Stundenlang sitzt Nigerias Nationalmannschaft an einem verlassenen Flughafen in Libyen fest. Die Spieler bekommen es mit der Angst zu tun. Inzwischen ist das Team wieder in der Heimat und boykottiert das anstehende Länderspiel.
Nach einer grotesken Odyssee haben Bayer Leverkusens Topstürmer Victor Boniface und das Nationalteam Nigerias das für Dienstag geplante Länderspiel in Libyen boykottiert. "Zurück zu Hause, sicher und gesund", schrieb Auswahlkapitän William Troost-Ekong in den sozialen Medien, nachdem die "Super Eagles" wieder in ihrer Heimat gelandet waren.
Weder Essen noch Trinken
Vor dem Qualifikationsspiel für den Afrika-Cup hatten Boniface und Co. unzumutbare Umstände hinnehmen müssen. Das Team war am Flughafen Al-Abraq rund 200 Kilometer entfernt vom eigentlichen Spielort Bengasi gestrandet und sass dort laut Verband mehr als 15 Stunden fest. Demnach sei der Flughafen verlassen gewesen, es habe im verschlossenen Wartebereich weder Essen noch Trinken für das nigerianische Team gegeben. Als dann Stunden später ein Transport bereitgestellt wurde, lehnte das Team aus Sicherheitsbedenken die dreieinhalbstündige Busfahrt von Al-Abraq nach Benghazi ab.
"Als die Dinge eskalierten, bedeutete es Überwindung, für das Richtige einzustehen, unabhängig von den Folgen. Kein Team sollte so schlecht behandelt werden. Beim Fussball geht es um Respekt, und das beginnt damit, uns selbst zu respektieren", schrieb Troost-Ekong. Zuvor hatten er und das Team entschieden, nicht anzutreten und das Spiel zu boykottieren.
Boniface bekam es mit der Angst zu tun
Auch Boniface hatten in den sozialen Medien von der Odyssee berichtet. "Ich bin seit fast 13 Stunden am Flughafen, kein Essen, kein W-Lan, nirgendwo ein Schlafplatz", schrieb der 23-Jährige auf der Plattform X. Später postete der Stürmer sogar: "Das wird jetzt unheimlich. Ihr könnt den Punkt haben. Wir wollen nur in unser Land zurück."
Bayer Leverkusens Lizenzspieler-Chef Thomas Eichin sagte zur Lage um Boniface: "Wir hoffen, dass sich die Situation schnell aufklärt und Victor wohlbehalten zurückkommt."
Auch Nigerias Sportminister John Owan Enoh zeigte sich entrüstet, dass der Flug mit der Mannschaft umgeleitet worden sei und das Team sich nun "in so etwas wie einer Geiselsituation" befinde. Der Politiker sprach von "einem Trauma und psychischer Folter". Weil die Mannschaft Angst um ihre Sicherheit habe, könne das Spiel nicht stattfinden.
War es eine Racheaktion?
Der afrikanische Fussball-Verband CAF reagierte beunruhigt auf die Nachricht und kündigte eine Untersuchung des Vorfalls an. Der Verband habe sich mit den libyschen und nigerianischen Behörden in Verbindung gesetzt. Die Angelegenheit sei dem CAF-Disziplinarausschuss zur Untersuchung vorgelegt worden.
Die Nigerianer vermuten hinter der chaotischen Situation eine Retourkutsche der Libyer. Der libysche Verband LFF hatte sich zuvor Medien zufolge beschwert, beim Hinspiel in Nigeria am Freitag schlecht behandelt worden zu sein. Demnach habe das Gästeteam mehrere Stunden auf einen Shuttlebus warten müssen. Die LFF wies den Sabotageverdacht zurück und verwies darauf, dass die Umleitung von Flugzeugen nichts Ungewöhnliches im internationalen Luftverkehr sei.
Das Hinspiel hatte Nigeria am vergangenen Freitag mit 1:0 gewonnen. Die "Super Eagles" sind in Gruppe D mit sieben Punkten Tabellenführer, Libyen ist mit einem Zähler Schlusslicht. (dpa/bearbeitet von ska)
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