Ein Klub in Norwegen probt den Aufstand gegen die Uefa. Brann Bergen sieht sich zu Unrecht bestraft, in der eigenen Meinungsfreiheit beschnitten und wirft die Frage auf: Was muss sich die Uefa gefallen lassen?
5.000 Euro Geldstrafe, weil ein paar Fans die Uefa als "Mafia" beschimpfen? Diese Busse brachte den norwegischen Fussball-Klub Brann Bergen auf die Barrikaden. Die Rufe der Anhänger beim Champions-League-Spiel der Frauen gegen den SKN Pölten, schrieb Präsident Aslak Sverdrup in einem offenen Brief im britischen "Guardian", seien vom Recht auf freie Meinungsäusserung gedeckt.
Brann hatte deswegen Protest gegen die Strafe eingelegt - dieser wurde der Zeitung "Bergens Tidende" zufolge aber abgeschmettert. Doch Sverdrup und Brann, der frühere Verein von Bayern-Trainer Alexander Straus, wollen die Sache damit nicht auf sich beruhen lassen. Zunächst einmal, weil der Klub die Strafe als unverhältnismässig hoch ansieht: Sie beträgt die Hälfte der Busse, die bei den Männern in vergleichbaren Fällen fällig wird - die Frauen bekommen aber nur ein Fünfzigstel oder weniger der Prämien.
Beschränkt die Uefa die Meinungsfreiheit?
Doch nicht nur das empfindet Sverdrup als unverhältnismässig. Auch, dass die Strafe in einem ähnlichen Bereich liegt, wie Strafen, die die Uefa bei Rassismus- und Diskriminierungsfällen ausgesprochen hat, sieht er als schwer problematisch an. Seine Meinung: "Rechtspersonen wie die Uefa geniessen nicht denselben Schutz wie Personen. Es gibt kein 'dringendes soziales Bedürfnis', wie es der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte formuliert hat, die Uefa vor Beleidigungen zu schützen." Besonders problematisch sei ausserdem, dass die Uefa sowohl darüber entscheide, ob etwas eine Beleidigung sei und dann selbst substantielle Strafen aushändige.
Sverdrup wirft der Uefa vor, die Meinungsfreiheit einschränken zu wollen - und das vor allem bei Kritik an der Uefa selbst. Man sei schwer besorgt, dass diese Grundwerte auf höchster Ebene des europäischen Fussballs hinterfragt und bestraft würden.
Sverdrup: "Die Uefa muss ins Jahr 2024 kommen"
Der Bergen-Chef beendet seine Ausführungen mit einem klaren Aufruf an den Europäischen Fussball-Verband: "Die Uefa muss ins Jahr 2024 kommen und sich für die Zukunft vorbereiten. Anstatt Grenzen zu errichten, zerstört gemeinsam mit den Frauen die gläsernen Decken. Ignoriert die Mafia-Rufe und freut euch stattdessen über die Unterstützung, die unsere Frauen von den Tribünen erhalten."
Die Brann-Fans unterstützen den Vorstoss ihres "Chefs" erwartungsgemäss. Und sie wollen sich den Mund nicht verbieten lassen: Doppelhalter mit der Aufschrift "Uefa Mafia" gehören in Bergen inzwischen zum guten Ton. (ska/sid)
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