In Brasilien verdichten sich Hinweise auf eine systematische Manipulation im Profifussball. Die Bundespolizei ermittelt auf Geheiss des Justizministers landesweit. Zahlreiche Vereine haben Spieler bereits suspendiert.
Die brasilianische Bundespolizei geht Hinweisen auf systematische Manipulation im Profifussball nach. Die Ermittlungen waren zunächst regional im Bundesland Goias angestossen worden. Nun läuft die "Operation Strafstoss" landesweit. Selbst die US-Liga MLS ist ins Visier der Ermittler geraten. Die Ermittlungen wurden von Justizminister Flávio Dino angeordnet, wie er auf Twitter bekanntgab.
Der Präsident des brasilianischen Fussballverbandes CBF, Ednaldo Rodrigues, hatte sich laut einer Verbandsmitteilung mit einer entsprechenden Bitte an Dino und den brasilianischen Präsidenten Luiz Inácio Lula da Silva gewandt. Eine Aussetzung des laufenden Wettbewerbs schloss die CBF aus.
Die Wettmafia hat Spieler und Spiele gekauft
In Brasilien sollen in mindestens sechs Spielen der Serie A Spieler von einer Wettmafia für Summen ab umgerechnet 10.000 Euro aufwärts angeheuert worden sein, um sich Gelbe und Rote Karte einzuhandeln oder Elfmeter zu verschulden. Gegen 16 Personen, davon sieben Profis, wurde bereits Strafanzeige gestellt. Zwei sind bei CA Paranaense aktiv, zwei bei Coritiba FC und jeweils einer bei EC Cruzeiro Belo Horizonte, Fluminense Rio de Janeiro und América FC. Ein weiterer Profi des FC Santos wurde bereits am 9. Mai freigestellt. Die Spieler haben durch ihre Anwälte eine Beteiligung an den Manipulationen abstreiten lassen oder sich bislang nicht öffentlich geäussert.
Bei der Staatsanwaltschaft des Bundesstaates Goiás laufen Untersuchungen wegen Manipulation. Mehr als 100 Namen tauchten in den Untersuchungen bislang auf. Mehrere Spieler wurden von ihren Klubs suspendiert. Unter Verdacht stehen auch zwei Profis, die in den USA aktiv sind. Es handelt sich um Max Alves von den Colorado Rapids und Zeca von Houston Dynamo. Colorado gab bekannt, seinen Spieler "von allen Teamaktivitäten freizustellen, während die MLS den Fall untersucht", ohne dabei Alves' Namen zu nennen.
Durchsuchungen in sechs Bundesstaaten
In sechs Bundesstaaten fanden im April Durchsuchungen statt, neun Spieler wurden befragt. Ob sie tatsächlich Geld erhielten, um Spiele zu manipulieren, konnten die Ermittler damals noch nicht sagen. Ihnen seien von Wettpaten bis zu 100.000 Reais (umgerechnet circa 18.000 Euro) geboten worden.
Die CBF sieht sich wie die Wettanbieter, die kurioserweise als finanzkräftige Sponsoren bei allen 20 Erstligateams ein Fuss in der Tür haben, als Geschädigte. Rodrigues verkündete: "Es gibt keine Chance, den laufenden Wettbewerb abzubrechen." Vielmehr fordert der 69-Jährige drakonische Strafen gegen Spieler und andere in den Skandal involvierte Personen. (dpa/sid/lh/hau)
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