Die DFB-Frauen schlagen Wales in der Nations League mit 5:1. Doch so deutlich das Ergebnis auch klingt, so sichtbar sind die Unsicherheiten, die den Verband derzeit umgeben, auch auf dem Platz.
Flanke, Kopfball, Tor – Fussball kann so einfach sein. Insbesondere dann, wenn ein Team so spürbar verunsichert ist wie die deutsche Nationalelf der Frauen. Es ist nicht nur das frühe WM-Aus, das seit dem Sommer seine Schatten über den DFB wirft, sondern auch der ganze Ärger rund um Bundestrainerin Martina Voss-Tecklenburg.
Nun also
Vornehmlich waren das Flanken. Vor dem Hintergrund, dass mit
DFB-Team: Wenig Struktur im deutschen Spiel
Doch so richtig in Fahrt kam das deutsche Team lange nicht. Das Spiel nach vorn war über weite Strecken ebenso rat- und ideenlos wie schon in den letzten Wochen und Monaten. Gut zu sehen immer dann, wenn eine der beiden Innenverteidigerinnen versucht hat, dem Muster des vorhersehbaren Flügelspiels zu entkommen.
Vor allem
Eigentlich war es eine Szene, in der sich die Wolfsburgerin festgelaufen hatte. Mehrere Meter machte sie mit dem Ball, doch in der Offensive und im Mittelfeld kam ihr niemand entgegen. Als sie das Tempo bereits deutlich reduzierte, lief Klara Bühl spontan doch noch ins Zentrum und öffnete so die Seite zumindest ein bisschen für Linder. Die setzte sich durch, flankte und fand Schüllers Kopf.
Horst Hrubesch: "Wir haben keine Sicherheit"
Ein Spielzug, dem die Abläufe abgingen. Kein Einzelfall. Was nicht Hrubesch anzukreiden ist, sehr wohl aber
Eine Weiterentwicklung im Angriffsspiel gab es nicht. Bei der sehr erfolgreichen Europameisterschaft 2022 profitierte man über weite Strecken von einer Art Aussenseiterrolle. Selbst das Spiel zu machen, fällt dem Team schwer.
Auch gegen Wales war das so. Wenngleich alle Statistiken eindeutig für Deutschland sprechen, entstand nie das Gefühl einer bedingungslosen Dominanz. "Wir haben keine Sicherheit", erklärte Hrubesch in der ARD teils haarsträubende Fehler im Kombinationsspiel. Dabei habe man eigentlich "die Qualität, solche Spiele klar zu kontrollieren".
Das sollte der Anspruch sein. Stattdessen kassierte das Team kurz vor der Pause mit dem ersten Angriff der Waliserinnen den Ausgleich. Auf eine ähnlich lethargische Art und Weise wie im Spiel mit dem Ball. Weit weg von den Gegenspielerinnen und ohne Druck auf den Ball – ein 1:1 zur Pause, das sich trotz höherer Spielanteile andeutete.
DFB-Team: Aussen stark, im Zentrum weiter mit Problemen
Immerhin: In der zweiten Hälfte sorgte Schüller nach bekanntem Flankenschema für das 2:1. Anschliessend dauerte es bis zur 80. Minute, ehe
Ein 5:1 gibt dem Team mehr Selbstvertrauen, als es ein knapper Erfolg getan hätte. So mühsam es dazu auch kam, so hilfreich kann der dann doch deutliche Sieg für die Psyche sein. Zumal auffällig war, wie viele Topspielerinnen aktuell nicht in Form sind.
Es ist einfacher jene zu nennen, die ein durchweg gutes Spiel zeigten. Neben Doppeltorschützin Schüller sind das vor allem die Aussenverteidigerinnen Linder und Gwinn. Mit der Einschränkung, dass beide beim Gegentor Mitschuld trugen. Linder stellte sich erst zu naiv an, rückte dann zu weit ein und Gwinn hielt zu grossen Abstand zu Ceri Holland, die das Tor erzielte.
Doch im Offensivspiel waren sie der Ausgangspunkt von fast allen Angriffen, die Gefahr ausgestrahlt haben. Sorgen macht dem DFB hingegen weiterhin das zentrale Mittelfeld. Sara Däbritz suchte kaum Anbindung an das Aufbauspiel, versteckte sich eher in Räumen, die für die Mitspielerinnen nicht erreichbar waren. Laura Freigang versuchte zwar, sich fallen zu lassen, doch meist war das Spiel der Deutschen zu statisch, um aus diesen Bewegungen etwas zu machen.
DFB muss Klarheit bei den Frauen schaffen
Hrubeschs Schreibtisch ist voll mit Aufgaben. Das hohe Ergebnis sollte bei aller Zufriedenheit über die Schlussphase und die vielen Abschlüsse nicht darüber hinwegtäuschen, dass der Weg des DFB-Teams bis zu den Olympischen Spielen sehr weit ist.
Um die Chance darauf zu realisieren, braucht es einen deutlichen Leistungssprung in den kommenden Partien – und mehr Klarheit neben dem Platz. Denn ob Hrubesch noch länger am Schreibtisch sitzt oder nicht, hängt ja auch davon ab, wann es dem DFB gelingt, die letzten Wochen und Monate abschliessend zu analysieren.
Flanke, Kopfball, Tor – und ein 5:1-Sieg gegen Wales. Viel mehr kann Hrubesch in diesem Umfeld derzeit nicht leisten. Es liegt am Verband, die Richtung für die Zukunft auszurufen. Dass es überhaupt erst zu dieser Situation kam, ist einer derart grossen Fussballnation unwürdig.
Die Spielerinnen können noch so oft äussern, dass sie sich voll auf die Nations League fokussieren. Auch gegen Wales war wieder zu sehen, dass das nicht spurlos an ihnen vorbeigeht. Man kann keine Struktur auf dem Platz verlangen, wenn sie daneben fehlt.
"So arbeitet die Redaktion" informiert Sie, wann und worüber wir berichten, wie wir mit Fehlern umgehen und woher unsere Inhalte stammen. Bei der Berichterstattung halten wir uns an die Richtlinien der Journalism Trust Initiative.