Wieder einmal hebeln Paris Saint-Germain und seine umtriebigen Besitzer das Financial Fairplay der UEFA aus. Der Neymar-Deal ist der vorläufige Höhepunkt einer Entwicklung, die noch lange nicht zu Ende ist.

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Vor ein paar Wochen schien es noch so, als würde der Höhenflug von Paris Saint-Germain auf besonders spektakuläre Art und ganz abrupt enden.

Die politischen Wirrungen am Persischen Golf führten im Juni dazu, dass sich einige bisher sehr eng miteinander verbündete Staaten von Katar abwandten. Allen voran waren dies Saudi-Arabien und die Vereinigten Arabischen Emirate.

Die politische und vor allen Dingen wirtschaftliche Isolation Katars samt aller Sanktionen und Embargos drückten nicht nur auf die Stimmung, sie bedrohten auch den nie versiegenden Geldstrom, den Katar in den Sportkreislauf pumpt.

Paris Saint-Germain ist das Vorzeigeobjekt der geltungssüchtigen Kataris, das Milliarden-Dollar-Baby im Herzen Europas.

Versiegten die Geldhähne, dann würde auch PSG über kurz oder lang massive Probleme bekommen. So schien die Lage vor wenigen Tagen.

Showeffekte durch Sportveranstaltungen

Am Donnerstagabend spielte die Social-Media-Abteilung von PSG aber ein kurzes Video ins Netz. Es zeigt einen blau-grün-gelb illuminierten Eiffelturm, als Zeichen für die Ankunft des teuersten Spielers aller Zeiten.

Neymar, Paris St. Germain, FC Barcelona, Transfermarkt

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Neymars Ankunft in Paris ist nicht nur der irrsinnigste Transfer der Geschichte. Der Showeffekt ist auch ein Signal der Stärke und Omnipotenz der arabischen Besitzer des Pariser Klubs.

Die Scheichs wissen um die Vergänglichkeit ihrer Rohstoffe, die Energiegewinnung aus fossilen Ressourcen wird in absehbarer Zeit wohl in den Hintergrund gedrängt werden.

Längst haben sich die Herrscher am Golf andere Katalysatoren gesucht und gefunden, um das Land schillernd und wichtig zu halten.

Die Tourismusbranche ist ein Aspekt, ein anderer ist der Spitzensport. Formel 1-Rennen, die Handball-WM, in fünf Jahren die Fussball-WM: das ist nur die Spitze des Eisbergs.

Schon bald sollen in Katar Olympische Sommerspiele stattfinden - in einem Land, das in etwa so gross ist wie Schleswig-Holstein.

Nasser al-Khelaifi war früher Tennisprofi

Bei Nasser al-Khelaifi laufen alle Fäden zusammen, er ist der Türöffner hinein in die bunte Welt des Sports. Al-Khelaifi war in einem früheren Leben Tennisprofi, die Nummer 995 der Welt.

Heute ist der die Nummer eins der Einflüsterer und Lobbyisten aus dem arabischen Raum und als sehr enger Freund von Katars Staatsoberhaupt Scheich Tamim bin Hamad Al Thani auch tief hinein in die Politik verbandelt.

Al-Khelaifi war es, der den Deal zwischen Katar und PSG einfädelte und vollzog. Die "Qatar Sports Investment" stieg vor sechs Jahren beim Hauptstadtklub ein und zog PSG förmlich auf links.

Die Araber haben den Fussball in der Hauptstadt zu einem gesellschaftlichen Erlebnis werden lassen. Früher stand PSG mal für tristes Mittelmass, für schlägernde Ultras und halbleere Stadien.

Lediglich bei Spielen gegen den Erzrivalen aus Marseille gab es so etwas wie Aufruhr in der Stadt.

Heute hat sich Paris dem "modernen Fussball" zugewandt wie kaum eine andere Stadt. Die alte Garde an Fans ist zu grossen Teilen aus den Kurven verschwunden, stattdessen ist das Stadion die neue Heimstätte der "Bobos", sozusagen einer neuen Fan-Spezies.

