In den 29 Tagen seit dem umjubelten Gewinn des WM-Titels ist im spanischen Frauenfussball mehr als nötig passiert: der Trainer ist weg, der Verbandspräsident ebenso, die siegreichen Spielerinnen wollen nicht spielen. Trotzdem hat die neue Nationaltrainerin 15 Weltmeisterinnen in ihren ersten Kader berufen - bis auf eine, die mittlerweile die ganze Welt kennt.

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Spaniens neue Fussball-Nationaltrainerin Montse Tomé hat 15 Weltmeisterinnen in den Kader für die anstehende Nations League berufen - obwohl diese die kommenden Länderspiele fast ausnahmslos boykottieren wollen. Das verkündete Tomse, Nachfolgerin des entlassenen Jorge Vilda, am 18. September bei einer Pressekonferenz. Ob die nominierten Spielerinnen ihre Zusage gegeben haben, blieb zunächst unklar.

Zu den berufenen Weltmeisterinnen gehören unter anderem die zweimalige Weltfussballerin Alexia Putellas, Aitana Bonmati und Olga Carmona, nicht aber Jenni Hermoso. Die 33-Jährige war nach dem WM-Finale in Sydney bei der Siegerehrung von dem mittlerweile zurückgetretenen spanischen Verbandspräsidenten Luis Rubiales ohne ihre Zustimmung auf den Mund geküsst worden. Der Vorfall löste international eine Welle der Entrüstung aus.

Montse Tomé schweigt zu Gesprächsinhalten

"Ich habe mit ihnen gesprochen", antwortet Tomé die Frage, ob sie vor der Nominierung den Dialog mit den betroffenen Spielerinnen gesucht habe. Dies bleibe aber "unter uns", erklärte Tomé. Spanien trifft in der Nations League am 22. September auf Schweden und und am 26. September auf die Schweiz.

In der Nations League geht es um die zwei europäischen Startplätze für die Olympischen Sommerspiele 2024. Auch Weltmeister Spanien muss sich qualifizieren.

Die bisherigen Veränderungen reichen den Spielerinnen nicht

Am 15. September hatten 21 der 23 Weltmeisterinnen einen offenen Brief an den Verband RFEF unterschrieben und darin mitgeteilt, dass die bisherigen Veränderungen "nicht ausreichend" seien, "um sich sicher und respektiert zu fühlen". Ohne weitere Veränderungen würden sie ihren Boykott nicht beenden, erklärten sie. Insgesamt waren im Zuge des Kuss-Skandals 81 spanische Topspielerinnen in den Streik getreten.

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Rubiales war unter grossem Druck zurückgetreten. Am 16. September wurde er dazu verurteilt, sich künftig von Hermoso fernzuhalten. Der 46-jährige Ex-Profi darf sich der Nationalspielerin nur noch bis auf 200 Meter nähern, entschied ein Untersuchungsrichter. Der ehemalige Verbandspräsident musste sich wegen des Vorwurfs der sexuellen Gewalt vor Gericht verantworten. (sid/hau)

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