Jordan Henderson will weg. Und zwar am liebsten so schnell wie möglich und in dieser Winterpause. Erst im Juli war der englische Nationalspieler dem Ruf des Geldes gefolgt und hatte sich von Al-Ettifaq verpflichten lassen. Doch nun sieht er sich konfrontiert mit leeren Stadien und einem niedrigen fussballerischen Niveau. Und er ist nicht der einzige, der Saudi-Arabien offenbar wieder verlassen will.

Eine Analyse
Dieser Text enthält eine Einordnung aktueller Ereignisse, in die neben Daten und Fakten auch die Einschätzungen von Sabrina Schäfer sowie ggf. von Expertinnen oder Experten einfliessen. Informieren Sie sich über die verschiedenen journalistischen Textarten.

Er bereue nichts, hatte Jordan Henderson nach seinem Wechsel vom FC Liverpool zum saudi-arabischen Klub Al-Ettifaq noch im Herbst mit Nachdruck bei Channel 4 News erklärt. Auf keinen Fall sollte da der Eindruck aufkommen, dass sich da einer (von vielen) vom Geld hatte blenden lassen. Schliesslich hatte er zuvor bereits gegenüber "The Athletic" erklärt, dass der Wechsel nur deshalb zustande gekommen sei, weil Henderson etwas wollte, "das ihn begeistern würde", eine "neue Herausforderung", etwas, "bei dem ich das Gefühl habe, etwas an Wert beisteuern zu können". 800.000 Euro Wochengehalt, steuerfrei, ein netter Bonus für so ein wertvolles, begeisterndes Abenteuer.

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Sauer stiess dabei vielen auf, dass sich Henderson in den Jahren zuvor stets für die Rechte von queeren Menschen aus dem LGBTQ+-Spektrum stark gemacht hatte und nun in ein Land wechselte, in dem Homosexualität gesetzlich verboten ist. Auch Thomas Hitzlsperger reagierte damals deutlich: "Du hast den Respekt vieler Menschen verloren, die Dir vertraut haben." Fans buhten ihn im Oktober bei Auftritten mit den Three Lions aus.

Zu Hendersons Verteidigung, wenn man ihn denn verteidigen will: Er war nicht der einzige, der das Angebot der saudi-arabischen Verantwortlichen nicht ausschlagen konnte. Man kann sich die Überlegungen in den Haushalten Henderson, Neymar, Benzema, Firmino, Mané et cetera leicht vorstellen: Zwei, drei Jahre in der fussballerischen Unwichtigkeit und danach ausgesorgt. Und im Idealfall funktioniert das Projekt vielleicht sogar und man war bei den Anfängen der tollsten Liga der Welt dabei.

Henderson will weg aus Saudi-Arabien – so schnell wie möglich

Doch nach sechs Monaten ist für Henderson offenbar klar: Nicht einmal das Geld kann die Umstände seines Engagements bei Al-Ettifaq noch aufwiegen. Laut der britischen "Times" machen ihm der Alltag, der Lebensstil und die Hitze zu schaffen. Dazu dürfte die mangelnde Begeisterung für den Fussball in Saudi-Arabien kommen. Al-Ettifaq hat einen Zuschauerdurchschnitt von 7.800. Und sportlich läuft es auch nicht. Al-Ettifaq liegt aktuell lediglich auf Rang acht. Henderson will jedenfalls so schnell wie möglich weg, am liebsten zurück nach England, oder zumindest nach Europa. Sein Berater bietet ihn laut übereinstimmender Medienberichte aktuell bei verschiedensten Vereinen wie beispielsweise dem FC Bayern an. Laut Transferexperte Fabrizio Romano soll Ajax Amsterdam konkretes Interesse an Henderson signalisiert haben.

Dem Engländer scheint dabei auch egal zu sein, dass ihm durch einen möglichen Wechsel die Steuerfreiheit wieder entzogen und eine gewaltige Nachzahlung fällig würde. Alles wurscht, Hauptsache raus aus dem goldenen Käfig.

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Auch andere könnten gehen

Ein Wunsch, den offenbar auch andere Stars der saudischen Liga hegen. Auch Karim Benzema wird nicht glücklich bei Al-Itthiad. Die sportliche Talfahrt des Vereins wird dem Ballon-d'Or-Gewinner von 2022 zugeschrieben. Sein neuer Spitzname: "Ben-Hazima", Sohn der Niederlage. Benzema sieht sich mit der Frage konfrontiert, ob er seine grosse Karriere unbeachtet von der restlichen Fussballwelt ausschleichen lässt und sich mit dem Geld zumindest einen netten zweiten Lebensabschnitt gönnt, oder ob er es nochmal wissen will.

Neben Henderson und Benzema werden auch Roberto Firmino Fluchtpläne nachgesagt. Der Brasilianer, bei dem es sportlich auch gar nicht läuft, könnte Al-Ahli bereits im Januar verlassen. Auch ein Leihgeschäft in die Premier League steht laut "talkSport" im Raum. Firmino soll sich aber auch einen Wechsel nach Brasilien vorstellen können.

Immerhin scheint Cristiano Ronaldo seinen Wechsel zu Al-Nassr bislang nicht zu bereuen. Bei 200 Millionen Euro Jahresgehalt vielleicht auch gar nicht so überraschend.

Quellen

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