Nach titelloser Vorsaison hat sich Manchester City unter Pep Guardiola zum besten Team Europas entwickelt - und auch den Ex-Bayern-Trainer rehabilitiert. Wie ist das möglich?
Wer mal beim FC Bayern war und sich nicht furchtbar ungeschickt angestellt hat, zählt zur Familie. Und Familienmitglieder werden gern gesehen, erst recht, wenn es sich um verdiente Figuren wie
Deshalb waren die Münchner gewiss nicht unglücklich, dass sich hinter Citys Gegner-Kürzel "FCB" der FC Basel verbarg und nicht der FC Bayern.
Bei aller bajuwarischer Selbstüberzeugung: Dem besten Team Europas begegnet man gerne später im Wettbewerb. Wenn überhaupt.
Manchester City egalisiert Rekord von 1888
Im Winter 2017 ist Manchester City dieses beste Team Europas: 15 Siege in 16 Premier-League-Spielen, davon 14 am Stück, was den seit 1888 (!) bestehenden englischen Erstliga-Rekord egalisierte.
Das 2:1 im Manchester-Derby bei United bescherte City elf Punkte Vorsprung, das Team hat 48 Tore geschossen (die meisten) und elf kassiert (die wenigsten).
Besonders freut Trainer Guardiola, der München 2016 in Richtung Manchester verliess, dass sich seine im Debütjahr kritisierte Fussballdoktrin doch nicht als irreführend oder gar überholt erweist. Das von ihm kultivierte Tiki-Taka, ein Vortrag unzähliger feiner Pässe, funktioniert auch auf der Insel.
"Alle haben gesagt, dass wir in England nicht so spielen können, wie wir es in Barcelona getan haben, aber wir haben gezeigt, dass es hier genauso geht", sagt Guardiola. "Ich habe immer daran geglaubt, dass wir es können. Jeder kann so spielen, wie er möchte, das ist das Schöne am Fussball."
Pep Guardiola arbeitet wie bei Barcelona und Bayern
Citys furioser Lauf basiert auf drei Säulen: Guardiola hat nun adäquatere Spieler für seine Idee parat. Die Spieler verstehen diese Idee besser. Und sie können den Plan präziser umsetzen.
Nach einer titellosen Spielzeit mit penetranter öffentlicher Kritik macht Guardiola im Prinzip das, was er schon bei Barcelona und Bayern gemacht hat: Er initiiert eine Evolution, individuell wie kollektiv.
Keeper Ederson (für 40 Millionen Euro geholt) entpuppt sich als einer der wichtigsten Einkäufe. Der talentierte, aber zuvor bemerkenswert wacklige Innenverteidiger John Stones hat sich stabilisiert und mit Nicolás Otamendi einen verlässlichen Partner an der Seite. Rechts hinten glänzt Kyle Walker, sein Flügel-Pendant bildet der umgeschulte Fabian Delph, weil Benjamin Mendy lange fehlt (Kreuzbandriss).
"Dann hast du keine Chance!"
Alles, was im vorderen Bereich des Platzes passiert, beschreibt
Dann rollt die Lawine. Aufgrund Guardiolas bewusster taktischer Überforderung können seine Mannen - mit etwas Anlaufzeit - fluide zwischen den Systemen wechseln. Meist lässt der Katalane im 4-3-3 agieren, aber das ändert sich ständig, 4-1-4-1, 4-4-2 oder 3-1-4-2, je nach Gegner und Situation.
Mit 66 Prozent Ballbesitz sowie 88 Prozent Passquote führt City die Premier-League-Statistiken an, im Angriff entfaltet sich eine Melange aus Wucht, Dynamik, Flexibilität.
Der gereifte Raheem Sterling traf bisher wie Kapitän Sergio Agüero neunmal, der flinke Brasilianer Gabriel Jesus achtmal, der deutsche Nationalspieler Leroy Sané sechsmal (plus sechs Vorlagen).
Kevin De Bruyne hat jetzt Weltformat
Guardiolas Stil stützt diese Bewegung. "Inzwischen kann er sich den Luxus zweier kreativer Spieler im Mittelfeld erlauben", sagt Eurosport-Journalist Ben Snowball.
Mit je acht Assists sind die sehr "hoch", also offensiv positionierten
Es ist übrigens nicht immer nur Tiki-Taka, im Extremfall dürfen es puristische Elemente sein. Beide Tore gegen United fielen nach Standards; zudem gewann Comeback-König City fünf Spiele durch Treffer nach der 82. Minute.
"Oh, wir werden verlieren, es wird passieren", glaubt Guardiola. Wenn er sich da mal nicht täuscht.
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