Rodri gewinnt den Ballon d'Or 2024, und das keineswegs unverdient. Warum der Spanier ein auffällig unauffälliger Preisträger ist.
Es kommt eher selten vor, dass nicht ein Offensivspieler den Ballon d'Or gewinnt. Es scheint fast so, als wären viele Tore, temporeiche Dribblings und eine spektakuläre Spielweise ausschlaggebende Kriterien für die Vergabe des goldenen Balls.
Eine Ausnahme in den vergangenen Jahren war hier lediglich
Ballon d'Or: Ein erfrischend anderer Preisträger
Auch deshalb markiert 2024 ein besonderes Jahr: Denn am vergangenen Montagabend sicherte sich mit Spaniens Rodri ein defensiver Mittelfeldspieler den Ballon d'Or. Weil schon Stunden im Voraus die Nachricht durchsickerte, dass sein ärgster Konkurrent, Reals Angriffs-Star Vinicius Junior, leer ausgehen würde, verhielt sich die gesamte Delegation der "Königlichen" wenig königlich und boykottierte die Veranstaltung in Paris kurzerhand komplett.
Die Ehrung von Rodri als bester Spieler des Jahres zeigt, dass
Rodri wurde 2024 Europameister und Premier-League-Sieger
In der Tat, Rodri spielt seit Jahren hervorragend, ja fast schon auffällig unauffällig. 2024 dürfte der bisherige Höhepunkt seiner erfolgreichen Karriere sein. Die spanische Passmaschine feierte grosse Erfolge – sowohl mit seinem Klub als auch der Nationalmannschaft. Mit Manchester City wurde der 28-Jährige englischer Meister, mit Spanien gewann er die Europameisterschaft in Deutschland. Rodri, der aktuell beste Sechser der Welt, spielte dabei jeweils eine entscheidende Rolle.
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Denn der Spanier ist der wohl kompletteste Spieler, den es gibt. Er besticht nicht nur durch seine enorme Passgenauigkeit und Zweikampfstärke, sondern schaltet sich auch immer wieder ins Offensivspiel ein. In der abgelaufenen Meister-Saison in der Premier League war er in 34 Spielen achtmal selbst erfolgreich, neun weitere Treffer legte er auf. Famose Werte für einen hauptsächlich defensiv agierenden Mittelfeldspieler.
Rodri, das heimliche Herz jeder Mannschaft
Weder in der Nationalmannschaft noch im Verein ist Rodri Kapitän, dafür kann er jedoch zweifellos als heimliches Herz seiner Mannschaften bezeichnet werden. Ohne Rodri läuft nicht viel zusammen, das zeigt vor allem der Blick auf die vergangene Premier-League-Saison: Nur drei der 38 Spiele verloren die "Citizens", in allen drei fehlte Rodri gesperrt.
Für Guardiola gehört sein Landsmann zu den wichtigsten Spielern im Star-Ensemble. Rodri ordnet das Spiel, sorgt mit klugen Pässen für die Spieleröffnung und ist im Spiel gegen den Ball der Abräumer vor der Abwehrkette. Diese Qualitäten liess Rodri bereits in seiner Zeit bei Villarreal und Atlético Madrid immer wieder aufblitzen – seit seinem Wechsel zu Manchester City 2019 entwickelte sich der 28-Jährige aber stetig weiter und bewies sich dabei auch auf allerhöchstem Niveau.
Passmaschine und Ballmagnet Rodri
In seinem bislang besten Profi-Jahr kann Rodri echte Fabel-Zahlen vorweisen: In der Premier League hatte er mit 3.633 mit Abstand die meisten Pässe gespielt, auch bei den Ballberührungen lag er mit 4.116 mit grossem Vorsprung an der Spitze. Zahlen, die eindrücklich zeigen, welch wichtige Säule der Spanier im Spiel von City ist.
Auch bei der EM glänzte Rodri: Rund 93 Prozent angekommene Pässe, 499 Ballkontakte und eine Laufleistung von insgesamt 68,5 Kilometern in sechs Spielen (das letzte Gruppenspiel verpasste er gelbgesperrt) sprechen für sich. Entsprechend wurde der Spanier nach dem Titelgewinn zusätzlich als "Spieler des Turniers" ausgezeichnet.
Ein Anführer – auf und neben dem Platz
Rodri, der von Haus aus immer mit Trikot in der Hose aufläuft, stellt mit seinem Auftreten einen angenehmen Gegenpol zum mittlerweile gängigen Typus des Profifussballers dar. Der Spanier braucht keine extravaganten Klamotten oder grossen Autos, auch Skandale oder sonstige Fehltritte sucht man beim 28-Jährigen vergebens.
Stattdessen sorgte Rodri zuletzt vielmehr für Schlagzeilen, als er sich über die immer höher werdende Belastung der Profis beklagte – und die Verbände für den vollgestopften Terminkalender kritisierte. Hier geht Rodri voran, setzt sich für seine Kollegen ein – ein Anführer, auf und neben dem Platz.
Nach Kreuzbandriss: Rodri mit Krücken bei Ballon-d'Or-Gala
So hervorragend die abgelaufene Spielzeit für den Spanier lief, so tragisch begann die neue für ihn: Am 22. September, bereits am fünften Spieltag, verletzte sich der 28-Jährige schwer und zog sich einen Kreuzbandriss zu. Bei der Preisverleihung des Ballon d'Or im Théâtre du Châtelet von Paris war er auf Krücken unterwegs. Ein Bild, das deutlich macht, wie wichtig es Rodri war, persönlich anwesend zu sein – im Gegensatz zur eingeschnappten Real-Delegation.
Ex-DFB-Kapitän Ilkay Gündogan sah in Rodri, mit dem er gemeinsam für Manchester City aufläuft, einen "verdienten" Sieger, der "ab heute endlich nicht mehr 'unterschätzt' ist". Rodri selbst sagte über die Abwesenheit Reals: "Sie haben ihre Entscheidung getroffen, sie wollten daher nicht hier sein. Ich konzentriere mich nur auf meinen Klub und meine Teamkollegen."
Vielleicht gewann der Spanier auch deshalb die Wahl um den goldenen Ball. Jeweils ein Journalist aus den Top-100-Ländern der Fifa-Weltrangliste durfte abstimmen, zu den Bewertungskriterien gehören bei der Wahl zusätzlich zu den sportlichen Leistungen auch der Sportsgeist. Rodri gilt als Teamplayer ohne Allüren. Anders als seine grössten Konkurrenten in diesem Jahr, Vinicius Junior und dessen Real-Kollegen Jude Bellingham.
Sowohl in der Nationalmannschaft als auch im Verein ist Rodri der verlängerte Arm des Trainers auf dem Platz. Mit seinem Landsmann Guardiola pflegt der 28-Jährige ein gutes Verhältnis. Und fast macht es den Anschein, als könnte Mastermind Guardiola in die Zukunft blicken. Im Februar 2024 bezeichnete er Rodri als "mit Abstand besten Mittelfeldspieler der Welt. Er ist unglaublich, er kann wirklich alles machen." Und wenn ein Fussball-Kenner wie Guardiola das sagt, muss es ja wohl stimmen, oder?
Verwendete Quellen
- transfermarkt.de: Spielerprofil und Leistungsdaten von Rodri
- X-Post von Manchester City
- premierleague.com: Stats Centre
- uefa.com: Player Stats EURO 2024
- youtube.com: "The best midfielder in the world" says Pep Guardiola
- sid
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