Es "müllert" wieder beim FC Bayern München. Endlich, mögen viele denken. Thomas Müller hat sein Sommertief offensichtlich überwunden und erinnert schon wieder an den unbekümmerten Jungspund, der mit seinem Spielwitz während der WM 2010 ganz Deutschland von den Sitzen gerissen hat.

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Die Leichtigkeit ist wieder da bei Thomas Müller. Ihm scheint derzeit wirklich alles zu gelingen. Sechs Tore hat er schon in der Liga geschossen. Beim 1:0-Sieg gegen OSC Lille in der Champions League ist Müller einer der auffälligsten Akteure und beendet dann noch ganz nebenbei das Elfmeter-Trauma der Bayern. Falls ein Strafstoss vor Coolness strotzen kann, dann tat er es in diesem Fall. Auch Müllers Aussage nach dem Spiel erinnert in ihrer Lockerheit an den jungen Mann, der nach dem WM-Achtelfinale gegen England erst einmal die Oma grüsst: "An dem Elfmeter ist nichts Besonderes. Ich laufe an und schau, dass ich den Ball im Tor unterbekomme." Eigentlich habe er sich für seinen ersten Elfmeter eine druckfreiere Ausgangslage im Spiel gewünscht, "aber ich war dann eigentlich doch sehr cool." Der 23-jährige Offensivspieler hat einen Lauf, "da geht alles ein bisschen leichter."

Das sah vergangene Saison noch ganz anders aus. 1.162 Spielminuten war Müller zwischen September und Februar ohne Treffer geblieben und auch bei der EM im vergangenen Sommer konnte er nicht überzeugen. Kein einziges Tor wollte ihm gelingen. Nach dem Halbfinal-Aus gegen Italien flossen bei Müller bittere Tränen. Das scheint jetzt vergessen. Doch woran liegt es, dass es nun soviel besser läuft?

"Ich fühle mich körperlich sehr gut"

Die hohe Belastung, der Thomas Müller und auch andere Bayern-Akteure in der letzten Saison ausgesetzt waren, wurde schon des Öfteren herangezogen, um misslungene Auftritte der Spieler zu erklären. Bundesliga, DFB-Pokal und Champions League. Und nur kurz darauf die Europameisterschaft.

Die Sommerpause scheint Müller besonders gut getan zu haben. Vor allem an seiner Fitness hat er gearbeitet: "Ich fühle mich körperlich sehr gut. Deshalb lief es von Anfang an optimal." Und gerade für Müller sehr gute physische Grundlagen wichtig. Sein Spiel lebt von schnellen Sprints und für den Gegner nicht nachvollziehbaren Laufwegen. Er ist kein Künstler am Ball wie Lionel Messi, wie er in einem Interview mit "merkur-online.de" selbst freimütig zugibt. Dennoch ist seine Spielweise einzigartig: "Einen Spieler, der ähnlich komisch spielt wie ich, den findet man nicht. Aber ich muss ja auch Methoden finden, um erfolgreich zu sein."

Eigentlich sieht der schlaksige Müller so aus, als dürfte er gar nicht Fussballspielen können. Selten hat es wohl einen Kicker mit dünneren Beinen gegeben. Aber Müller sieht selbst darin einen Vorteil: "Wo keine Muskeln sind, kannst Du Dir auch nicht wehtun! Meine Waden sind so dünn, da kann kein Gegner die Knochen treffen, weil man sie so schlecht sieht." Und tatsächlich fiel Müller noch nie mit langwierigeren Verletzungen aus.

Neben seinen dünnen Beinen zeichnet sich Müller ausserdem durch Humor, Selbstironie und eine gesunde Selbsteinschätzung aus. Das zeugt von mentaler Stärke. Und wenn er bei "bild.de" sagt, er habe nach der verkorksten Saison 2011/12 mit sich selbst "'KlarSchiff' gemacht", dann glaubt man ihm das auch. Diese Stärke zieht der bodenständige Müller auch aus seinem stabilen Umfeld. Seit 2009 ist er mit seiner Frau Lisa verheiratet. Er ist keiner, der Abseits des Platzes für Skandale sorgt.

Sammer und Müller - das passt

Mit Sportvorstand Matthias Sammer ist nun ein Mann zum FC Bayern gekommen, der ähnlich tickt wie Müller. Sammer ist wie Müller ein harter Arbeiter, der sowohl grosse Emotionalität kennt, als auch Bodenständigkeit neben dem Platz. Er spricht die selbe Sprache wie Müller, kam seinerzeit auch eher über Kampf und Ehrgeiz ins Spiel als über Schönspielerei, und kann so wohl auch dafür sorgen, dass sich der Offensivmann noch weiterentwickelt. Müllers Teamkollege Toni Kroos brachte Sammers Qualitäten in dieser Hinsicht auf den Punkt: "Sammer strahlt etwas aus, was gerade für junge Spieler wichtig ist, er ist in der Lage, die letzten Prozente aus dir herauszuholen."

Sollten bei Müller tatsächlich noch versteckte Prozente schlummern, muss sich die Fussballwelt warm anziehen. Denn schon jetzt überragt Müller den dreimaligen Weltfussballer Messi - zumindest beim beliebten Fussball-Manager-Spiel "comunio". Messi wird dort mit der Durchschnittsnote 2,25 geführt. Bei Müller steht eine 2,07.

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