Im Finale der Champions League standen sich zwei deutsche Trainer gegenüber, ein weiterer schaffte es bis ins Halbfinale. Im Vorjahr wurde Jürgen Klopp zum Welttrainer des Jahres gewählt. Was macht die deutschen Trainer so erfolgreich?
Am Abend des 23. August reckte
Es sind nicht nur Flick und Tuchel, die positive Schlagzeilen schreiben. Im Jahr 2019 gewann Jürgen Klopp die Champions League mit dem FC Liverpool, dominierte im Anschluss die Premier League und gewann eben jene.
DFB-Akademieleiter Haupt: Trainerausbildung auf dem richtigen Weg
Für Tobias Haupt, Leiter der DFB-Akademie, hat dies auch mit der Ausbildung der Trainer zu tun. "Das ist ein Riesen-Ansporn für uns und zeigt, dass wir in unserer Trainerausbildung absolut auf dem richtigen Weg sind, aber darauf dürfen wir uns keineswegs ausruhen."
Das Ziel benennt Haupt klar: "Wir wollen auch in den kommenden sieben bis zehn Jahren möglichst viele deutsche Trainer in der K.-o.-Phase der Champions League haben. Unser Anspruch mit der DFB-Akademie ist es, regelmässig Trainer-Persönlichkeiten für das internationale Top-Niveau auszubilden und weiterzuentwickeln", sagte er auf Nachfrage unserer Redaktion.
Vier Trainer mit eigenem Stil
"Nicht die deutsche Herkunft dieser Trainer ist entscheidend, sondern ihre Individualität, ihre Persönlichkeit, ihre spezifische Spielidee", analysiert "Kicker"-Chefreporter Karlheinz Wild auf Nachfrage unserer Redaktion.
"Jeder von ihnen hat sich international und von anderen Kollegen inspirieren lassen, jeder hat seinen eigenen Stil:
Bei Tuchel hat in Paris ein Wandel stattgefunden. Dort entwickelte er sich auch persönlich enorm, wie Wild aufgefallen ist: "Tuchel, angeblich auch ein Taktik-Nerd, der als verkopft galt, bewies uns mit seinen sympathischen Auftritten in Lissabon das Gegenteil. Ihm ist es anscheinend gelungen, selbst exzentrische Superstars wie Neymar auf mannschaftlichen Kurs zu bringen."
Klopp und Tuchel reiften und wuchsen mit ihren Aufgaben, schafften es bei ihrer dritten Station, die bislang grössten Erfolge zu feiern und in der internationalen Spitze anzukommen.
Nagelsmann ist derzeit bei seinem zweiten Verein, ging nach einer erfolgreichen Zeit in Hoffenheim den nächsten Schritt. "Nagelsmann, 33 Jahre jung, ist auf dem Weg und hat noch Zeit, sich zu einem grossen Trainer zu entwickeln. Im Vergleich zu Flick, Klopp und Tuchel hat er den – wenn man das auf diesem feinen Niveau sagen darf – schwächsten Kader und zeigt dennoch seine Fussball-Idee: Pressing, Attacke, Power nach vorne", schätzt Wild den jungen Trainer ein.
Klopp, Flick, Tuchel und Nagelsmann sind "moderne Leader"
Tobias Haupt weist unterdessen auf Gemeinsamkeiten der grossen Vier hin. "Klopp, Flick, Tuchel und Nagelsmann eint, dass sie dem Typ eines modernen Leaders entsprechen - und gleichzeitig ihrer eigenen Art treu bleiben", erklärt der Akademie-Leiter.
"Alle vier verkörpern auf ihre Art eine unglaubliche Detailverliebtheit und einen unbedingten Erfolgswillen. Gleichzeitig sind sie offen für neue Impulse und überzeugen durch eine glaubwürdige und kommunikative Art. In ihren Mannschaften kennt jeder Beteiligte seine Rolle und seine individuelle Aufgabe für das grosse Ganze."
Erfolg deutscher Trainer: Gute Ausbildung, viele Erfahrungen
Es gibt also viele Gründe für das derzeit sehr erfolgreiche Abschneiden deutscher Trainer in Europa, nicht alle davon sind auf Anhieb greifbar. Eine gute Ausbildung junger Trainer bildet die Basis. Ein wesentlicher Faktor ist überdies, dass die Klubs in Deutschland den Mut haben, junge Trainer wie Klopp, Nagelsmann und Tuchel in das viel zitierte "kalte Wasser" zu werfen. Sind die Klubs überzeugt vom Talent eines Trainers, dann darf er dies auch unter Beweis stellen.
Die nächsten Karriereschritte müssen im Anschluss sehr gut geplant werden, damit eine gute Basis auch vergoldet werden kann. Tuchel und Klopp gingen die richtigen Schritte, Nagelsmann ist auf dem besten Weg und Flick war zur richtigen Zeit am richtigen Ort - mit den richtigen Ideen.
Fokus bei der Ausbildung liegt auf Persönlichkeit
Überdies werden laut Haupt bereits bei der Ausbildung entsprechende Vorkehrungen getroffen, denn das Anforderungsprofil an einen internationalen Spitzentrainer ist in den vergangenen Jahren komplexer geworden. "Wir legen mehr Wert auf die Persönlichkeitsausbildung und auf die überfachlichen, zwischenmenschlichen Kompetenzen. In puncto Taktik und Systeme waren wir in Deutschland auch in den vergangenen Jahren bereits sehr, sehr weit."
Seit der Einführung der Champions League in der Saison 1992/93 brachten sechs deutsche Trainer ihren Klub (teils mehrfach) ins Finale - Klopp alleine gelang dieses Kunststück dreimal (2013 mit dem BVB, 2018 und 2019 mit Liverpool).
Die gute Entwicklung und die Tatsache, dass derzeit viele deutsche Trainer einen Posten bei einem Topklub haben, spricht dafür, dass diese Anzahl in den kommenden Jahren noch steigen wird.
Verwendete Quellen:
- Transfermarkt: UEFA Champions League - Alle Endspiele
- Sky: Interview mit
Thomas Tuchel nach dem Endspiel
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