• Nur 48 Stunden nach ihrer Verkündung scheint die Super League des europäischen Fussballs Geschichte zu sein.
  • Die beteiligten Klubs aus England haben nach massivem Widerstand der UEFA, der FIFA, vor allem aber der Fans, ihren Rückzug angekündigt.
  • Italiens Rekordmeister Juventus Turin aber hält beispielsweise an dem umstrittenen Milliarden-Projekt fest. Es soll in neuer Form durchgezogen werden.

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Trotz des Rückzugs einiger Topklubs glaubt der Präsident des italienischen Rekordmeisters Juventus Turin weiter an das Projekt der Super League. "Zwischen unseren Klubs gibt es eine Blutsbrüderschaft, wir machen weiter", sagte Andrea Agnelli im Interview der Zeitung "La Repubblica" (Mittwoch). Die Möglichkeit auf einen Erfolg des Projekts bestehe zu 100 Prozent. Das Vorhaben ist nach Ansicht Agnellis rechtens und man sei zum Dialog mit den Verbänden UEFA und FIFA bereit.

Juve-Boss Agnelli: "Wollen schönsten Wettbewerb der Welt erschaffen"

Agnelli verteidigte die Super League zudem gegen den Vorwurf, ein elitäres Projekt zu sein. Man wolle den schönsten Wettbewerb der Welt damit erschaffen, die Verteilung von Mitteln an die Klubs erhöhen und jedes Jahr fünf Plätze für andere offen lassen, die im Austausch mit den Fussballinstitutionen festgelegt werden.

Mit Blick auf die Fans argumentiert der 45-Jährige, dass die Anziehungskraft des Fussballs derzeit eine Krise bei den jungen Generationen durchlebe. "Die Jüngsten wollen die grossen Events sehen und sind weniger mit den Elementen des Lokalpatriotismus verbunden, die die vorangegangenen Generationen, meiner eingeschlossen, geprägt haben."

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In der Nacht zu Montag hatten zwölf Top-Klubs aus England, Spanien und Italien bekannt gegeben, zum nächstmöglichen Zeitpunkt eine Super League gründen zu wollen. Mittlerweile haben sich viele Vereine von dem Projekt wieder abgewandt. In Italien soll der aktuelle Serie-A-Tabellenführer Inter Mailand ebenfalls kein Interesse mehr haben, wie die Nachrichtenagentur Ansa in der Nacht zu Mittwoch berichtete.

Englands Klubs kehren der Super League den Rücken

In England sind die Pläne von zwölf europäischen Fussball-Topklubs für eine Super League krachend gescheitert. Trotz des Rückzugs der sechs englischen Vereine wollen die Macher ihr umstrittenes Milliarden-Projekt aber offenbar durchziehen. "Wir schlagen einen neuen europäischen Wettbewerb vor, weil das bestehende System nicht funktioniert", heisst es in einem am Mittwoch verbreiteten Statement. Ungeachtet des angekündigten Ausscheidens der Premier-League-Vereine "sind wir überzeugt, dass unser Vorschlag vollständig mit den europäischen Gesetzen und Vorschriften in Einklang steht", wird darin betont.

"Angesichts der aktuellen Umstände werden wir die am besten geeigneten Schritte zur Neugestaltung des Projekts überdenken und dabei stets unser Ziel im Sinn haben, den Fans die bestmögliche Erfahrung zu ermöglichen und dabei die Solidaritätszahlungen für die gesamte Fussballgemeinschaft zu erhöhen", wird in dem Statement betont. Die Super League sei davon "überzeugt, dass sich der aktuelle Status quo des europäischen Fussballs ändern muss".

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Zuvor hatten sich die Reihen der Rebellen gelichtet. Als erster der Initiatoren hatte Manchester City am Dienstagabend seine Teilnahme wieder abgesagt. Dem folgten die anderen fünf englischen Mitgründer FC Liverpool, Manchester United, FC Arsenal, Tottenham Hotspur und FC Chelsea. In Spanien sollen laut Medienberichten der FC Barcelona und Atletico Madrid diesen Schritt gehen wollen.

"Wir haben einen Fehler gemacht und wir entschuldigen uns dafür", hiess es in einem Tweet des FC Arsenal.

Der FC Chelsea schrieb: "Nachdem wir uns der Gruppe Ende letzter Woche angeschlossen haben, hatten wir jetzt Zeit, uns eingehend mit der Angelegenheit zu befassen und wir haben entschieden, dass unsere fortgesetzte Teilnahme an diesen Plänen nicht im besten Interesse des Klubs, unserer Fans und der breiteren Fussballgemeinschaft ist."

Die Super League stünde in direkter Konkurrenz zur Champions League der Europäischen Fussball-Union UEFA. Aus der Bundesliga hatte sich kein Klub der Super League angeschlossen. Auch Frankreichs Serienmeister Paris Saint-Germain hatte eine Teilnahme abgelehnt. Finanziert werden sollte das Projekt durch eine US-Grossbank.

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Super League: Die UEFA drohte beteiligten Vereinen und Spielern mit Sanktionen

Die UEFA um ihren Präsidenten Aleksander Ceferin hatte die Initiatoren der Super League scharf attackiert und mit harten Sanktionen gedroht. Die Klubs sollten aus der Champions League ausgeschlossen werden, ihren Nationalspielern drohte eine Sperre für die Europameisterschaft im Sommer.

Dem europäischen Klub-Fussball drohte eine Schlammschlacht vor Gericht, möglicherweise schon vor dem Halbfinale der aktuellen Champions-League-Saison Anfang Mai. Diese Gefahr scheint nun gebannt. Sowohl Regierungschef Johnson wie auch UEFA-Chef Ceferin begrüssten die Rückzugspläne der Mitgründer. (dpa/hau)

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