Sehr eventorientiert, schick gekleidet, mit dekorativer Freundin im Schlepptau, pilgern tausende dieser Kunden zu den Heimspielen der Mannschaft.

Für die Stimmung im weiten Rund sind diese Leute zwar wenig förderlich. Aber sie haben Geld und verkehren in Kreisen, in denen die katarischen Besitzer ihren Klub am liebsten als Gesprächsthema Nummer eins sehen.

Fragwürdige Deals

Da sind Transfers wie die von den Weltmarken David Beckham, Zlatan Ibrahimovic oder jetzt eben Neymar doch sehr hilfreich.

Sie bilden die glitzernde Kulisse, die ablenkt von den diskussionswürdigen Geschäftsgebaren und Tricksereien, mit denen sich die Besitzer allerhand Vorteile verschaffen.

Unmittelbar nach der Einführung des Financial Fairplay der UEFA hebelten al-Khelaifis Strategen das Gesetz auch schon wieder aus.

Katars Tourismusbehörde unterzeichnete mit PSG einen unerhörten Sponsoringvertrag, bezahlte als Trikotsponsor sagenhafte 150 Millionen Euro pro Jahr.

Ein Mondpreis, den PSG aber schön auf der Habenseite verbuchen konnte und sich somit genügend Spielraum für grosszügige eigene Investitionen auf dem Transfermarkt verschaffte.

Die medialen Kanäle werden durch den Deal mit dem Fernsehsender "BeIN Sports" kontrolliert, einem Tochterunternehmen von "Al Jazeera".

"BeIN Sports" hält unter anderem die Rechte an der Ligue 1 und dem französischen Pokal. Und im Zweifel wird auf eine kritische Berichterstattung über PSG und seine Macher dann eben verzichtet.

Dass al-Khelaifi nicht nur PSG vorsteht, sondern auch Generaldirektor von "BeIN Sports" und des Fonds "Qatar Sports Investment" ist, stört schon fast gar niemanden mehr.

Dass er damals einer der Strippenzieher bei der Vergabe der WM 2022 nach Katar gewesen sein soll, an einem Tisch mit Frankreichs ehemaligem Staatspräsidenten und bekennenden PSG-Fan Nicolas Sarkozy und Ex-UEFA-Boss Michel Platini gesessen haben soll, um über eine möglichst geräuschlose Trickserei zu debattieren: geschenkt.

Ziel soll gewesen sein, Katar die WM zuzuschustern und als Gegenleistung den darbenden Hauptstadtklub wieder aufzupäppeln.

800 Millionen Euro Unterdeckung

Die Spekulationen, dass Katar mit seinen tausendfachen Beteiligungen mit hoher Symbolkraft auch im Sport schlicht Geldwäsche betreibe, halten sich hartnäckig. Bewiesen ist bis heute aber nichts.

Auch der Deal mit Neymar ist anrüchig. Nicht wegen der astronomisch hohen Ablösesumme. Daran werden sich die Fans gewöhnen müssen, sie selbst sind ja Teil des Konstrukts.

Sondern, weil es den Besitzern erneut gelungen ist, die übergrossen Schlupflöcher im offenbar wenig durchdachten Financial Fairplay mit aller Kälte und womöglich auch im Graubereich des gesetzlich erlaubten zu nutzen.

Seit dem Einstieg der Kataris bei Paris St.-Germain hat der Klub übrigens rund 140 Millionen Euro an Verkaufserlösen auf dem Transfermarkt erzielt.

Er hat im selben Zeitraum aber etwa 940 Millionen für neue Spieler ausgegeben. Die Unterdeckung von 800 Millionen Euro wurde über andere Kanäle aufgefangen. Mit den Grundideen des Financial Fairplay haben diese Summen aber nichts mehr zu tun.

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