Was sich angedeutet hat, ist nun Realität: Jose Mourinho legt bei Manchester United keinen Wert mehr auf die Dienste von Bastian Schweinsteiger. Der Deutsche wird sich wohl nach einem neuen Klub umschauen müssen. Interessenten gibt es einige - Sinn machen aber nur die wenigsten Optionen.

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Jetzt ist die Aufregung natürlich gross. Bastian Schweinsteiger muss bei Manchester United seinen Spind räumen, und das an seinem 32. Geburtstag. Der Weltmeister, der Fussballgott: Einfach so abserviert von Jose Mourinho, wie ein beliebiger Nachwuchsspieler, der es halt nicht mehr geschafft hat in die nächste Casting-Runde.

Über Mourinhos Stil kann man trefflich diskutieren. Natürlich ist es auf gewisse Weise respektlos, auf diese Art mit einem verdienten Spieler umzugehen. Auf der anderen Seite aber macht gerade einer wie Mourinho nichts ohne Hintergedanken.

Der neue Coach von Manchester United sendet damit auch ein Signal aus an seine Truppe: Es wird keine Rücksicht auf grosse Namen oder Geleistetes genommen, es geht um die Neuausrichtung eines ins Schlingern geratenen Tankers. Und ganz nebenbei war das Preis-Leistungs-Verhältnis in Schweinsteigers erster Saison bei den Red Devils nun nicht gerade berauschend für den Klub. Der Deutsche hat nur 18 Spiele absolviert und soll dafür rund 14 Millionen Euro kassiert haben.

Es gibt veritable Gründe für eine Ausbootung. Schweinsteiger hat die Signale vernommen und letzte Woche mit seinem Rücktritt aus der Nationalmannschaft vorgebaut. Er muss jetzt nicht mehr unbedingt zu einem der ganz grossen Klubs in Europa wechseln. Er muss nicht mehr im Fokus stehen, sondern kann seine grosse Karriere vergleichsweise leise ausklingen lassen.

Schalke dürfte raus sein

Was im Umkehrschluss nicht heisst, dass die möglichen Interessenten keine klangvollen Namen hätten. Der FC Schalke schien schon mal in der Verlosung. Schalke plant mit Trainer Markus Weinzierl und Sportdirektor Christian Heidel den Neuanfang, der Verkauf von Leroy Sane zu Manchester City macht den Klub liquide wie nie zuvor.

Im Schalker Mittelfeld herrscht ein Überangebot an Talent, Johannes Geis (22), Leon Goretzka (21), Max Meyer (20) sind drei prosperierende Nachwuchskräfte. Allein darauf mag sich Schalke aber nicht verlassen.

Was fehlt, ist einer Spieler, der die Jungen anleitet, der Erfahrung mitbringt und an dem sich der Rest der Mannschaft aufrichten kann. Schweinsteiger würde in dieser Hinsicht unglaublich gut passen. Trotzdem tendieren die Chancen auf ein Engagement in Gelsenkirchen fast gegen Null. Schalke hat Benjamin Stambouli von Paris Saint-Germain im Fokus, sollte es jemals ein echtes Interesse an Schweinsteiger gegeben haben, ist dies wohl mittlerweile erkaltet.

Natürlich dürfen die türkischen Gross-Klubs in der Verlosung nicht fehlen. Galatasaray, Besiktas und Fenerbahce sind bekannt für ihr fragwürdiges Scouting und ihren Faible für grosse Namen, selbst wenn deren Karrieren nicht mehr ganz auf dem Zenit ihres Schaffens verlaufen. Geld dürfte bei diesen Klubs eine eher untergeordnete Rolle spielen, dazu gibt es die Aussicht auf Champions-League-Fussball.

Die Süperlig hat trotzdem den Ruf eines besseren Gnadenhofs für alternde Stars. Eine Wiederbelebung der Karriere, wie sie zuletzt Mario Gomez gelang, ist eher die Ausnahme. Dazu kommt, dass die UEFA im Rahmen des Financial Fairplay den Klubs nur Zukäufe zulässt, wenn vorher entsprechend verkauft wird.

Und natürlich ist da noch die ungewisse politische und gesellschaftliche Lage in der Türkei, die so manchen Profi - nicht nur den wechselwilligen Gomez - abschreckt. Die Istanbuler Grössen sind eine Option, aber angesichts der Umstände eine sehr vage.

Bayern? Nicht mehr als Spieler!

Schweinsteigers grosse Liebe hat ihre Transferaktivitäten für diesen Sommer bereits abgeschlossen. Der FC Bayern wird für den Spieler Schweinsteiger keine Option mehr sein. Nach dessen aktiver Karriere aber definitiv.

"Es ist wichtig, verdiente Spieler einzubinden. Einer wie er wäre prädestiniert, im Verein zu arbeiten, er kennt alles und jeden", sagte Philipp Lahm in der "Sport Bild" und bekommt Unterstützung von seinem Vorstandsvorsitzenden. "Sollte Bastian in Zukunft irgendwann einmal den Wunsch äussern, in anderer Funktion zurückkehren zu wollen, dann werden wir das mit ihm besprechen", sagt Karl-Heinz Rummenigge.

Mailands Klubs mit Chancen

Aktuell konkreter erscheint da das Interesse der Mailänder Klubs. Die "Manchester Evening News" berichten, dass sowohl Milan als auch Internazionale hinter Schweinsteiger her sein sollen. Italien wäre für Schweinsteiger nochmals eine völlig neue Erfahrung. Milan wie Inter sind seit Jahren auf der Suche nach sich selbst, zuletzt machten beide Vereine nur noch durch wilde Verkaufsspekulationen, neue Besitzer und trotzige Spieler von sich reden.

Sportlich ist die ehemals stolze Capitale des Fussball-Landes im Nirgendwo versunken. Die Besitzer aus Fernost dürften ganz sicher interessiert sein an etwas positiver PR, dazu wäre in den aktuellen Kadern auch für einen etwas in die Jahre gekommenen Schweinsteiger noch ein Plätzchen frei. Fussballerisch jedenfalls sollte Schweinsteiger den angeschlagenen Riesen ziemlich sicher weiterhelfen können. Ein Wechsel nach Mailand wäre durchaus reizvoll.

Favorit bleibt die MLS

Die Chinese Super League wird derzeit überschwemmt mit Spielern aus Europa und Südamerika, so viel Geld wie die Chinesen geben in der Spitze nur die superreichen Engländer für neue Stars aus. Der sportliche Wert der neu angekurbelten Liga ist allerdings fragwürdig. Dafür ist das Riesenland China noch nicht weit genug, die Strukturen noch zu amateurhaft.

"Topfavorit" für einen möglichen Schweinsteiger-Wechsel dürfte deshalb die Major League Soccer bleiben. In den USA macht sich der Fussball auf in neue Sphären, der Soccer soll endlich ankommen im Konzert der grossen Sportarten Basketball, Football, Baseball und Hockey. Jeder Star hilft der MLS auf ihrem Weg nach oben ein Stückchen weiter. Und aus Deutschland hat sich bisher keiner dauerhaft in der nordamerikanischen Liga etablieren wollen.

Ein aufstrebendes Fussballland, ein sehr ordentliches Salär, tolle Stadien und jede Menge Dolce Vita für Schweinsteiger und dessen Frau Ana scheinen wie gemacht für einen Wechsel über den grossen Teich. Schweinsteiger könnte der deutsche Botschafter in den USA werden, es Franz Beckenbauer nachmachen, der damals bei New York Cosmos einen (kurzfristigen) Boom auslöste.

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