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Die aktuellen Statuten der Uefa besagen, dass zwei Klubs, die vom selben Investor beziehungsweise Besitzer kontrolliert werden, nicht in der selben Saison an den drei europäischen Wettbewerben (Champions League, Europa League, Conference League) teilnehmen dürfen. Die Uefa-Finanzkontrollkammer für Klubs (FKKK) hat nun jedoch einige bemerkenswerte Entscheidungen im Hinblick auf sechs Klubs getroffen.
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Manchester City/FC Girona
An Manchester City und dem FC Girona hat die City Football Group (CFG) jeweils grosse Anteile. Die Holding gehört zu einem grossen Teil Scheich Mansour bin Zayed Al Nahyan aus den Vereinigten Arabischen Emiraten. Dem Konglomerat gehört ein Dutzend angeschlossener Klubs aus der ganzen Welt an, darunter ManCity, New York City FC, Melbourne City FC, Yokohama Marinos, Montevideo City Torque, der FC Palermo – und eben Girona.
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44,3 Prozent des FC Girona, welcher sich in diesem Jahr für die Champions League qualifizieren konnte, gehören allerdings noch der Girona Football Group. Warum der Name der City Football Group so stark ähnelt? Sie gehört Pere Guardiola, dem Bruder von City-Trainer Pep Guardiola. Über das weltweite Netzwerk werden Spieler hin- und hergeschoben. Laut den Uefa-Regularien dürfte einer der beiden Klubs in der kommenden Saison nicht in der Champions League spielen. Die FKKK sah es jedoch als erwiesen an, dass die Vereine Änderungen an ihrem Management vorgenommen haben, die ausschliessen, dass "in mehr als einem Klub die entscheidende Kontrolle von der gleichen natürlichen oder juristischen Person ausgeübt wird".
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Manchester United/OGC Nizza
Auch im Fall von Manchester United und dem OGC Nizza hat die Uefa entschieden, dass beide in den internationalen Wettbewerben antreten dürfen. Die beiden Klubs gehören, wie auch der FC Lausanne aus der Schweiz, zum Chemiekonzern INEOS.
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Im Fall des Franzosen Jean-Claire Todibo wurde Manchester United zuletzt aufgrund dieser Verstrickung ausgebremst. Die Uefa untersagt Vereinen, die einem Multi-Klub-Eigentumstest unterliegen, während der Saison, in der sie am selben Wettbewerb teilnehmen, oder während des ersten Transferfensters, neue Spieler untereinander zu transferieren. Da der OGC Nizza und Manchester United in der kommenden Saison in der Europa League spielen, platzte der Transfer des Innenverteidigers von Nizza nach Manchester.
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AC Mailand/FC Toulouse
Eine ähnliche Diskussion gab es bereits in der abgelaufenen Saison im Falle des AC Mailand aus Italien und des FC Toulouse aus Frankreich. Beide gehören mehrheitlich der Firma RedBird Capital aus den USA.
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Milan qualifizierte sich damals durch einen vierten Platz in der Liga für die Champions League. Der FC Toulouse gewann sensationell den Coupe de France und war somit erstmals in der Vereinsgeschichte in einem internationalen Wettbewerb spielberechtigt. Auch hier durften letztlich beide Vereine an den europäischen Wettbewerben teilnehmen.
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Aston Villa/Vitoria Guimaraes
Ebenfalls zum Problem wurde der Fall von Aston Villa und dem portugiesischen Klub Vitoria Guimaraes. Beide Vereine gehören zu V Sports. Das Unternehmen befindet sich im gemeinsamen Besitz des amerikanischen Milliardärs Wes Edens und des ägyptischen Milliardärs Nassef Sawiris.
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Da sich beide Vereine in der vergangenen Saison für die Conference League qualifizierten, musste die Holding ihre Anteile an Guimaraes reduzieren und sich aus dem Vorstand zurückziehen.
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RB Leipzig/Red Bull Salzburg/New York Red Bull/Red Bull Bragantino
Am offensichtlichsten praktiziert der Konzern Red Bull den Besitz mehrerer Vereine. Im Modell von Red-Bull-Gründer Dietrich Mateschitz werden Vereine aufgekauft und zu Marketingzwecken durch das Red-Bull-Franchise ersetzt. Im Falle von RB Leipzig kaufte die Firma 2009 den Oberligisten SSV Markranstädt, Red Bull Salzburg fiel 2005 der Traditionsverein Austria Salzburg zum Opfer.
