• Dass die Copa América in Brasilien stattfinden soll, hat für Kritik gesorgt.
  • Auch die Mitglieder der brasilianischen Fussballnationalmannschaft sind gegen die Ausrichtung des Turniers.
  • In einem Statement teilen sie nun mit, dass sie es dennoch nicht boykottieren werden.

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Das Schweigen ist gebrochen, der Boykott vom Tisch, die Empörung über die Copa América in Brasilien jedoch unüberhörbar. In einem gleichzeitig in den Storys ihrer sozialen Netzwerke veröffentlichten Manifest sprachen sich Neymar und Co. gegen das kurzfristig ins Land beorderte Südamerika-Turnier aus, bestätigten aber ihre Teilnahme. "Wir sind gegen die Veranstaltung der Copa América, sagen aber nie Nein zur brasilianischen Selecao", heisst es in den Statements.

Für die Veröffentlichung des seit Tagen angekündigten offenen Briefes wartete die Nationalmannschaft bis nach dem 2:0 (1:0) am Dienstag in der WM-Qualifikation in Paraguay, dem sechsten Sieg im sechsten Spiel.

"Wir wissen um unsere wichtige (gesellschaftliche) Rolle, haben aber nie abgelehnt, das Nationaltrikot zu tragen", sagte Verteidiger Marquinhos schon direkt nach der Partie.

Nationalmannschaft zeigt sich unzufrieden

In der Mitteilung gestehen die Selecao-Akteure, dass sie "unzufrieden mit der Handhabung der Copa América durch die Conmebol" sind und werfen der kontinentalen Dachorganisation einen "unangemessenen Prozess in ihrer Durchführung" vor.

Den Eindruck, eine Teilnahme in Zweifel gezogen zu haben, versuchten die Spieler zu vermeiden. Seleção-Koordinator Juninho Paulista sagte in der Pressekonferenz, der von Spielern veröffentlichte Text stelle auch die Meinung des Trainerstabs dar.

Wenige Wochen vor Beginn des "Copa América"-Turniers waren zunächst Kolumbien und dann Argentinien als ursprünglich vorgesehene Ausrichter abgesprungen. In Kolumbien kommt es seit Monaten zu blutigen Protesten gegen die Regierung, Argentinien wurde zu Beginn des Winters auf der Südhalbkugel von der zweiten Welle der Corona-Pandemie hart getroffen.

Daraufhin verlegte der südamerikanische Fussball-Verband Conmebol die Südamerikameisterschaft in den Corona-Brennpunkt Brasilien, was zu breiter Kritik führte. In der brasilianischen Nationalmannschaft entbrannte eine Debatte um die Teilnahme an der Copa América im eigenen Land.

Gericht könnte Copa América in Brasilien noch verhindern

Der eigene Verband CBF, der gerade eine Suspendierung seines Präsidenten Rogerio Caboclo wegen sexueller Nötigung und Mobbings einer Mitarbeiterin ausstehen muss, sowie die Regierung des umstrittenen Staatsoberhaupts Jair Bolsonaro, die ebenfalls an dem übereilten Einspringen Brasiliens nach den Absagen der vorgesehenen Co-Gastgeber Kolumbien und Argentinien direkt beteiligt war, wurden dagegen in der Stellungnahme nicht namentlich erwähnt.

Auch wenn der Boykott der Selecao nun vom Tisch ist, könnte am Donnerstag in einer kurzfristig anberaumten Sitzung das Oberste Bundesgericht Brasiliens noch die Copa umstossen. Die STF-Richter werden dann über Eilanträge von Oppositions-Abgeordneten gegen die Austragung am Zuckerhut entscheiden.

Falls alles so bleiben sollte, trifft der fünfmalige Weltmeister Brasilien zum Auftakt der Copa América am Sonntag auf Venezuela. (afp/dpa/thp)





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