Der eine gilt als der bescheidene Gentleman, der andere als das selbstverliebte Grossmaul. Der Spanier hat den Ruf eines Fussball-Ästheten, der Portugiese gilt eher als Zerstörer. Pep Guardiola und José Mourinho verbindet nicht viel. Ausser eines: Eine langjährige Feindschaft.

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Nun steht das direkte Duell in der Premier League bevor. Am Samstag treffen die beiden Trainer erstmals in der englischen Liga aufeinander. Mourinho trainiert seit Sommer Manchester United, Guardiola den Lokalrivalen Manchester City.

Was viele nicht wissen: Die beiden Erfolgstrainer hatten früher ein freundschaftliches Verhältnis. Von 1996 bis 2000 war Mourinho Co-Trainer beim FC Barcelona. Guardiola zählte damals zu den Führungsspielern. Ihre Idee vom Fussball war ähnlich.

Als sich Mourinho 2008 als Cheftrainer in Barcelona bewarb, soll er laut Medienberichten sogar vorgeschlagen haben, Guardiola als Assistenten mitzubringen. Letztendlich wurde Guardiola zum Cheftrainer ernannt, was Mourinho kaum gefallen haben dürfte.

Aus Wertschätzung wird Feindschaft

Der spanische Sportjournalist Guillem Balague, der beide Trainer gut kennt, erklärte einmal auf Spox.com: "Guardiola hat gleich in seiner ersten Saison sechs Titel mit Barca geholt. Und die ganze Welt feierte Pep für Barcas Spielweise. Das hat José extrem gestört. Er war ganz einfach neidisch, er hielt sich damals doch für den besten Trainer der Welt."

Dementsprechend gross war die Genugtuung, als Mourinho im Dienste von Inter Mailand 2010 den favorisierten FC Barcelona aus der Champions League kegelte. Guardiola führte das Ausscheiden seiner Mannschaft auf eine beschwerliche Anreise zurück. Mourinho hielt das für eine billige Ausrede. Mit einer provozierenden Geste Richtung Barca-Trainerbank feierte er den Finaleinzug.

Als Mourinho Real Madrid übernahm, kochte die Feindschaft richtig hoch. Mourinho giftete öffentlich gegen Guardiola – und traf damit offenbar den sensiblen Katalanen. Balague erklärte auf Spox.com: "Er würde es nie zugeben, aber Mourinho hat ihn lange emotional destabilisiert, er hat ihn emotional fertiggemacht bis zu dem Punkt, an dem Guardiola keine Freude mehr hatte, seinen Beruf auszuüben.

Selbst als Guardiola beim FC Bayern München war, stichelte Mourinho weiter. Er liess zum Beispiel durchblicken, dass Guardiola nur wegen Lionel Messi erfolgreich war. Was ihn offenbar stört: Guardiola gilt als Entwickler einer Fussball-Epoche. Er selbst hingegen wird wegen seines Ergebnisfussballs häufig kritisiert. Dabei hat er nicht weniger grosse Titel auf dem Konto.

Guardiola legte immer grössten Wert auf Ballbesitz. Kein Wunder: Mit dem FC Barcelona und dem FC Bayern München hat er zwei Mannschaften trainiert, die der Konkurrenz qualitativ meist haushoch überlegen waren.

Bilanz spricht für Pep Guardiola

Mourinho hingegen ist ein Meister darin, das Spiel des Gegners zu lesen und zu unterbinden. Sein Vorteil gegenüber Guardiola: Er hat bereits Mannschaften zu Titeln geführt, mit denen nicht zu rechnen war. 2004 gewann er mit dem FC Porto die Champions League. Sechs Jahre später gelang ihm das auch mit Inter Mailand.

Die Bilanz wiederum spricht für Guardiola: 16 Mal trafen die beiden Trainer mit ihren Mannschaften aufeinander. Acht Partien gewann der Spanier, nur drei gingen auf das Konto von Mourinho. Fünf Partien endeten mit einem Unentschieden.

So unterschiedlich ihre Spielphilosophie ist, so ähnlich sind sie angeblich in ihrer Mannschaftsführung. Xabi Alonso vom FC Bayern München hat unter beiden Trainern gespielt und sagte gegenüber kicker online: "Was Persönlichkeit und Führungsstil angeht, ähneln sie sich sehr. Sie kitzeln das Beste aus ihren Spielern heraus, sind immer fordernd."

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Eine weitere Gemeinsamkeit: Beide schreckten nicht davor zurück, gleich bei Dienstantritt einen grossen Namen zu rasieren. Guardiola legte Joe Hart, der in Manchester bereits einen kleinen Legenden-Status hatte, einen Weggang nahe. Der Torwart trägt nun das Trikot vom FC Turin. Mourinho degradierte Bastian Schweinsteiger in die zweite Mannschaft. Der Erfolg gibt den Übungsleitern recht: Beide starteten mit drei Siegen in die Saison - doch wird mindestens eine dieser Serien am Samstag reissen.

Mourinho und Guardiola rüsten ab

Mittlerweile sind beide Trainer darum bemüht, etwas Brisanz aus der langjährigen Feindschaft zu nehmen. Guardiola sagte bei einer Pressekonferenz: "Die Leute wollen guten Fussball sehen. Sie kommen nicht, weil sie sehen wollen, wer der bessere Trainer ist."

Auch Mourinho glaubt, dass die früheren Emotionen nicht wieder hochkochen. Bei seiner Trainervorstellung sagte er: "20 Mannschaften können den Titel gewinnen. Es macht keinen Sinn, den gesamten Fokus auf einen Gegner zu legen." In Spanien war das anders: Der FC Barcelona und Real Madrid machten die Meisterschaft meist unter sich aus.

Vielleicht findet die Feindschaft nun tatsächlich ein Ende. Laut Informationen der Tageszeitung Sun möchte Mourinho die alte Tradition wiederaufleben lassen, nach jeder Partie im Old Trafford den gegnerischen Trainer auf ein Glas Wein einzuladen. Das Weinzimmer ist nun fertig hergerichtet. Guardiola wäre sein erster Gast.

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