Thomas Tuchel nimmt zum 1. Januar die Arbeit als englischer Nationaltrainer auf. Der Druck und die Erwartungshaltung sind ebenso riesig wie seine Vorfreude.

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Thomas Tuchel warf sich schon kurz vor seinem Amtsantritt in Schale, sprach in dunklem Sakko und gestreifter Krawatte zum Mutterland des Fussballs. "Frohe Weihnachten und ein glückliches neues Jahr. Bleibt gesund, schöne Ferien – und wir sehen uns bald im Stadion", sagte der neue Heilsbringer des englischen Fussballs in einer neunsekündigen Videobotschaft bei X und Instagram. Mehr als zwei Monate nach seiner Verpflichtung tritt der 51-Jährige am Mittwoch offiziell sein Amt an.

"Ich fühle mich gut, bin voller Energie", hatte Tuchel schon Mitte Dezember am Rande der Auslosung der WM-Qualifikationsgruppen betont: "Ich kann es kaum erwarten, zurück auf dem Platz zu sein, die Spieler zu spüren, das Gefühl der Umkleidekabine zu haben – das ist das Beste überhaupt." Ausgerechnet ein Deutscher soll bei der WM 2026 dann "60 Jahre des Schmerzes" auslöschen. Es sei "ein Privileg, dieses Amt auszufüllen", so der gebürtige Allgäuer: "Ich bin sehr stolz – das ist mein Traumjob."

Tuchels verspäteter Amtsantritt sorgte für Kritik

Doch wegen seines Fernbleibens von den November-Spielen sowie seines verspäteten Amtsantritts zum 1. Januar war ihm auf der Insel bereits heftiger Gegenwind ins Gesicht geblasen. "Ein Witz" sei das, ein "einziges Chaos", gar eine "Farce", wetterte die für ihren rauen Ton bekannte englische Presse gegen Tuchel. Auslöser des Zorns war ein Kader-Chaos, denn beim Abschied von Interimslösung Lee Carsley hatten im November gleich acht nominierte Spieler für die nicht unwichtigen Nations-League-Spiele abgesagt.

Der dennoch als Gruppensieger erreichte Aufstieg in Liga A beruhigte die Gemüter allerdings wieder. "Es war mein Wunsch, Lee die Arbeit beenden zu lassen", begründete Tuchel sein Fernbleiben: "Warum soll ich mich dann auf die Tribüne setzen und den Fokus auf mich ziehen? Es waren seine Spiele und seine Nominierung. Für mich ist das eine Art, Respekt zu zeigen und Vertrauen zu zollen. Das war für mich ganz klar."

"Wir werden ab Januar viele Matches live sehen und mit den Spielern sprechen. Wir haben viele Pläne."

Englands neuer Trainer, Thomas Tuchel

Er präferiere zudem einen Start, "wenn die Qualifikation beginnt, damit man eine Art Kick-off hat". So sei es ein "ganz sauberer Übergang" für die neue Kampagne. Und es müsse sich ohnehin niemand Gedanken machen. Er habe sich "viele" Spiele angeschaut und sei "vorbereitet", betonte der bei den Bayern unlängst vom Hof gejagte Tuchel: "Wir haben einige Entwicklungen angestossen. Wir werden ab Januar viele Matches live sehen und mit den Spielern sprechen. Wir haben viele Pläne."

Ein Wechsel des Spielführers gehört allerdings nicht dazu. Bayern-Star Harry Kane sei stets "ein Top-Kapitän" gewesen, betonte Tuchel, es gebe also "keinen Grund, über eine Veränderung nachzudenken."

Die ersten Aufgaben mit Albanien und Lettland im März scheinen machbar, weitere Gegner in der WM-Qualifikation sind Serbien und Andorra. "Wir müssen es ernst nehmen und es uns verdienen, in die USA zu dürfen", sagte Tuchel. Denn nur dann könnte er am 19. Juli 2026 beim Endspiel in New York "60 Jahre des Schmerzes" beenden. (sid/bearbeitet von ms)

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