Neuer Hauptsponsor, neue totale TV-Abdeckung, neue Anspielzeiten: Die Super League startet mit einigen Änderungen in die Saison 2012/2013. Aber nicht, ohne sich der Kritik aussetzen zu müssen. Besonders die geänderten Anspielzeiten sorgen für Furore bei den Spielern. Die Gesundheit der Kicker steht auf dem Spiel.
Zwei Partien werden sonntags künftig um 13:45 Uhr angepfiffen, das Top-Spiel um 16:00 Uhr. Letzteres wird die SRG auf ihren Sendeketten live übertragen, alle anderen Spiele laufen in den nächsten fünf Jahren live auf dem Pay-TV-Sender Teleclub. Die Sender und damit natürlich auch deren Werbekunden bestehen auf diese neuen Uhrzeiten. In den heissen Sommermonaten ist das eine ungeahnte und unverantwortliche körperliche Belastung für die Super-League-Kicker.
Dr. Lucien W. Valloni, Präsident der Swiss Association of Football Players (SAFP), zeigt sich in einem Communiqué empört über die frühe Spielzeit der Sonntagspartien: "Die Gesundheit der Spieler wird so einer unnötigen Belastung ausgesetzt. Die Anspielzeiten sind den klimatischen Verhältnissen anzupassen. Wir sind nicht in England, hier in der Schweiz sind insbesondere bei einem derart frühen Saisonstart Anspielzeiten im Sommer um 13:45 Uhr in der grössten Hitze des Jahres ein Witz." Die Profispielervereinigung fordert deshalb eine Verlegung der Spielzeiten. Doch die TV-Partner in der Schweiz halten an der neu vereinbarten Uhrzeit für die Saison 2012/2013 fest.
Ulrich Adam, Mannschaftsarzt von Rostock, hatte sich bereits 2003 dagegen ausgesprochen, Spitzenfussballer in der Mittagshitze über den Platz laufen zu lassen. In einer Debatte innert der deutschen Bundesliga um eine Verlegung der Spielzeit betonte Adam damals, dass es das Sinnvollste wäre, Ligaspiele am Nachmittag angesichts der sommerlichen Hitze ganz zu verbieten.
Laut Prof. Dr. med. Rüdiger Reer, stellvertretender Leiter der Abteilung Sport- und Bewegungsmedizin der Universität Hamburg, könnte Energiemangel den Spielern zum Verhängnis werden, wie er auf "Bild.de" betont: "Bei hohen Temperaturen brauchen sie zusätzliche Energie, damit ihr Körper nicht überhitzt. Durch den Temperaturausgleich steht so weniger Energie für die körperliche Belastung zur Verfügung."
FC-Luzern-Teamarzt Dr. med. Sascha Käsermann sieht der körperlichen Belastung der Spieler weitaus gelassener entgegen: "Mit genügend Sonnencreme und ausreichender Flüssigkeitszufuhr kann den Gefahren entgegengewirkt werden", so Käsermann im Gespräch mit "20min.ch".
Wenn die Temperaturen zur Mittagszeit schon so hoch sind, dass der Körper bereits bei einfachen Aktivitäten schwitzt, sollten aber selbst Profisportler besser ganz auf Sport verzichten: "Der Körper hat bei diesem Wetter schon genug mit der grundlegenden Temperaturregulation zu tun", erklärt die Sportwissenschaftlerin Ilka Seidel vom Institut für Sport und Sportwissenschaft an der Universität in Karlsruhe. gegenüber "N24".
Nun liegt es also in der Verantwortung der jeweiligen Teamärzte und ihren Helfern, den Spielern während der Sommerhitze das bestmögliche Umfeld auf dem Platz zu schaffen. Denn zu so etwas wie der "Hitzeschlacht von Lausanne" an der WM 1954 soll es nicht noch mal kommen. Damals herrschten im Viertelfinal der Schweiz gegen Österreich Temperaturen um die 40 Grad, was den ein oder anderen Spieler an seine körperlichen Grenzen brachte.
Am Eröffnungswochenende der neuen Fussballsaison müssen sich Spieler, Verband und Kritiker aber erst mal keine Sorgen um die Gesundheit der Super-League-Profis machen: In Luzern soll es am Sonntag laut MeteoSchweiz bei 19 Grad Aussentemperatur regnen, womit bei der Partie FC Luzern gegen Zürich um 13:45 Uhr sicherlich kein Kicker einen Hitzeschlag erleiden wird. Zur selben Zeit werden die Grasshopper Zürich bei 20 Grad unter bewölktem Himmel bei leichtem Regen gegen den FC Sion auflaufen. Das Top-Spiel zwischen dem FC St.Gallen und den BSC Young Boys um 16:00 Uhr soll in St.Gallen bei voraussichtlich 17 Grad und Regen stattfinden. (as)
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