Real Madrid kommt in der spanischen Meisterschaft nicht in Tritt. Nach nur zwei Siegen aus fünf Partien liegt das Starensemble um Christiano Ronaldo schon sieben Zähler hinter dem Erzrivalen FC Barcelona. Mehr als eine Mini-Krise?

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Die Königlichen hinterlassen auf dem Rasen aktuell einen wenig königlichen Eindruck.

Am Mittwoch setzte es gegen Betis Sevilla in der Nachspielzeit eine bittere 0:1-Heimniederlage. Damit verpasst es der spanische Rekordmeister, im 74. Pflichtspiel hintereinander mindestens ein Tor zu erzielen - was ein All-Time-Rekord gewesen wäre.

Schon jetzt ein grosser Rückstand auf den FC Barcelona

Trotz der Torgefährlichkeit reichen die Leistungen in der Meisterschaft nach fünf Spieltagen nur zu acht Zählern und Platz sieben, zuhause steht der erste Dreier noch aus.

Zuletzt war der Rückstand auf den FC Barcelona, der ohne Punktverlust an der Spitze der Tabelle steht, in der Saison 2012/13 so hoch.

Damals, im letzten Jahr von Starcoach Jose Mourinho auf der Bank, verpasste Real die Meisterschaft mit 15 Punkten Rückstand auf den Erzrivalen deutlich.

Droht nunmehr eine ähnlich ernüchternde Saison?

Schon zwei Titel gewonnen

in Alarmstimmung sollte niemand sein. Denn auch wenn in der Liga die Bilanz dürftig aussieht, rechtfertigt der wettbewerbsübergreifende Blick auf den Saisonstart eine Krisenstimmung nur bedingt.

Im ersten Pflichtspiel des Jahres triumphierte die Mannschaft von Zinedine Zidane im UEFA Supercup, dem Match zwischen dem Sieger der Champions League und der Europa League, gegen Manchester United mit 2:1.

Kurz darauf wies Real, das im Sommer keine seiner unverzichtbaren Stammkräfte verkaufte, im spanischen Supercup den FC Barcelona in die Schranken.

Nach dem 3:1 bei Barca gelang im Rückspiel im heimischen Estadio Santiago Bernabéu ein 2:0 – und damit schon der zweite Titelgewinn der jungen Saison.

Und auch in der Champions-League gibt es nach dem 3:0-Erfolg gegen Apoel Nikosia am ersten Spieltag für den Titelverteidiger bisher keinen Grund für Nervosität.

Nimmt man alle Pflichtspiele 2017/2018 zusammen, sieht die Bilanz mit sechs Erfolgen, zwei Remis und einer Niederlage ordentlich aus. Saisonübergreifend stehen in den letzten 15 Partien sogar nur zwei Pleiten in den Büchern. Also doch alles gut in Madrid?

Sperre, Verletzungen ...

Jein. Es bleibt immer noch der Problemfall "LaLiga". Die Ursachen für den Misserfolg liegen auf der Hand. Zunächst ist da die Fünf-Spiele-Sperre von Cristiano Ronaldo, der im Supercup-Hinspiel im August gegen Barca nach einem Platzverweis den Schiedsrichter schubste und alle bisherigen Partien zuschauen musste.

Hinzu kommt der Ausfall von Angreifer Karim Benzema, der seit dem dritten Spieltag an einer Oberschenkelverletzung laboriert.

Rückkehrer Borja Mayoral, letzte Saison an den VfL Wolfsburg verliehen, war zwischenzeitlich der einzige gesunde, gelernte Mittelstürmer. Nicht nur deshalb wurde Bayern-Star Robert Lewandowski zuletzt mal wieder mit den Königlichen in Verbindung gebracht.

... Pech, eine schlechte Chancenverwertung und ...

Zu den Sperren und Verletzungen kommen eine aktuell mangelhafte Chancenverwertung – und auch etwas Pech. Gegen Aufsteiger Levante verpasste der deutsche Nationalspieler Toni Kross in der 93. Minute den Sieg, als sein Distanzschuss nur an den Pfosten knallte.

Der walisische Flügelflitzer Gareth Bale vergab ebenfalls den einen oder anderen Hochkaräter. Und auch gegen Betis Sevilla erarbeitete sich der Hauptstadtklub ein deutliches Chancenplus von 26:11.

Allein das Tor wollte nicht fallen. In der Liga steht aktuell ein Durchschnitt von 1,8 Toren pro Partie zu Buche, 2016/17 waren es 2,6 – also fast ein Treffer mehr.
Die Real-Profis verfallen unterdessen nicht in Panik. "Wir haben viel besser gespielt als Betis. Ich würde es bevorzugen, schlecht zu spielen, dafür aber die drei Punkte mitzunehmen", sagte Verteidiger Marcelo. "Letzte Saison gewannen wir Spiele, in denen wir es uns nicht verdient hatten. Jetzt läuft es umgekehrt."

Innenverteidiger Sergio Ramos machte sich und den Kollegen Mut. "Die Saison ist sehr lang. Wir sind immer noch die Spieler, die vor anderthalb Monaten Titel gewonnen haben. Der Kader ist grossartig." Weiter arbeiten und geeint bleiben sei der "Schlüssel des Erfolges", so Ramos.

... taktische Fehler

Selbstkritische Töne schlug dagegen Mittelfeld-Mann Casemiro an. Das 0:1 gegen Betis sei auch zustande gekommen, weil man zu viel gewollt habe. "Man muss mit Köpfchen spielen, ein Unentschieden ist besser als eine Niederlage."

In der Nachspielzeit war den mutig anlaufenden Gästen gegen kopflose Madrilenen der Siegtreffer gelungen – und damit der erste Dreier im Bernabéu seit 20 Jahren.

Nicht mehr als eine Mini-Krise?

Am Samstag will es die Startruppe bei Deportivo Alavés, dem Tabellenvorletzten, besser machen.

Die Saison ist noch jung. Darauf weisst Sergio Ramos hin. "Wir haben Meisterschaften schon mit einem grösseren Rückstand umgebogen. Es bleibt noch viel Zeit, es sind viele Spiele und viele Punkte, von daher muss man die Ruhe bewahren."

Angreifer Isco erklärte kämpferisch: "Ich vertraue dieser Mannschaft weiterhin bis zum Tod. Wir werden das hinbekommen."

Das Selbstvertrauen ist den Königlichen jedenfalls nicht verloren gegangen. Eine wichtige Voraussetzung, um die Mini-Krise bald zu beenden.

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