Silvio Berlusconi hat derzeit andere Probleme als sich mit seinem AC Mailand zu beschäftigen. Ihm droht Hausarrest oder Sozialarbeit. Milan droht eine weitere Saison mit grossen Problemen. Die Mailänder sind im Umbruch und setzen ihre Hoffnungen für die neue Saison ganz besonders auf zwei Spieler: Stephan El Shaarawy und Mario Balotelli.
Mario Balotelli und Stephan El-Shaarawy verstehen sich hervorragend, erzählt einer der Presseleute des AC Mailand, der nicht namentlich genannt werden will, am Rande des Audi-Cup. "Sie sind auch privat richtig gute Freunde." Die beiden verbindet nicht nur eine Freundschaft. Sie sind die Gesichter des neuen Italiens – Balotelli mit seinem italienischen Namen und der schwarzen Haut und El Shaarawy mit seinem italienischen Aussehen und dem arabischen Namen. Sie sollen auch die Gesichter des neuen AC Mailand werden.
"Wir befinden uns in einer Übergangsphase", erzählt der Pressemann. Milan habe viele gute Spieler verloren, einige seien in Rente gegangen, darunter Torjäger Filippo Inzaghi. Jetzt werde es sicher drei bis vier Jahre dauern, bis Trainer Massimiliano Allegri ein Team zusammengestellt habe, das ähnlich dominant auftritt wie das alte Milan. Balotelli und El Shaarawy sollen beim Aufbau eines solchen Teams ganz unterschiedliche Rollen zukommen.
"Er hat lange nicht getroffen"
El Shaarawy wird noch nicht zugetraut eine Mannschaft zu führen. Dafür ist er noch zu jung. Dennoch ist er einer der wichtigsten Spieler im Team. Und er ist in der Bringschuld, wie Jogi Löw sagen würde. 30 Millionen Euro hat der AC Mailand abgelehnt. So viel Geld wollte der FC Chelsea offenbar als Ablöse zahlen. Und das, obwohl der Italiener mit der eigenwilligen Frisur in der vergangenen Rückrunde nur zwei Tore geschossen hat.
"Es war wichtig für ihn, im Audi-Cup zu treffen", sagt der Pressemann und sieht darüber äusserst erleichtert aus. "Er hat lange nicht getroffen." Zwei Tore hat El Shaarawy im Halbfinale des Vorbereitungsturniers gemacht. Aber erst nachdem seine Mannschaft bereits mit fünf Toren gegen Manchester City in Rückstand geraten war (Endstand 3:5). Im Spiel um Platz drei gegen Sao Paulo trifft er wieder nicht und wird zur Pause ausgewechselt. Phasenweise wirkt er fast lustlos – genau wie der El Shaarawy, der in der vergangenen Saison so arg in die Kritik geraten war.
Dabei ist er ein feiner Techniker, der feine Tore schiessen kann. Das erwarten sie von ihm in Mailand. Denn auch wenn das erklärte Ziel der Rossoneri erst einmal die direkte Qualifikation für die Champions League ist, so ist es doch ihr Anspruch – allein vom Selbstverständnis her – auch immer um die Meisterschaft mitspielen.
Balotelli soll die Mannschaft führen
Wo El-Shaarawy mit Toren helfen soll, werden von Mario Balotelli auch noch zusätzlich Führungsqualitäten erwartet. "Wir erwarten von ihm, dass er einen Schritt nach vorne in seinem Reifeprozess macht", sagt der Pressesprecher. Und bisher scheint es fast so, als würde ihm Balotelli diesen frommen Wunsch erfüllen.
Seit er im Januar 2013 nach Mailand gewechselt hat, ist das einstige Enfant terrible fast skandalfrei geblieben. Keine Feuerwerkskörper in Badezimmern, keine wilden Autofahrten, nur kleinere Querelen mit seiner Freundin, mehr nicht. Das gibt den Mailändern Grund zur Hoffnung. Und auch die italienische Nationalelf könnte davon profitieren. Denn ein gereifter Balotelli in Kombination mit einem torfreudigen El Shaarawy könnte bei der Weltmeisterschaft 2014 nicht nur die deutsche Nationalmannschaft vor grössere Probleme stellen.
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