Kylian Mbappé ist aus dem Nichts ganz nach oben geschossen, Europas Top-Klubs stehen für den Offensivspieler des AS Monaco angeblich Schlange. Jetzt steht eine Rekord-Ablösesumme im Raum, lanciert vom umtriebigsten Berater des Weltfussballs.
Ein Transfer steht im Raum, es geht um bizarr viel Geld. Und immer wenn im Fussball sehr viel Geld im Spiel ist, fällt relativ schnell ein Name: Jorge Mendes. In einer längst vergessenen Zeit hat Mendes mal Videotheken betrieben, ein paar Diskotheken und Nachtclubs.
Zur grossen eigenen Karriere im Fussball hatte es nicht gereicht, selbst portugiesische Zweitligisten wollten Mendes nicht in ihrem Kader haben. Aber als er Mitte der 90er Jahre in einer seiner Bars eine zufällige Bekanntschaft macht, rutscht er im wahrsten Sinne des Wortes über Nacht hinein in ein Metier, das damals noch geheimnisvoll und nahezu unerschlossen war.
In den vergangenen 20 Jahren hat sich Jorge Mendes zum einflussreichsten Spielerberater der Welt entwickelt. Es gibt kaum noch einen Blockbuster-Deal, bei dem der Portugiese seine Finger nicht im Spiel hat. Es gibt noch ein paar Ausnahmen, Paul Pogba,
Er hat Zlatan und Henrikh Mkhitaryan nach Manchester transferiert und aus Pogba - ebenfalls mit dem Abnehmer United - den teuersten Spieler der Welt gemacht. Es war Raiolas Sommer und um Mendes ist es vergleichsweise still geworden.
Ein dreiviertel Jahr später hat sich einiges getan im grossen Fussball. Es gibt ein paar erfrischend kreative Teams und eine Fülle junger, hungriger und hochbegabter Spieler, die sich in der Champions League ihre ersten Sporen verdienen.
Der AS Monaco ist förmlich aus dem Nichts bis ins Viertelfinale durchgedrungen und verzückt die Fachwelt und Fans gleichermassen mit einem Offensiv-Fussball, der derzeit in Europa fast seinesgleichen sucht. Selbst die Bayern, Barca oder Real Madrid spielen nicht so atemberaubend flink und wuchtig nach vorne wie die Rasselbande aus dem Fürstentum.
Grösstes Talent des Weltfussballs?
Kylian Mbappé ist wenige Tage vor Weihnachten erst 18 Jahre alt geworden. Damals kannten das Leichtgewicht allenfalls ein paar Insider und Scouts, der grossen Masse der Fans hat sich der Angreifer aus Monaco erst in den letzten Wochen so richtig ins Bewusstsein gebrannt.
In Frankreich ist Mbappé schon länger so etwas wie ein Hoffnungsträger. Mit 16 hat er sein Debüt in der Ligue 1 gegeben, ein paar Tage danach auch im Europapokal. Seitdem hat er lediglich 33 Spiele in der Liga bestritten, vier im Coupe de France, drei im Ligacup und fünf in der Champions League. Nicht gerade eine dicke Bewerbungsmappe. Nimmt man aber die 20 erzielten Tore und 14 Assists dazu, ergeben sich daraus ganz beachtliche Quoten für einen Teenager.
Neulich hat Mbappé tatkräftig dabei mitgeholfen, Manchester City aus der Königsklasse zu werfen. Je ein Tor in Hin- und Rückspiel haben Pep Guardiola und den spektakulär aufgepimpten Kader der Citizens den Traum vom Titel gekostet, ManCitys Truppe ist an einer Horde wilder Emporkömmlinge gescheitert. Und spätestens seitdem gilt Kylian Mbappé als grösste Verheissung im Weltfussball.
120 Millionen Euro werden aufgerufen
Die Maschinerie hat sich sofort in Gang gesetzt. Kein Tag vergeht ohne neue Gerüchte und Spekulationen. Und natürlich gilt Mbappé seit den Spielen gegen City als der neue Thierry Henry. Mindestens. Unter der Woche erreichte der Wahnsinn dann eine völlig neue Dimension.
Monaco, das sich angeblich vor Offerten für den hageren Angreifer kaum noch retten kann, soll ein Angebot aus der Premier League abgelehnt haben. Ein nicht genannter Klub soll 110 Millionen Euro für Mbappé geboten haben, dessen aktueller Marktwert auf rund zehn Millionen Euro taxiert wird.
Einhundertzehn Millionen Euro. Für einen Achtzehnjährigen. Der noch nie ausserhalb Frankreichs gespielt hat, der fünf Champions-League-Spiele auf dem Buckel hat und noch kein einziges Länderspiel.
Selbstredend habe Monaco das unmoralische Angebot brüsk von sich gewiesen. Stattdessen wurde an die Medien durchgestochen, unter 120 Millionen Euro ginge schon mal gar nichts. Diese Zahl steht jetzt im Raum. Und sie kommt: von Jorge Mendes.
Mendes zieht wohl die Fäden
Der hält mit seiner Agentur Gestifute zwar gar keine Rechte am Spieler, er berät ihn offiziell noch nicht mal. Aber zufällig ist Mendes nebenbei auch der persönliche Berater von Dmitri Rybolovlev. Und dem gehört rein zufällig der AS Monaco.
Der Russe hat weder Ahnung vom Fussball noch entsprechende Kontakte in der Szene. Aber dafür gibt es ja Mendes. Und der dürfte sich schon bald rührend um Mbappé kümmern. Oder wenigstens aus dem Hintergrund die entsprechenden Strippen ziehen, um - wie auch immer - möglichst viel Geld in Umlauf zu bringen.
Mendes hat schon ein paar seiner Klienten in Monaco untergebracht, unter anderem Radamel Falcao oder einst James Rodriguez. Jetzt könnte er eben dafür sorgen, dass ein Spieler aus dem Fürstentum zum teuersten der Welt wird. Früher oder später.
Bei Mbappé hat er jetzt den Finger drauf, über Rybolovlev ist Mendes stets nah dran an allen Entwicklungen um den neuen Shooting-Star. Eine ähnliche Konstellation gab es für den 51-Jährigen schon einmal.
Einen damals 17-Jährigen verhandelte Mendes einst von Sporting zu Manchester United. Sechs Jahre später wurde der Spieler dank 94 Millionen Euro Ablöse zum teuersten Fussballer der Geschichte. Sein Name: Cristiano Ronaldo.
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