• Zwölf europäische Klubs gründen eine Super League
  • Wird die Superliga ein Parallelturnier zur Champions League?
  • Die Verbände gehen auf die Barrikaden.
Eine Analyse

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Eigentlich sollte die UEFA am heutigen Montag ihre Reformpläne für die Champions League verkünden. Ein neuer Modus mit insgesamt 36 Mannschaften war vorgesehen. Das sollte mehr Spiele zur Folge haben und natürlich auch mehr Einnahmen generieren. Doch im Hintergrund brodelte es zuletzt. Und aus dem Brodeln wurde nun Realität. Die Super League kommt.

Superliga: Was bisher geschah

Am Sonntag überschlugen sich die Meldungen zahlreicher seriöser Quellen wie der englischen Times, RMC Sport und der New York Times. Topklubs aus Europa planen die Einführung einer Super League und haben bereits konkrete Schritte unternommen. Und das kurz vor der Verkündung der Reformpläne durch die UEFA. Der Kontinentalverband reagierte prompt - in Abstimmung mit den Topligen, aus denen die Teilnehmer dieses neuen Wettbewerbs stammen.

"Wie bereits von der FIFA und den Kontinentalverbänden angekündigt werden die betroffenen Vereine von allen anderen Wettbewerben auf nationaler, europäischer oder weltweiter Ebene ausgeschlossen. Ihre Spieler können auch nicht mehr die Möglichkeit haben, ihre Nationalmannschaften zu vertreten", so die Drohung seitens der UEFA. Inwieweit die rechtliche Lage in diesem Fall derartige Konsequenzen zulässt, bleibt abzuwarten.

In der Nacht zum Montag gab es dann die Bestätigung der bisherigen Gerüchte. Zwölf Klubs, darunter der FC Liverpool, Manchester United, Juventus, der FC Barcelona und Real Madrid gründen eine Super Liga, die als Konkurrenzprodukt zur Champions League fungieren soll. Und am Montag reagierten die Vertreter in einem Statement und drohten FIFA und UEFA mit einer Klage. Man habe "bei den zuständigen Gerichten einen Antrag gestellt, um die reibungslose Einrichtung und Durchführung des Wettbewerbs gemäss den geltenden Gesetzen sicherzustellen."

Super League: Diese Klubs sind dabei

Doch welche Klubs nehmen überhaupt an der Super League teil und welchen Modus gibt es? Das Modell sieht vor, dass 15 Topklubs aus Europa dauerhaft einen Platz in diesem Wettbewerb sicher haben. Weitere fünf Klubs sollen auf Basis ihrer sportlichen Erfolge in den nationalen Wettbewerben hinzustossen. Heim- und Auswärtsspiele in zwei Zehnergruppen sollen ermitteln, welche Teams sich für die K.o.-Phase, an der acht Mannschaften teilnehmen, qualifizieren.

Die regelmässigen Teilnehmer, die an der Gründung beteiligt waren, kommen aus der Premier League, der Serie A und La Liga. Namentlich sind das der FC Arsenal, FC Chelsea, Tottenham, Manchester City, Manchester United, FC Liverpool, Juventus, AC Mailand, Inter, Atletico Madrid, Real Madrid und der FC Barcelona. Noch ist unklar, welche Klubs diesen Wettbewerb komplettieren sollen.

FC Bayern, Dortmund und PSG fehlen in der Superliga

Auffällig ist, dass keine Klubs aus Deutschland zu den Gründern gehören. Es ist kein Geheimnis, dass vor allem der FC Bayern und dessen Vorstandsvorsitzender Karl-Heinz Rummenigge einen guten Draht zur UEFA und Präsident Aleksander Ceferin haben. Dementsprechend unterstützt der Rekordmeister auch die Pläne der UEFA hinsichtlich der Reformierung der Champions League.

Borussia Dortmund veröffentlichte gar ein Statement und betonte, man sei auf der Seite der UEFA. "Die Mitglieder des Boards der European Club Association (ECA) haben sich am Sonntagabend zu einer virtuellen Konferenz zusammengeschlossen und bekräftigt, dass der Board-Beschluss vom vergangenen Freitag nach wie vor Gültigkeit hat", so Hans-Joachim Watzke, der Vorsitzende der Geschäftsführung des BVB.

Auch Paris Saint-Germain gehört aktuell nicht zu den Klubs, die an einer Super League teilnehmen würden. Alleine von der Grössenordnung wäre PSG ein sehr lukrativer Kandidat für eine Teilnahme, allerdings haben auch hier die Verantwortlichen einen guten Draht zur UEFA. Eine weitere realistische Möglichkeit ist, dass die Klubs noch nicht zugesagt haben, weil sie die weiteren Entwicklungen abwarten wollen.

Mit nur zwölf Teilnehmern wird dieser Wettbewerb nicht starten, rechtliche Konsequenzen und der Ausschluss aus den heimischen Ligen als Folge einer Super-League-Teilnahme wären für viele Klubs und Spieler inakzeptabel. Zudem hätten insbesondere beim FC Bayern und Borussia Dortmund die Mitglieder ein gewisses Mitspracherecht und vor allem bei den Fans kommen die Pläne dieser elitären Veranstaltung nicht gut an.

Die Gründe für die Super League: Geld, Geld und noch mehr Geld

Die Gründe für die Einführung der Super League liegen auf der Hand. Den Topklubs geht es darum, sich die Teilnahme an einem elitären Wettbewerb zu sichern. Einige der grössten Namen im Weltfussball nehmen daran teil, die Möglichkeiten in finanzieller Hinsicht sind enorm.

Einnahmen durch das Sponsoring steigen, auch die Vermarktung der TV-Rechte für diesen Wettbewerb wird lukrativer. Und: Weil 15 Teams sicher jedes Jahr dabei sind, sind die Zahlungen sicher, unabhängig vom sportlichen Erfolg. Ein Durchhänger oder ein Umbruch stellen somit kein grosses Problem mehr dar.

Eine Zahl verdeutlicht das: Die 15 Gründer der Super League sollen insgesamt 3,5 Milliarden Euro erhalten. Alleine für die Teilnahme könnten Klubs bis zu 400 Millionen Euro kassieren, was mehr ist, als der Gewinn der UEFA Champions League in der vergangenen Saison einbrachte. Erste finanzstarke Investoren sind zudem bereits gefunden. So haben intensive Gespräche mit der US-amerikanischen Investmentbank JP Morgan stattgefunden.

Noch ist nicht absehbar, welche Auswirkungen die Einführung der Super League ab dem Sommer haben könnte. Die UEFA, die FIFA und die Nationalverbände werden versuchen, diese Entwicklung aufzuhalten. Noch sind zu viele, vor allem rechtliche Fragen offen, um genaue Prognosen abzugeben.

Klar ist aber: Die Pläne sind so konkret wie nie zuvor. Und die Klubs haben keine Skrupel, sich von der eignen Fanbasis zu entfernen. Zuschauer generieren Einnahmen und der Markt für diese Super League wird sich verlagern. Dass den Verantwortlichen der Teilnehmer das egal zu sein scheint, ist besorgniserregend.

Verwendete Quellen:

  • UEFA.com - Statement
  • Sportschau: Super-League-Klubs drohen FIFA und UEFA mit Klage
  • Borussia Dortmund: Stellungnahme zur Diskussion um die Einführung einer Super League
  • The Super League: Pressemitteilung
  • The Athletic: European Super League explained
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