Zehn Niederlagen in der Hinserie, das macht Platz 17 in der Tabelle: 2014 endet für Borussia Dortmund mit einer niederschmetternden Bilanz. Ein Seuchenjahr also? Nicht ganz. Zwar hatte 2014 schon schlecht angefangen für BVB-Trainer Jürgen Klopp und sein Team - aber es bot auch denkwürdige Höhepunkte in Schwarzgelb.

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Dortmund, 8. April 2014:
Cristiano Ronaldo schreit seine Kollegen an und fuchtelt mit den Armen. Es hilft nichts. Borussia Dortmund ist drauf und dran, Real Madrids Traum vom zehnten Landesmeisterpokal zu zerstören. Mit einem 0:3 geht Dortmund ins Rückspiel des Champions-League-Viertelfinals. Doch mit Schrecken beobachtet der verletzte Ronaldo von der Bank aus, wie die Hausherren schon nach 37 Minuten das 2:0 erzielen. Doch danach lässt der BVB Chance um Chance aus, Real rettet sich ins Halbfinale. Trainer Jürgen Klopp lobt sein Team trotzdem: "Ich bin sehr stolz auf das Bild, das Borussia Dortmund heute Abend abgeliefert hat."

Bremen, 20. Dezember 2014:
Achteinhalb Monate später liegt der BVB am Boden. Ein 1:2 bei Werder bedeutet die zehnte Niederlage der Hinrunde, Dortmund geht auf Abstiegsrang 17 ins neue Jahr. "Wir haben dem Verein geschadet in dieser Vorrunde", sagt Jürgen Klopp fassungslos. Sein Schlusswort unter ein Jahr der Extreme für den BVB.

München, 04. Januar 2014:
Jahresbeginn: Gegen Abend verlässt ein vermummter Mann die Praxis von Dr. Müller-Wohlfarth. Er will die Journalisten austricksen, doch sie wissen: Es ist Robert Lewandowski. Mit seinem Besuch beim "Doc" herrscht Gewissheit im Transferpoker. Der beste Dortmunder Stürmer wird ab der neuen Saison für Bayern München spielen. Nach Mario Götze zieht es also den zweiten Hochkaräter des BVB zum grossen Rivalen. Es soll nicht der letzte sein: Bayern-Boss Karl-Heinz Rummenigge wird in einem Interview im August die Höhe der Ausstiegsklausel von Marco Reus ausplaudern. Die Gerüchte über einen Transfer reissen nicht ab, das Verhältnis der beiden Klubs ist frostig.

München, 12. April 2014:
Die Borussia schlägt zurück - auf dem Platz. Klopps Truppe nimmt die Bayern, die schon als Meister feststehen, beim 0:3 förmlich auseinander. Der sportliche Höhepunkt einer guten Bundesliga-Rückrunde, die den BVB von Rang vier auf den zweiten Platz führt.

Berlin, 17. Mai 2014:
Im Finale des DFB-Pokalfinals treffen sich die Widersacher erneut. Die Borussen bieten einen grossen Kampf und gehen in Führung - doch Schiedsrichter Florian Meyer sieht Mats Hummels‘ Ball nur auf der Linie. Wegen der Fehlentscheidung geht es torlos in die Verlängerung, in der die Bayern zweimal eiskalt zuschlagen. Jürgen Klopp nutzt seine Bankettrede für eine Kampfansage: "Egal wer uns weggenommen wird, wir holen neue Jungs dazu, alles wird gut."

Dortmund, 13. September 2014:
Der BVB holt im Sommer neue Jungs dazu: Ciro Immobile, Adrian Ramos, Matthias Ginter. Für insgesamt rund 40 Millionen Euro. Nichts wird gut. Die Verletzungsseuche bleibt Dortmund treu. Mats Hummels verpasst den Saisonstart ebenso wie Nuri Sahin und Ilkay Gündogan, Marco Reus reisst sich das Aussenband an. Also verpflichtet die Borussia einen Mann nach, der den Fans nicht nur neuen Mut einflösst, sondern auch das Herz wärmt: Shinji Kagawa. Beim Heimdebüt des verlorenen Sohnes gegen Freiburg gewinnt der BVB 3:1, Kagawa erzielt einen Treffer. Es bleibt sein einziger in der Liga, der Shinji-Effekt verpufft schnell. Die anderen Neuzugänge zünden gar nicht erst. Matthias Ginter sucht seine Form, Adrian Ramos fehlt die Top-Qualität, und Ciro Immobile deutet nur in der Champions League an, wie gut er sein kann.

Dortmund, 04. November 2014:
Ohnehin fördert die Königsklasse die schlummernde Qualität des BVB zutage: Im vierten Gruppenspiel bezwingt Dortmund Galatasaray mit 4:1, steht mit vier Siegen und 13:1 Toren im Achtelfinale. Das Signal zur Aufholjagd in der Liga?

Paderborn, 22. November 2014:
Mit einem kuriosen Sieg gegen Gladbach im Rücken – Stichwort: Kramers Eigentor – reist Dortmund nach Paderborn und führt zur Halbzeit 2:0. Dann schlägt das Schicksal in Person von Marvin Bakalorz zu. Der Ex-Dortmunder verletzt Marco Reus bei einer heftigen Grätsche schwer. Das Sportjahr des Superstars ist beendet. Seine geschockten Kollegen lassen sich den Sieg noch aus den Händen nehmen. Aus den letzten fünf Partien der Hinrunde holen sie nur noch vier Punkte. Marco Reus dagegen bestimmt auch verletzt die Schlagzeilen: Im Dezember kommt heraus, dass er seit Jahren ohne Führerschein fuhr.

Bremen, 20. Dezember 2014:
Wie konnte der BVB so tief fallen? Eine stichhaltige Erklärung bietet Jürgen Klopp auch zum Ende des Jahres nicht. Der Kampfeswille aber ist ihm nicht abhanden gekommen. "Wir werden ein erbitterter Jäger sein, das kann ich jetzt schon versprechen." Nur jagen sie 2015 erstmal nicht mehr die Bayern - sondern die Teams auf den Nichtabstiegsrängen.

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