Vaduz - San Marinos Amateurkicker kreischten wie nach einem grossen Titelgewinn und warfen Trainer Roberto Cevoli euphorisch in die Luft - beim verzückten Verbandschef flossen Tränen der Freude. Mit einem historischen 3:1-Sieg in Liechtenstein haben die Fussballer des Zwergstaates in der Nations League den Aufstieg in die C-Liga geschafft. Zumindest für einen glückseligen Abend in Vaduz streifte das Schlusslicht der FIFA-Weltrangliste sein jahrzehntealtes Verlierer-Image ab - und kann nun sogar von der Teilnahme an den Qualifikations-Playoffs für die Weltmeisterschaft 2026 träumen.

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"Abgesehen von der ernsthaften Gefahr eines Herzinfarkts kann ich nur sagen, dass diese Jungs heute Abend Geschichte geschrieben haben", stammelte der sichtlich gerührte Verbandspräsident Marco Tura und verriet: "Ich musste weinen zwischen den Jungs."

Ein Sieg - mehrere Einträge in Geschichtsbücher

Die Delegation und ein paar Dutzend Fans im Rheinpark von Vaduz konnten gleich mehrere historische Errungenschaften ihrer Auswahl bejubeln. San Marino verbuchte den ersten Auswärtssieg seiner Länderspiel-Historie, den höchsten Erfolg obendrein und erzielte erstmals drei Tore in einem Match.

Noch nie gelang ein Sieg nach einem Rückstand - überhaupt stehen die Fussballer, die "Titanen" genannt werden, nun erst bei drei Länderspielerfolgen: Alle drei sprangen gegen Liechtenstein heraus, zunächst bei einem Freundschaftsspiel 2004 und nun zweimal in dieser Nations-League-Saison.

Semi-Profis, Studenten und Lagerarbeiter

Und der Sieg war verdient. San Marino dominierte das Match und liess sich auch von einem überraschenden Rückstand nicht verunsichern. "Die erste Halbzeit mit 0:1 hinten zu beenden, war eine Beleidigung für den Fussball. Aber die Jungs waren brillant und haben sich verdient, was sie erreicht haben", sagte Coach Cevoli.

Lorenzo Lazzari (46. Minute), Nicola Nanni (66./Elfmeter) und der eingewechselte Alessandro Golinucci (76.) drehten das Match. Nanni spielt in der 3. italienischen Liga, Lazzari - ein Universitätsstudent - noch eine Klasse tiefer. Golinucci kickt sogar nur in der heimischen Liga in San Marino - neben seinem regulären Beruf als Lagerarbeiter für eine Spielzeugfirma.

Für diese Amateur- und semiprofessionellen Fussballer bedeuten Erfolge wie jene in Liechtenstein die Welt. "Dieser Abend bleibt uns für immer", sagte Stürmer Nanni. "Jetzt wollen wir die Messlatte noch ein bisschen höher legen." San Marino wird in der FIFA-Weltrangliste auf dem 210. und damit letzten Platz noch hinter den Turks- und Caicosinseln, den Britischen Jungferninseln, den Amerikanischen Jungferninseln sowie Anguilla geführt. In der C-Liga der Nations League geht es nun gegen andere Kaliber und sogar ehemalige WM-Teilnehmer.

Komplizierter - aber nicht unmöglicher - Weg in WM-Quali-Playoffs

Apropos WM: Rein theoretisch könnten die "Titanen" aus dem rund 33.500-Einwohner-Zwergstaat durch ihren Coup von Vaduz auf eine Teilnahme an den Quali-Playoffs für die Weltmeisterschaft 2026 hoffen, nämlich so: Aus Europa sind die jeweiligen Sieger von zwölf WM-Quali-Gruppen beim Turnier in den USA, Kanada und Mexiko fix dabei. Die zwölf Zweitplatzierten kommen ebenso in Playoffs wie die vier besten Nations-League-Gruppensieger, die in ihren WM-Qualifikationsgruppen nicht Erste oder Zweite werden.

Klingt kompliziert, und die Wahrscheinlichkeit für San Marino ist nicht sehr hoch, dass just so eine Konstellation eintritt. Aber sonderlich gross waren die Chancen, Gruppensieger und Aufsteiger in der Nations League zu werden, ja auch nicht.  © Deutsche Presse-Agentur

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