In einer emotionalen Videobotschaft verkündet Trainer Jürgen Klopp seinen Abschied am Saisonende. Alle Argumente sprechen dafür: Er muss jetzt endlich Bundestrainer werden!

Pit Gottschalk
Eine Kolumne
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Die Nachricht vom FC Liverpool schlug, wenn man das heutzutage noch so sagen darf, wie eine Bombe in der Fussballwelt ein: Trainer Jürgen Klopp wird den Verein zum Saisonende verlassen.

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Die Entscheidung habe seit November festgestanden, sagte Klopp in seiner persönlichen wie emotionalen Videobotschaft.

Ihm gehe als Vereinstrainer die Energie aus. Die vorzeitige Vertragsauflösung beim FC Liverpool (der ursprüngliche Kontrakt läuft bis 2026) löst sofort einen journalistischen Dreisatz aus, der keine besonders schwere Aufgabe darstellt:

  • Julian Nagelsmann ist nur bis zum Sommer Bundestrainer beim DFB.
  • Der DFB sucht einen Bundestrainer, der nach der EM 2024 übernimmt.
  • Jürgen Klopp ist nach dem Sommer zu haben - als Bundestrainer.

Zur Stunde weiss niemand, ob diese Personalrochade von Anfang an geplant war, als Nagelsmann die Nationalmannschaft im Herbst übernahm. Was man aber weiss: Klopp ist der beste Bundestrainer, den man sich vorstellen kann. Kurzes Nachdenken liefert alle Argumente:

  • Nach langen Jahren bei Mainz 05, Borussia Dortmund und FC Liverpool kann ihn kein Verein mehr reizen. Weder emotional noch finanziell.
  • Der Job als Bundestrainer ist die perfekte Station zwischen Vollzeit im Verein und Ruhestand mit 65. Klopp wird im Juni 57 Jahre alt.
  • Sein guter Draht zum DFB-Vizepräsidenten Hans-Joachim "Aki" Watzke ist legendär. Der BVB-Geschäftsführer feierte mit Klopp die schönsten Momente.
  • Die ungeliebte Nationalmannschaft braucht einen Sympathieträger, der Kompetenz und Leidenschaft vereinigt. Kein Trainer tut das besser als Klopp.
  • Klopp könnte in seine alte Mainzer Heimat zurückkehren, keine Autostunde von der DFB-Zentrale in Frankfurt entfernt. Bequemer geht’s nicht.

Die Fragen zum DFB werden Jürgen Klopp wie den Verband in den nächsten Wochen und Monaten begleiten. Aus gutem Grund.

Das Gerücht um Klopp wird Nagelsmann die EM-Vorbereitung nicht erleichtern. Ein Handicap ist die Nachfolger-Diskussion nicht. Jeder weiss, dass er nur bis zur EM Bundestrainer sein sollte.

Für den DFB bietet sich jedoch die Chance, endlich jenen Wunschkandidaten zu bekommen, den Deutschlands Fussballfans seit Jahren wollen.

Bestenfalls hat der DFB schon alles mit Jürgen Klopp geklärt und muss nur noch den Vertrag unterschreiben und die Kommunikation aufstellen. Schlimmstenfalls kann sich der DFB nicht dazu durchringen, die finanziellen und vielleicht strukturellen Rahmenbedingungen für Klopp freizugeben.

Das wäre dann nicht nur bedauerlich, sondern fahrlässig: Einen besseren Bundestrainer kann der DFB für den Wiederaufbau nicht bekommen.

Über den Autor

  • Pit Gottschalk ist Journalist, Buchautor und ehemaliger Chefredakteur von SPORT1. Seinen kostenlosen Fussball-Newsletter Fever Pit'ch erhalten Sie hier.
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