Jürgen Klopp zum FC Barcelona? Was sich vermutlich nur als eine Ente der gerüchte-freudigen spanischen Presse herausstellen wird, wirkt bei näher Betrachtung gar nicht so abwegig. Drei Punkte, warum der Trainer von Borussia Dortmund hervorragend zu den Katalanen passen würde.

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1. Der FC Barcelona braucht frischen Wind - vor allem taktisch

Wenn es richtig, richtig blöd läuft für den FC Barcelona, dann springt in dieser Saison kein einziger Titel für das Starensemble um Lionel Messi heraus. In der Champions League sind sie bereits ausgeschieden, in der Meisterschaft liegen sie vier Punkte hinter Atletico Madrid. Einzig im Copa del Rey gegen Real Madrid können die Katalanen noch eine Trophäe holen.

An dieser Situation trägt nicht allein Trainer Gerardo Martino Schuld. Das Selbstverständnis, der beste Klub der Welt zu sein, hat das Team träge und einfallslos werden lassen. Noch immer scheint man dort der Zeit mit Pep Guardiola nachzuhängen. Noch immer spielt man sein System. Ballbesitz, Tiki-Taka. Allerdings ist ihnen der Zug zum Tor abhanden gekommen. Den könnte ihnen Jürgen Klopp wiedergeben. Der BVB-Trainer ist dafür bekannt, dass seine Mannschaften die Gegner überfallartig in Bedrängnis bringen können. Er lässt modernen, flexiblen Fussball spielen. Erfolgsorientierten Fussball. Zudem ist Klopp ein Arbeitstier und Taktik-Fuchs, der das eigene System zu jeder Zeit hinterfragt und es dem jeweiligen Gegner anpasst. Was seine Taktik-Kenntnisse angeht, spielt er in einer Liga mit Pep Guardiola und Jose Mourinho.

2. Jürgen Klopp hat den Blick für die Jugend

Jedes Wort, das aus Jürgen Klopps Mund kommt, ist Gold für Kevin Grosskreutz. Vermutlich hätte es der "borussigste" aller Dortmunder unter keinem anderen Trainer so weit gebracht, wie unter Klopp. Arbeiter wie er gehen oft unter, angesichts der Dribbelkünstler und Schönspieler. Heute ist Grosskreutz einer der flexibelsten Spieler in der Bundesliga mit guten Chancen, es in den WM-Kader zu schaffen. Und er verdankt es seinem Trainer.

Klopp hat ein Auge für solche Spieler. Er baut sie auf, arbeitet mit ihnen so lange an ihren Stärken, bis die Schwächen fast unsichtbar werden. Absolute Loyalität ist der Lohn, den Klopp von den jungen Spielern bekommt.

Klopps Philosophie, auf Jungspunde zu setzen, passt auch zum FC Barcelona. Der Verein hat mit La Masia eine der besten Jugendakademien der Welt. Dort wurden schon Lionel Messi und Bayerns Thiago Alcantara ausgebildet. Und die Jugendschmiede der Katalanen könnte für den Klub in Zukunft noch wichtiger werden - auch angesichts des drohenden Transferverbots durch die Fifa. Böse Zungen behaupten, Messi (26) habe inzwischen sein Zenit überschritten. Für Xavi (34) und Torwart Jose Manuel Pinto (38) gilt das wohl definitiv. Und auch Dani Alves (30) und Andres Iniesta (29) sind nicht mehr so frisch wie früher. Der FC Barcelona braucht junge Spieler.

Neben den bereits öffentlich mit Startelf-Potenzial geadelten Adama Traore und Munir El Haddadi (beide 18) würde es Klopp sicherlich gelingen, noch das eine oder andere Juwel in La Masia zu finden. Vielleicht auch eines, das nicht zu den Schönspielern gehört. Ein katalanischer Grosskreutz vielleicht.

3. "Mehr als ein Klub" - Das passt auf eine Schirmmütze

"Mes que un club" - "Mehr als ein Klub". Das Motto des FC Barcelona liesse sich problemlos auf eine Schirmmütze sticken. Anstelle von "Pöhler". Sie verstehen? Doch nicht nur deshalb passt Barcas Motto zu Klopp. Derzeit ist der Trainer zwar mit Borussia Dortmund verheiratet. Es ist jedoch nicht seine erste Ehe. Zuvor war Klopp mit dem 1. FSV Mainz vermählt. Beide Stationen waren von Liebe und einer vollkommenen Identifikation mit dem jeweiligen Klub geprägt. Und eigentlich spricht nichts gegen eine dritte, ebenso harmonische Ehe mit dem FC Barcelona.

Klopp fällt es offenbar leicht, sich mit Klubs zu identifizieren, die bereits eine Identität, eine Geschichte und Stolz haben. Bei diesen Vereinen mit ihren prall gefüllten Stadien und leidenschaftlichen Fans fühlt sich der emotionale Klopp wohl. Und macht es damit auch den Anhängern leicht, ihn zu mögen, ihn sogar zu verehren. Denn wenn sich Klopp einem Verein verschreibt, dann mit Haut und Haar. Dann kämpft er für die Belange dieses Klubs. Das kann man seit Jahren beim BVB beobachten. Und wenn es im Verein einmal nicht so läuft, wie sich das Jürgen Klopp für die Mannschaft wünscht, dann geht ihm das an die Nieren. Dann kann er auch einmal etwas dünnhäutig reagieren. Das konnte man erst kürzlich im ZDF beobachten.

Eine solche Identifikation erwarten die Barca-Verantwortlichen von ihrem Trainer - damit der FC Barcelona "Mehr als ein Klub" bleiben kann. "Söldner-Trainer", die von Verein zu Verein ziehen, passen nicht zur Barca-Philosophie. Aber ein Söldner war Jürgen Klopp noch nie.

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