Das Drittliga-Duell zwischen Hansa Rostock und Rot-Weiss Essen wird wegen eskalierender Fan-Gewalt unter strengen Sicherheitsvorkehrungen ausgetragen. Nach einer Reihe von Straftaten fordert der Innenminister schärfere Massnahmen gegen gewalttätige Fans.

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Knapp einen Monat nach der grossen Polizei-Razzia gegen Fussball-Fans von Hansa Rostock und Rot-Weiss Essen wird das brisante Drittliga-Duell der beiden Clubs am Sonntagabend unter grossen Sicherheitsvorkehrungen stattfinden.

Die Essener verkauften für Rostocker Anhänger 600 Gästekarten weniger als sonst üblich. Stattdessen wird ein kleiner Sitzplatzbereich im Stadion an der Hafenstrasse als Pufferzone zwischen beiden Fangruppen eingerichtet. Der FC Hansa wiederum gibt Auswärtstickets in diesem Monat nur an Vereinsmitglieder und nicht in einen freien Verkauf.

Die Rostocker bringen zudem eigene Ordner mit nach Essen, die im Gästeblock die Toiletten schützen sollen. Im März hatten Hansa-Fans beim Auswärtsspiel in Aachen randaliert und dabei unter anderem sanitäre Anlagen und Sitzschalen demoliert.

Polizeisprecher: "nicht Business as usual"

"Wir bereiten uns intensiv vor und stehen im engen Austausch mit der Polizei Rostock, mit Hansa Rostock und Rot-Weiss Essen", sagte ein Essener Polizeisprecher dem NDR. Dieses Spiel sei "nicht Business as usual", denn es hat eine brisante Vorgeschichte.

Vor der ersten Partie im Oktober in Rostock hatten etwa 200 Hansa-Anhänger in Brandenburg einen Sonderzug mit rund 700 RWE-Fans attackiert. Auch als Reaktion darauf traten fünf Aufsichtsratsmitglieder des Zweitliga-Absteigers wenige Tage später zurück.

"Einen rechtsfreien Raum lassen wir nicht zu"

Christian Pegel, Innenminister in Mecklenburg-Vorpommern

Im März durchsuchte die Polizei im Zuge dieses Überfalls mehrere Wohnungen in Nordrhein-Westfalen, Mecklenburg-Vorpommern, Berlin und Brandenburg. Gegen 31 Verdächtige wurden Ermittlungen eingeleitet. Obwohl beide Clubs vor der Partie im Oktober mehr als 17 Jahre nicht gegeneinander gespielt hatten, ist dieses Drittliga-Duell nun ein Hochrisikospiel.

"Einen rechtsfreien Raum lassen wir nicht zu", sagte Mecklenburg-Vorpommerns Innenminister Christian Pegel in einem Interview der "Ostsee-Zeitung" über die Hausdurchsuchungen und über die Probleme mit gewaltbereiten Anhängern des FC Hansa. "Wir zeigen durch dieses konsequente Vorgehen, dass wir die Dinge als mittelschwere und schwere Straftaten qualifizieren und nicht als Dumme-Jungen-Streiche."

Massnahmen gehen Innenminister nicht weit genug

Der SPD-Politiker lobte das Vorgehen der neuen Rostocker Vereinsführung um Vorstandschef Jürgen Wehlend. Massnahmen wie der Verkauf von Auswärtstickets nur an Vereinsmitglieder gehen ihm aber nicht weit genug.

"Es gibt nicht die eine Massnahme, die alle Probleme löst", sagte Pegel. "Wenn ich als Vereinsmitglied eine Karte gekauft habe und die dann weitergebe, merkt das am Stadioneinlass kein Mensch. Zielführend wäre es, wenn in den ersten drei, vier Ligen nur noch personalisierte Tickets verkauft würden. Das ist kein Hexenwerk, bei jedem Musikkonzert findet das statt." (dpa/bearbeitet von amb)