Bei Manchester United geht es nach einer sportlichen Talfahrt wieder bergauf. In der Champions League besiegten die "Red Devils" zuerst Paris Saint-Germain und verpassten dann RB Leipzig eine herbe 5:0-Klatsche. Der Star auf dem Rasen ist dabei häufig Marcus Rashford. Doch der Stürmerstar möchte auch abseits des Platzes einiges bewegen.
Am Samstag feiert Marcus Rashford seinen 23. Geburtstag. Viele Fussballerkollegen in seinem Alter geniessen das Leben zwischen Sportwagen und Instagram-Account. Rashford verbringt seine Zeit momentan vor allem damit, ein wohltätiges Ziel zu verfolgen: Er setzt sich dafür ein, dass Kinder in Grossbritannien kostenlose Mahlzeiten erhalten.
Bereits im Juni wandte er sich an die britische Regierung mit einem offenen Brief, indem er forderte, dass der Staat Essensgutscheine an arme Kinder ausgeben sollte, damit diese auch in den Sommerferien ein warmes Mittagessen erhalten. Sein Ansinnen stiess auf positive Resonanz. Gutscheine im Wert von 120 Millionen Britischen Pfund wurden verteilt.
Doch noch einmal möchte die Regierung das nicht machen. Als Rashford kürzlich zu einer zweiten Hilfsrunde aufrief, schaltete Downing Street auf Abwehrmodus. Die Regierung sei nicht für alles verantwortlich, auch nicht für die regelmässige Essensversorgung der Schüler während der Ferien, teilte man mit. Die regierenden Tories stimmten wenig später im Unterhaus gegen kostenloses Schulessen während der regulären Ferien.
Einmalige Hilfsaktion ins Rollen gebracht
Rashford gab sich damit nicht zufrieden. Auf Twitter lieferte er sich Wortgefechte mit Abgeordneten der Tories - und liess sie dabei meist alt aussehen. Sein Credo ist klar: Es geht um Kinder, und für die dürfen in einem Land wie Grossbritannien keine Kosten gescheut werden, zumal viele Milliarden für die Finanzindustrie ausgegeben werden.
Neben seiner öffentlichen Kritik nutzte Rashford seine Reichweite auf Twitter für einen Aufruf an Akteure des öffentlichen und wirtschaftlichen Lebens. Einmalig in der britischen Geschichte folgten Supermärkte und Restaurants, aber auch Städte und Gemeinden seinem Aufruf und veröffentlichten Hilfszusagen. Von kleinen Läden bis zu den grossen Fast-Food-Ketten sagten viele zu, Essensgutscheine an bedürftige Kinder zu verteilen. Rashford bedankte sich bei allen einzeln für ihre Unterstützung.
Solskjaer ist stolz
Bei Manchester United sorgt der Stürmerstar aktuell für positive Schlagzeilen auf und neben dem Rasen. Gegen Leipzig schoss er am Mittwochabend drei Treffer. Fans der "Red Devils" sagten daraufhin spöttisch in den Sozialen Medien: "Was haben die Konservativen und RB Leipzig gemein? Sie wurden beide von Marcus Rashford gedemütigt."
Viele United-Fans identifizieren sich mit dem 22-jährigen Eigengewächs und sind begeistert von seinem Engagement. Auch im Club selbst geniesst Rashford Hochachtung. "Es ist uns eine Ehre, ihn im Team zu haben", sagt Cheftrainer
Rashford steht dabei auch stellvertretend für die Mentalität in der Stadt Manchester, die aufgrund der zunehmenden Deindustrialisierung der letzten Jahrzehnte harte Zeiten voller Entbehrungen hinter sich hat. Viele Familien leben in Armut und sind auf Zuwendungen des Staates angewiesen. Rashford selbst stammt aus Wythenshawe, einer sozial schwachen Region im Grossraum von Manchester.
Von der Queen zum MBE ernannt
Seine Mutter Melanie, von Beruf Kassiererin, erzog Marcus und seine vier Geschwister mit viel Empathie und brachte ihnen bei, demütig und bodenständig zu bleiben. Zusammen mit Melanie startete Marcus vor einem Jahr eine Geschenk-Kampagne für Obdachlose in den kalten Wintermonaten. Als Rashford mit sieben Jahren in die Akademie von Manchester United aufgenommen wurde, hatte er sich bereits vorgenommen, so etwas später einmal zu tun.
Auf die Geschenk-Kampagne folgte sein Kampf für kostenlose Mahlzeiten. "Meine Mutter tat ihr Bestes. Sie kaufte bei Poundworld ein, wo alles unter einem Pfund kostete", erinnert er sich an seine eigene Kindheit. "Wir haben für eine Woche sieben Joghurts bekommen. Du konntest jeden Tag einen essen. Es ist doch verrückt, dass das immer noch so ist. Wir haben 2020."
Die Universität in Manchester verlieh ihm aufgrund seines Engagements die Doktorwürde, die Queen den Titel "Member of the Order of the British Empire" (MBE). Rashford zeigte sich bei der Verleihung gerührt. "Als junger dunkelhäutiger Mann aus Wythenshawe hätte ich nie gedacht, dass ich so etwas jemals erreichen würde. Dies ist ein ganz besonderer Moment für mich und meine Familie, insbesondere für meine Mutter, die diese Ehre wirklich verdient", sagte er damals.
Fest steht schon jetzt: Rashford wird seinen Kampf für seine Mutter, für Manchester und für die vielen Hilfsbedürftigen in Grossbritannien nicht aufgeben. Das ist ihm offenbar wichtiger als jedes seiner Tore auf dem Rasen.
Verwendete Quellen:
- Twitter-Account von Marcus Rashford
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