Vor einem Untersuchungsrichter kommt der ehemalige spanische Verbandspräsident Luis Rubiales mit einem blauen Auge davon. Trotzdem erringt auch die gegen ihren Willen geküsste Jennifer Hermoso in Abwesenheit einen kleinen Erfolg. Ausgestanden ist die öffentliche Angelegenheit aber längst noch nicht.
Der ehemalige spanische Verbandspräsident Luis Rubiales muss sich künftig von Jennifer Hermoso fernhalten. Rubiales darf sich der Nationalspielerin nur noch bis auf 200 Meter nähern, entschied ein Untersuchungsrichter. Rubiales musste sich wegen des Vorwurfs der sexuellen Gewalt vor Gericht verantworten, nachdem er Hermoso nach dem WM-Finale gegen deren Willen auf den Mund geküsst hatte.
Richter Francisco de Jorge erliess die entsprechende einstweilige Verfügung am 15. September. Die Staatsanwaltschaft hatte gefordert, dass dieses Verbot sogar für einen Umkreis von 500 Metern gelten soll. Rubiales, der persönlich erschienen war, bestritt erneut jegliches Fehlverhalten. Das berichten mehrere spanische Medien übereinstimmend.
Luis Rubiales' Vermögen bleibt unangetastet
Der Richter lehnte allerdings den Antrag der Staatsanwaltschaft ab, Rubiales zusätzlich zu verpflichten, sich alle 15 Tage bei einem Gericht zu melden. Auch das Vermögen von Rubiales wurde nicht vorsorglich beschlagnahmt.
Am 8. September hatte die spanische Staatsanwaltschaft Anklage erhoben, am 12. September folgte die offizielle Vorladung für Rubiales.
De Jorge leitet ein Ermittlungsverfahren gegen Rubiales wegen des Verdachts der sexuellen Aggression und Nötigung. In dem Verfahren muss der Richter entscheiden, ob Rubiales wegen des Kusses auf die Anklagebank kommt.
Jennifer Hermoso wirft Luis Rubiales Nötigung vor
Hermoso hatte am 13. September Anzeige gegen Rubiales erstattet. Sie beschuldigt Rubiales ausserdem, sie unter Druck gesetzt zu haben. Sie habe sich unmittelbar nach dem Aufruhr über den Kuss zu seiner Verteidigung äussern sollen, was laut Staatsanwaltschaft als Straftatbestand der Nötigung angesehen werden könnte.
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Rubiales beteuert, Hermoso habe dem Kuss bei der Siegerehrung am 20. August in Sydney zugestimmt. Die 33-Jährige hatte aber erklärt, sie habe sich "als Opfer einer impulsiven, sexistischen und unangebrachten Handlung gefühlt, der ich nicht zugestimmt habe". Hermoso erstattete Anzeige und ermöglichte damit einen Strafantrag der Staatsanwaltschaft beim Staatsgerichtshof.
Luis Rubiales droht noch immer eine Gefängnisstrafe
Nach einer kürzlich erfolgten Reform des spanischen Strafgesetzbuchs kann ein nicht einvernehmlicher Kuss als sexuelle Gewalttat betrachtet werden. Die Strafen dafür können nach Angaben der Staatsanwaltschaft von einer Geldstrafe bis zu vier Jahren Gefängnis reichen. (sid/hau)
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