, die er mit dem Ball macht, würden sogar Ronaldo erröten lassen". Erst im Februar wurde der Linksaussen zum besten Spieler des Monats in der Premier League ernannt. Es ist aber auch schön anzusehen, was Bale in dieser Saison abliefert. Im Spiel gegen West Ham zimmerte er einen Schuss aus 25 Metern Entfernung über die Köpfe von vier gegnerischen Verteidigern hinweg zum 3:2 ins rechte obere Toreck. Auf Bales linken Fuss wäre auch BVB-Legende Lothar Emmerich ("Emma mit der linken Klebe") stolz gewesen.

Nur, wo hat sich der Waliser bisher versteckt? Fast muss man den Eindruck haben, er sei einfach so aufgetaucht, der walisische Goldjunge. Mitnichten. Denn tatsächlich gab Bale bereits in der Saison 2007/08 sein Premier-League-Debüt. Zwei Tore in acht Liga-Spielen hatte Bale am Ende der Saison verbucht. Seitdem steigert er sich beständig. 2009/10 waren es drei Tore in 23 Spielen; 2011/12 dann schon zehn Treffer in 36 Spielen. Jetzt also bereits 16 Ligatore und noch Luft nach oben. Dafür schiebt Bale auch täglich nach jedem Training Sonderschichten, sagte Spurs-Torhüter Brad Friedel der "AZ".

Guardiola: Interesse an Bale?

Die Frage nach Bales Stärken auf den Punkt bringt im übrigen Sky-Experte Lothar Matthäus: "Er ist ein Riesenspieler, technisch sehr stark, schussstark, sehr schnell, torgefährlich, ganz sicher mehr als eine Alternative für den FC Bayern." Denn nicht nur die üblichen Verdächtigen, wie Real Madrid oder Paris St. Germain buhlen um die Gunst des Walisers. Im Februar berichtete die englische "Daily Mail", dass Bayerns neuer Coach Pep Guardiola den Linksfuss unbedingt an die Säbener Strasse locken will. Das würde zu Guardiolas Plan passen, den FC Bayern auf allen Positionen doppelt zu besetzen. Sollte Bale tatsächlich zum deutschen Rekordmeister wechseln - Franck Ribery müsste sich warm anziehen.

Allerdings steht für Bale eine Rekordsumme von rund 58 Millionen Euro im Raum. Es ist fraglich, ob die Bayern nach dem Martínez-Transfer schon wieder so viel Geld in die Hand nehmen. Da scheint ein Wechsel zu Real Madrid doch wahrscheinlicher. Die Spanier schrecken ja in den seltensten Fällen vor derartigen Summen zurück.

In Tottenham hat man sich noch nicht ganz damit abgefunden, dass man nicht mehr lange am früheren Mantra "Gareth Bale? Not for sale." festhalten kann. Trainer Andre Villas-Boas betont immer wieder, man wolle Bale unbedingt halten. Dabei wird deutlich, dass Bale auch ein sehr angenehmer Geselle sein muss. Denn der Coach betont stets, wie bodenständig der junge Mann doch sei. Was will man dazu noch sagen, ausser: brillant, betörend, überragend.

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