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Insgesamt 19 Spieler wechselten bereits zwischen den beiden Red-Bull-Klubs hin und her. Auch im Fall von Leipzig und Salzburg fällte die Uefa 2017 ein Urteil zugunsten der Vereine. Zum Portfolio gehören ausserdem die New York Red Bulls aus der amerikanischen MLS sowie Red Bull Bragantino aus Brasilien.
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Brighton & Hove Albion/Royal Union Saint-Gilloise
Seit 2009 gehört Brighton & Hove Albion zu 75 Prozent dem britischen Pokerspieler Tony Bloom. Mit seiner Firma Starlizard ist er mittlerweile Multimilliardär und seit 2018 auch beim belgischen Klub Royal Union Saint-Gilloise involviert. Den Verein kaufte er dem deutschen Millionär Jürgen Baatzsch ab.
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Das Klubgeflecht brachte unter anderem den heutigen Nationalstürmer Deniz Undav hervor. 2020 wechselte er vom SV Meppen zu Saint-Gilloise, schoss diese mit 25 Toren zum Aufstieg und wechselte anschliessend zu Brighton. Auch hier durften beide Vereine an den europäischen Wettbewerben teilnehmen. In der Europa League schaltete der belgische Klub unter anderem Eintracht Frankfurt aus.
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Hertha BSC/FC Sevilla/Standard Lüttich/FC Genua/FC Everton
Seit März 2023 hält die in Miami sitzende Firma 777 Partners einen grossen Teil der Anteile an Hertha BSC. Die Amerikaner kauften sich in den vergangenen Jahren bei vielen europäischen Fussballklubs ein, darunter der FC Sevilla, Standard Lüttich und der FC Genua.
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Zuletzt wurde auch eine Übernahme des FC Everton diskutiert. Der Deal mit dem finanziell angeschlagenen Traditionsverein platzte jedoch, 777 Partners ist Medienberichten zufolge quasi zahlungsunfähig. Auch bei Standard Lüttich gab es bereits Probleme: Der Verein steht vor einem Schuldenberg, Gehaltszahlungen blieben zuletzt aus, die Fans protestieren massiv. Ob die Hertha ebenfalls von den Turbulenzen bei der US-Firma betroffen sein wird, bleibt abzuwarten.
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FC Augsburg/Crystal Palace
2021 stieg David Blitzer als Investor beim FC Augsburg ein. Ihm und seiner Bolt-Holding gehört neben den Fuggerstädtern auch der Premier-League-Klub Crystal Palace, das Basketballteam Philadelphia 76ers aus der nordamerikanischen NBA sowie die New Jersey Devils aus der Eishockeyliga NHL.
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Was genau macht der FC Bayern in Uruguay?
Der FC Bayern ist der erste Bundesligaklub, der sich einen Verein aus dem Ausland aneignet. Zusammen mit dem Los Angeles FC hat der deutsche Rekordmeister das Joint Venture Red & Gold gegründet und ist nun Mehrheitseigner beim Traditionsverein Racing de Montevideo SAD aus Uruguay.
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Beim FC Bayern betont man, dass die Beteiligung an Red&Gold keine Multi-Club-Ownership sei. Die reine Partnerschaft mit LAFC ist das zwar nicht, die Übernahme anderer Klubs jedoch schon. Und das vollständige Aufkaufen von Montevideo kommt einer Übernahme gleich. Zwar steht das Fördern der eigenen Marke nicht im Vordergrund für das Engagement, auch wird es nicht zu einem Interessenkonflikt auf sportlicher Ebene kommen, da die beiden Vereine mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit nie im selben Wettbewerb aufeinandertreffen werden. Allerdings darf der FC Bayern – zusammen mit LAFC – nun beim kleinen uruguayischen Klub Entscheidungen treffen. In welchem Ausmass das in Zukunft passiert, ist noch unklar.
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Mittlerweile hat LAFC auch 96,5 Prozent der Anteile des Züricher Traditionsvereins Grashopper Club aufgekauft. Auch Wacker Innsbruck gehört zum Portfolio der Amerikaner.
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MCO auch im Fussball der Frauen
Inzwischen ist das Konzept auch im Fussball der Frauen angekommen und hat dort vor allem einen Namen: Michele Kang. Die US-Investorin besitzt das Team Washington Spirit, die Frauenabteilung des französischen Topklubs Olympique Lyon und seit kurzem auch die London City Lionesses, den ersten Londoner Profi-Verein ohne Männersparte. Ihr Ziel ist es, alle ihre Teams an die Spitze der nationalen Ligen zu führen. Ausserdem bemüht sie sich um bessere Trainingsbedingungen und Infrastruktur im Frauenfussball.