Den Uefa-Supercup holt ein spanisches Team. So viel steht jetzt schon fest. Es spielt der FC Barcelona gegen den FC Sevilla. Die Bundesliga kann mit der Primera Division aktuell nicht mithalten. Der Grund dafür ist bestimmt nicht das fehlende Geld.
Das Finale im Uefa-Supercup steht an. Und einmal mehr ist es eine rein spanische Veranstaltung. Der FC Barcelona als amtierender Champions-League-Sieger trifft heute Abend auf den amtierenden Europa-League-Sieger FC Sevilla (20:45 Uhr, LIVE im ZDF). Letzterer befand sich bereits im Vorjahr im Supercup-Finale - gegen Real Madrid.
Aus der Bundesliga gibt es seit vielen Jahren nur Erfolgsmeldungen: mehr Tore, mehr Zuschauer, mehr Geld und deshalb besserer Fussball. Doch in den internationalen Wettbewerben gibt es nur eine deutsche Mannschaft, die konstant gut mitspielt: der FC Bayern München. 2013 gewannen die Bayern die Champions League. Vom Rest kommt - bis auf den Finaleinzug der Dortmunder in der Königsklasse gegen die Bayern - wenig. So wartet Deutschland seit 1997 auf einen Sieg in der Europa League bzw. in dessen Vorgänger, dem Uefa-Pokal. Warum schneiden die deutschen Klubs bei internationalen Wettbewerben mit Ausnahme der Bayern so schlecht ab?
Unai Emery: bestes Beispiel für spanischen Fussball
Vielleicht hilft bei der Beantwortung der Frage die Person Unai Emery. Es heisst, die Deutschen seien fussballverrückt. Mehr noch trifft das auf Spanier wie Emery zu. Der 43-Jährige ist derzeit Trainer beim FC Sevilla. Und wer sich nicht gross mit dem spanischen Fussball beschäftigt, dem wird sein Name kein Begriff sein. Emery war kein herausragender Fussballer, er machte seine Spiele in der zweiten spanischen Liga. Zu mehr reichte es nicht. Die mittelprächtige Profikarriere muss für den Mann eine grosse Enttäuschung gewesen sein. Schliesslich war sein Grossvater "Pajarito" Emery ein legendärer Torhüter in den 1920er- und 1930er-Jahren. Auch sein Vater war Torwart in der ersten spanischen Liga. Unai Emery aber konnte nach seiner Profikarriere nicht loslassen vom Fussball. Es heisst, Emery lebt und denkt Fussball rund um die Uhr.
Mit gerade einmal 32 Jahren wurde er Trainer des spanischen Drittligisten Lorca Deportiva. Emery lernte früh. Über die Stationen UD Almeria, FC Valencia und Spartak Moskau landete er im Januar 2013 beim FC Sevilla. Er hatte sich in jungen Jahren ein beachtliches Rüstzeug an Trainerfertigkeiten angeeignet. In Spanien sagen sie über ihn, dass er es wie kaum ein Zweiter versteht, auf sich verändernde Spielsituationen zu reagieren. Emery hat keine Probleme damit, seine taktischen Vorgaben von jetzt auf gleich umzuschmeissen und seinem Team eine neue Ausrichtung zu verpassen. Es ist vielleicht das starre Festhalten an taktischen Systemen, was den grössten Unterschied zwischen der Primera Division und der Bundesliga ausmacht. In Deutschland gibt es nur eine Ausnahme: Bayern München, das vom Spanier Pep Guardiola trainiert wird.
Geld und gute Trainer
Es wird häufig argumentiert, dass die Spanier besser seien, weil sie unseriös wirtschaften und horrende Summen in ihre Kader pumpen würden. Tatsächlich haben die Mannschaften von Real Madrid und vom FC Barcelona laut "transfermarkt.de" einen Gesamtmarktwert von rund 740 beziehungsweise 690 Millionen Euro. Selbst der FC Bayern kann da mit knapp 570 Millionen Euro nicht mithalten. Und Geld schiesst nun einmal Tore. Spieler wie Cristiano Ronaldo und Lionel Messi beweisen das Spieltag für Spieltag. Doch Real Madrid und der FC Barcelona sind wie der FC Bayern in Deutschland die Ausnahmeteams. Ein Blick auf die Zahlen verrät vor allem, dass Mannschaften wie Leverkusen oder Wolfsburg international besser abschneiden müssten.
Doch die Hoffnung ist gross, dass künftig neben Bayern München auch andere Bundesligateams international Erfolge feiern. Es bewegt sich etwas im deutschen Fussball. Die Bundesligatrainer werden immer jünger, und eine erfolgreiche Fussballerkarriere ist nicht mehr Voraussetzung für den Job. Das Paradebeispiel ist der neue Dortmunder Coach Thomas Tuchel. Aber auch andere wie Alexander Zorniger vom VfB Stuttgart oder André Breitenreiter vom FC Schalke 04 stehen für eine neue Trainergeneration. Diese ist aufgeschlossen für neue Ideen und Philosophien. Und ganz bestimmt beobachten Tuchel, Zorniger und Co. sehr aufmerksam, was die Kollegen in Spanien so alles machen.
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