Louis van Gaal steht bei Manchester United vor dem Aus. Das Spiel gegen den FC Chelsea heute Abend entscheidet, ob der Niederländer noch eine Zukunft im Old Trafford hat. Ausgerechnet der von van Gaal kritisierte Bastian Schweinsteiger soll nun helfen, den Kopf des Trainers aus der Schlinge zu ziehen. Ein Nachfolger des "Tulpen-Generals" wird bereits gehandelt.

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In England gibt es diesen einen Spruch: Verlierst du als Trainer die Kabine, dann bist du selbst verloren. Louis van Gaal hat "die Kabine verloren", er ist entrückt von seiner Mannschaft, die momentan genau das zu tun scheint, was sie gerade will.

Drei Spiele in Folge hat Manchester United in der Premier League verloren, heute Abend geht es gegen den FC Chelsea (18:30 Uhr, LIVE bei Sky). Es ist noch gar nicht so lange her, da war das ein Spiel um die englische Meisterschaft, ein Kampf der Giganten. Jetzt trifft im Old Trafford ein Krisenklub auf den anderen, der Sechste der Tabelle empfängt den 15.

Es geht um nicht weniger als um van Gaals Kopf. Bei einer Niederlage - es wäre die fünfte in Folge in einem Pflichtspiel - wäre der Niederländer in Manchester nicht mehr zu halten. Oder aber van Gaal würde von sich aus die Reissleine ziehen. "Der Klub muss mich nicht feuern oder entlassen. Manchmal mache ich das selbst", hat er neulich gesagt. Das war mal wieder unmissverständlich.

Peinliche Auftritte zuletzt

Die Situation bei den "Red Devils" ist total verfahren. Nach der Niederlage bei Aufsteiger Bournemouth vor zwei Wochen war von einer Meuterei der Spieler die Rede. Ein grosser Teil der Mannschaft habe sich da bereits gegen den Trainer ausgesprochen. Die Kabine hat offenbar längst den Daumen gesenkt.

Jetzt geht es dem Vernehmen nach nur noch um den Vollzug dessen, was sich in den vergangenen vier Wochen bereits angekündigt hat. ManUnited ist von Platz zwei spektakulär abgerutscht und liegt nun bereits neun Punkte hinter Sensations-Spitzenreiter Leicester. Dazu ereilte die Mannschaft in der Champions League gegen den VfL Wolfsburg das frühe Aus in der Gruppenphase.

Die Auftritte zuletzt waren teilweise peinlich, Manchester trudelt unter dem "Tulpen-General" nur immer noch weiter von jenem Idealbild weg, für das Trainer-Ikone Alex Ferguson ein Vierteljahrhundert lang gestanden hat. Dass es nun auch van Gaal nicht schafft, trotz immenser finanzieller Investitionen eine schlagkräftige Truppe zu formen, die ernsthaft wieder an die alten Zeiten anknüpfen kann, lässt erahnen, wie gross auf der einen Seite das Erbe Fergusons war - und wie viel bereits unter "Mister United" in den vergangenen Jahren schief gelaufen ist.

"Er hätte besser spielen können"

David Moyes und jetzt van Gaal verwalten einen Scherbenhaufen, wobei dem Niederländer nun auch noch das kickende Personal engleitet. Da erscheint es wie ein Treppenwitz, dass nun ausgerechnet Bastian Schweinsteiger der letzte Rettungsanker für van Gaal sein soll. Der Schweinsteiger, den sein Trainer zuletzt heftig öffentlich kritisiert hatte. "Ich kann nicht sagen, dass er der Schweinsteiger war aus meiner Zeit in München. Er hätte bislang in jeder Partie besser spielen können", sagte van Gaal.

Der Niederländer ist ein Grund, warum Schweinsteiger nach 17 Jahren beim FC Bayern im Herbst seiner Karriere noch zu United gewechselt ist. Er war in München sein grosser Förderer und Mentor. Nun ist das Verhältnis zwar ein wenig abgekühlt, aber immer noch so gut, dass van Gaal auch gegen Chelsea nicht auf Schweinsteiger verzichten wird, der nach einer abgesessenen Drei-Spiele-Sperre endlich wieder ran darf.

United fehlte bei den Niederlagen gegen Bournemouth, Norwich und Stoke so etwas wie eine ordnende Hand im Mittelfeld. Auch wenn Schweinsteiger bislang auf der Insel noch nicht brilliert hat und ihm auch Probleme mit dem Tempo in der Premier League anhaften, wäre so ein Stratege gut zu gebrauchen gewesen in diesem Hühnerhaufen mit den roten Trikots.

Was passiert bei einem Trainerwechsel?

Nur wird ein Schweinsteiger allein auch wenig ausrichten können, wenn die Mitspieler nur bedingt einsatz- und kampfbereit sind. Spieler wie Memphis Depay rücken dabei in den Fokus. Der Niederländer hat seinem Team und seinem Trainer in der Startphase der Saison mit starken Auftritten wichtige Punkte gesichert.

In letzter Zeit fällt der Jungstar allerdings nur noch durch Extravaganzen ausserhalb des Platzes auf. Neulich fuhr er einen Tag nach der Pleite gegen Stoke City mit einem nagelneuen Rolls Royce zum Training vor. Das lässt unter Umständen darauf schliessen, dass der Fokus nicht immer voll auf der sportlichen Arbeit liegt.

Es gibt nicht wenige im Umfeld der "Red Devils", die sich eine baldige Ablösung van Gaals wünschen. Alles andere als ein Sieg gegen Chelsea dürfte diese Vorstellungen noch befeuern. United scheint in einer Sackgasse zu stecken, aus der offenbar nur ein Trainerwechsel führt. Nur was würde dann aus Schweinsteiger werden?

Der hat sich bisher weder in der Presse noch bei den Fans jenen Stand erspielt, der ihn unverzichtbar macht. Van Gaal hat bislang immer auf Schweinsteiger vertraut und diesem auch schlechtere Leistungen nachgesehen. Jeder Trainerwechsel verändert die Gemengelage innerhalb einer Mannschaft und die Frage steht im Raum, ob ein neuer Coach überhaupt noch diese regelmässige Verwendung für Schweinsteiger hätte, der nach drei Monaten immer noch nicht so richtig angekommen ist in Manchester.

José Mourinho wird gehandelt

Der Name José Mourinho wurde vom Boulevard nun schon häufiger ins Spiel gebracht als potenziellem Nachfolger für van Gaal. Der Portugiese war bereits nach Fergusons Abgang im Gespräch, jetzt sollen die Überlegungen in diese Richtung hinter den Kulissen konkreter werden. Glauben mag man den Gerüchten aber (noch) nicht. Mourinho hat über seinen Berater Jorge Mendes bereits ausrichten lassen, dass er am Job in Manchester nicht interessiert sei.

Die einen nehmen das für bare Münze, andere vermuten das übliche Geplänkel, um sich nur noch interessanter und kostspieliger zu machen. Auch Real Madrid soll sich eine Rückkehr Mourinhos ins Bernabeu ganz gut vorstellen können.

Und wenn das alles nicht hinhaut, bliebe ja noch sein angeblich grösster Wunsch: die englische Nationalmannschaft zu übernehmen.

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