- Holger Badstuber spielte von 2009 bis Ende 2016 für die Profis des FC Bayern München.
- Im Interview mit unserer Redaktion verrät er, wie er und Thomas Müller als Jungprofis den FC Bayern fast verlassen hätten.
- Ausserdem spricht der Ex-Profi über die Höhen und Tiefen seiner Laufbahn sowie über seine Pläne nach dem Rücktritt.
Herr
Holger Badstuber: Sport gehört für mich noch immer zum Alltag – wenn auch in einer anderen Form als früher. Ich stehe nicht mehr jeden Tag auf dem Platz, übe dafür aber unterschiedliche Sportarten aus.
Was die Zukunft bringt, wird man sehen. Ich interessiere mich für verschiedene Dinge und beschränke mich nicht nur auf den Fussball. Ich kann mein Interesse nun auch in andere Bereiche stecken. Aber es ist gut vorstellbar, dass ich dem Sport als Trainer, als persönlicher Berater oder auch als Mentor erhalten bleibe. Vielleicht kann ich Sportlern, die Rückschläge erleiden, mit meiner Erfahrung dabei helfen, wieder stärker zurückzukommen.
Ihre Karriere beinhaltete grosse Erfolge, aber auch einige Rückschläge. Blicken wir gemeinsam zurück: Sie spielten in der U19 des FC Bayern gemeinsam mit
Wirklich herausgestochen ist damals vor allem
Bei Thomas und mir hingegen war das eher ein Prozess. Für uns beide war die Zeit beim FC Bayern II in der 3. Liga wichtig, weil das der Übergang vom Jugend- zum Männerfussball gewesen ist. Mit Hermann Gerland hatten wir damals einen Trainer, der uns feingeschliffen hat, um uns auf die nächsten grossen Aufgaben vorzubereiten. Aber ich würde nicht sagen, dass Thomas und ich damals für Furore gesorgt haben. Wir standen sogar kurz vor einem Wechsel, hätte nicht Gerland sein Veto eingelegt.
Badstuber: "Ralf Rangnick hatte mich auch auf dem Zettel"
Thomas Müller hat später verraten, dass er fast bei der TSG Hoffenheim gelandet wäre. Wohin hätte es Sie damals beinahe verschlagen?
Auch nach Hoffenheim.
Doch es kam alles anders: Unter
Louis von Gaal war für uns der perfekte Trainer. Er hat auf junge Spieler gesetzt und unser Potenzial erkannt. Und wir haben mit harter Arbeit angenommen, was er uns beibringen wollte.
Innerhalb kürzester Zeit wurden Sie zu berühmten Fussballstars, standen im Finale der Champions League, fuhren zur Weltmeisterschaft und verdienten viel Geld. Wie haben Sie persönlich diesen rasanten Aufstieg damals verarbeitet?
Da prasselt natürlich sehr viel auf einen ein, viele tolle Momente. Natürlich ist es für einen jungen Spieler nicht immer einfach, wenn man von 0 auf 100 durchstartet. Entscheidend ist für mich das Umfeld, die Erziehung und die Werte, die man dabei vermittelt bekam. Mir persönlich fiel es nicht so schwer, das zu verarbeiten. Ich hatte einfach Lust, noch mehr zu erreichen. Und was das Geld betrifft: Geld war nicht mein Antrieb. Ich wollte Leistung bringen, mich weiterentwickeln und Teil einer erfolgreichen Mannschaft sein.
Badstuber über Verletzungen: "Letztendlich geht es immer weiter"
Während Toni Kroos und Thomas Müller bis heute von grösserem Verletzungspech verschont geblieben sind, lernten Sie die Kehrseite kennen. Am 1. Dezember 2012 rissen Sie sich im Spiel gegen Borussia Dortmund das Kreuzband. Daraufhin folgte langjähriges Verletzungspech mit vielen Rückschlägen. Wie oft haben Sie diesen 1. Dezember verflucht?
Es stimmt, dass sich die Verletzungsanfälligkeit dann bis zum Jahre 2016 hingezogen hat. Natürlich gibt es dann solche Gedanken. Aber letztendlich geht es immer weiter. Ich habe nie daran gedacht, meine Karriere deshalb zu beenden. Man muss eine Bestandsaufnahme machen und schauen, wo man hin will und wie man das erreichen kann. Die mentale Stärke ist sehr entscheidend. Mir war es damals wichtig, auch in dieser Hinsicht ein Vorbild zu sein. Es geht allgemein im Leben nicht immer nur bergauf. Einbrüche und Tiefschläge gehören dazu. Das hat meine Persönlichkeitsentwicklung mitgeprägt.
Im Januar 2017 wechselten Sie leihweise zum FC Schalke 04, ein halbes Jahr später dann fest zum VfB Stuttgart. Ist Ihnen der Abschied vom FC Bayern schwergefallen?
Wem würde ein Abschied nach 14,5 Jahren nicht schwerfallen? Es war nicht einfach, den FC Bayern damals relativ plötzlich zu verlassen. Vielleicht war es im Nachhinein auch ein Fehler, von heute auf morgen zu wechseln. Ich hatte noch ein halbes Jahr in München Vertrag und hätte mir in Ruhe Gedanken machen können. Aber ich wollte eben spielen. Bayern München wird trotzdem immer in meinem Herzen sein.
"Ich hatte eine wundervolle Zeit"
Wie blicken Sie insgesamt auf diese Zeit zurück?
Ich hatte eine wundervolle Zeit. Ich glaube, ich habe auch mit die beste Zeit in dem Verein mitgemacht. Unter Louis van Gaal begann eine neue Ära, in der sich der FC Bayern weiterentwickelt hat – sowohl spielerisch, als auch im öffentlichen Ansehen. Das war nicht mehr der FC Hollywood. Das war eine Mannschaft, die Sympathien gewonnen hat, die Deutschland gut vertreten hat und Werte vermittelte. Der Verein hat damals junge Spieler integriert, hatte aber auch Stars wie Arjen Robben oder Franck Ribery, die ebenfalls den FC Bayern München eingeatmet haben. Diese Kombination hat uns sympathisch gemacht. Diese Zeit mitgestaltet zu haben, bleibt für mich haften.
Abschliessend noch eine Frage zur aktuellen Situation: Der FC Bayern hat sich in der vergangenen Woche im Achtelfinale der Champions League gegen Paris Saint-Germain durchgesetzt. Ist der Verein nun der grosse Favorit auf den Champions-League-Sieg?
Der FC Bayern gehört auf jeden Fall zu den Favoriten. Paris hingegen war für mich trotz der grossartigen Besetzung kein Top-Favorit. Bayern musste nicht einmal an ihre Grenzen gehen, um weiterzukommen – zumindest nicht im Rückspiel. Der FC Bayern gehört immer zu den Anwärtern auf den Champions-League-Titel. Das haben sie sich erarbeitet.
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