Die Freude über Ärmelsponsor Herbert Grönemeyer hielt in Bochum nur kurz. Was aber, wenn er zum Vorbild wird und die Trikotärmel künftig die Welt verbessern?

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Das Engagement als Ärmelsponsor des VfL Bochum hatte sich Herbert Grönemeyer vermutlich anders vorgestellt – und vor allem längerfristiger. Weil aber das Team von Trainer Peter Zeidler in der ersten Runde des DFB-Pokals Jahn Regensburg mit 0:1 unterlag, ist schon nach einem Spiel Schluss mit "HG 4630 Bochum". Lange, bevor die Vielzahl der auf 4.630 limitierten Trikots ihre Käufer*innen erreicht.

Dabei war die Idee, zum Jubiläum von Grönemeyers 1984 veröffentlichtem Album eine Aktion des Sängers mit seinem Herzensverein zu machen, eine schöne. Zehn Euro jedes verkauften Trikots sind an die Tafel gegangen, zudem hatte der Verein angekündigt, die Leibchen zu versteigern, in denen die Profis das Pokalspiel absolvierten.

Aufs überhitzte Geschäft mit den Trikots im Fussball darf der Blick ruhig kritisch sein: Was aber, wenn Ärmelsponsoring generell humorvoll wäre, statt profitorientiert – oder weltverbessernd, statt Kasse füllend? Ein Gedankenspiel.

Ziegen in Köln, ein Clown in Mainz

Bereits innovativ unterwegs ist der FC St. Pauli mit seinem System der Trikotpatenschaften. Da sich die Kiezkicker in der Vergangenheit ausserdem schon mehrfach für die Seenotrettung eingesetzt haben, gibt es nur einen logischen Ärmel: Der würde in einer idealen Welt von Sea-Watch besetzt.

Eher kulturell ginge es beim Zweitligisten aus der Domstadt, dem 1. FC Köln zu: Mit dem Cover von "Männer, die auf Ziegen starren" würde sich Weltstar George Clooney einkaufen – und dadurch sein soziales Engagement mit der Clooney Foundation bewerben.

Von der Karnevalshochburg in die Hauptstadt der Fastnacht: Bei Mainz 05 wäre der Ärmel geziert von einem Narren mit roter Nase, bunter Perücke und ebensolcher Weste. Elf Euro des Verkaufserlöses (angelehnt an den Fastnacht-Start am 11. November) würden pro Trikot an die wichtige Arbeit der Clown-Doktoren gespendet.

Ein wohlbekanntes Konterfei würde vom Ärmel des SC Freiburg herabblicken: Christian Streich. Die Einnahmen aus dem Trikotverkauf gingen zu zehn Prozent an Hate Aid – gegen Hass im Netz.

Ärmelsponsoren: Von Brötchen und Störchen

In Bielefeld, einst liebevoll besungen von Bernd dem Brot, käme es zu einer Kooperation der lokalen Bäckereien. Auf den Ärmeln würden künftig Brötchen prangen, für Kinder gäbe es die Trikots umsonst – und wer am Spieltag darin zum Bäcker geht, bekäme eine Überraschungstüte mit Gebäck geschenkt.

Unterdessen würden die Spieler von Holstein Kiel mit einem Storch auf dem Ärmel auflaufen und Familien mit einem geringen Einkommen bekämen vom Verein eine Erstausstattung zur Geburt ihres Kindes geschenkt.

Wenn Whoopi Goldberg bei Osnabrück mitmitschen würde

Beim SV Werder Bremen wäre auf dem Arm ein schlichter Schriftzug mit enormer Wirkung zu lesen: "Bring them home". Damit würde das Engagement der Fanszene für die israelischen Geiseln der Hamas gewürdigt.

Unterdessen würde der VfL aus Osnabrück künftig unterstützt von Whoopi Goldberg, deren Film "Die Farbe Lila" auf jedem Ärmel zu lesen wäre. Die sozial vielseitig engagierte Schauspielerin würde damit Geld für gute Zwecke sammeln und noch ein Benefizkonzert in der Winterpause drauflegen, bei dem das Stadion zur Konzertarena würde.

Die Fans würden die Geschichten hinter dem neuen Ärmelsponsoring ihrer Vereine aufrichtig lieben, zumal sie wüssten, deren Näherinnen erhielten endlich angemessene Löhne – und die Stoffe würden fair angebaut und produziert. Denn der Fussball hätte eingesehen, dass er einen Teil der enormen Summen, die er erwirtschaftet, zurückgeben sollte an die Gesellschaft, dank derer sein permanentes Wachstum überhaupt nur möglich ist.

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