Die Enthüllungen des "Guardian" über Todesfälle und menschenunwürdige Arbeitsbedingungen bei den Vorbereitungen für die Fussball-WM 2022 in Katar sind schockierend - aber leider nichts Neues. Egal, ob bei WM, Olympia oder anderen sportliche Grossveranstaltungen: Solche Berichte überschatten immer wieder die Berichterstattung. Müssen immer einige Wenige für das ungetrübte Sportvergnügen anderer bezahlen?

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"Die Ereignisse in Katar sind natürlich besonders schockierend, aber im Zusammenhang mit Grossveranstaltungen werden immer wieder die Rechte von Menschen mit Füssen getreten", sagte der Sprecher von Amnesty International, Ferdinand Muggenthaler, am Freitag in Berlin. Zwar seien Meldungen wie die aus Katar nicht untrennbar mit Grossveranstaltungen verbunden, Probleme mit der Wahrung von Menschenrechten seien aber häufig.

So sind es vor allem die prekären Arbeitsbedingungen, die bei Grossveranstaltungen im Sport immer wieder für Schlagzeilen sorgen. Fast scheint es, dass der Spass der Zuschauer mit der Gesundheit und dem Leben der Arbeiter bezahlt werden muss. 2008 standen bei den Olympischen Sommerspielen in Peking nicht nur die teils miserablen Arbeitsbedingungen in der öffentlichen Kritik. Auch die schlechten Zustände in den Fabriken, die Sportartikel herstellen, wurden immer wieder angeprangert. "In China kam das Problem hinzu, dass Kritiker mundtot gemacht wurden oder Menschen wegen des Baus von Stadien aus ihren Wohnungen vertrieben wurden", sagte Muggenthaler. "Auch von der vom IOC zugesicherten Offenheit war nicht viel zu spüren."

Im Zusammenhang mit China steht auch einer der ungewöhnlichsten Auslöser für einen Olympia-Skandal: Der Streit um die Herstellung der Maskottchen für die Fussball-WM 2010 in Südafrika. Die Gewerkschaftler des Landes hatten damals kritisiert, dass die grünmähnigen Kuschellöwen mit dem Namen "Zakumi" in China und nicht im Austragungsland produziert wurden. In der Hersteller-Firma in Shanghai seien Kinderarbeit, geringe Löhne und unerträgliche Produktionsbedingungen an der Tagesordnung, so die Vorwürfe. Die Arbeitsbedingungen bei Sportartikelherstellern werden regelmässig kritisiert, so auch bei den Spielen in London.

Mit besonders schlechtem Beispiel gehe auch die Formel 1 in der Menschenrechtsfrage voran, sagte Muggenthaler. Die Gewalt gegen Systemkritiker vor dem Rennen in Bahrain habe zwar 2011 für eine Absage des Rennens gesorgt. "Im darauffolgenden Jahr fanden die Formel-1-Rennen dort jedoch wieder statt, als wäre nichts passiert."

Doch in den betroffenen Ländern regt sich auch Widerstand, wie die Auftaktveranstaltung für den Confederations Cup in Brasilien zeigte. Mit Massenprotesten und einem Pfeifkonzert wurde der Fifa-Präsident Joseph Blatter im Juni zur Generalprobe für die Fussball-WM 2014 und die Olympischen Spiele 2016 in dem südamerikanischen Staat empfangen. Demonstranten lieferten sich Strassenschlachten mit den Ordnungskräften.

Dabei waren es weniger die schlechten Arbeitsbedingen als vielmehr die Korruption und die immensen Kosten für die Neubauten, die die Menschen auf die Strassen brachte. Zudem hatte es laut Amnesty auch in Brasilien Zwangsräumungen gegeben.

"Durch die Proteste der vergangenen Jahre hat sich die Lage insgesamt etwas verbessert", sagte der Amnesty-Sprecher. So zum Beispiel bei der EM in Polen und der Ukraine: "Fussballer haben sich dort zum ersten Mal kritisch in Menschenrechtsfragen geäussert, ohne dafür gemassregelt zu werden." Bis dahin habe die Fifa so etwas strikt unterbunden.

Damit sich wirklich etwas ändere, müssten alle Verantwortlichen am Ball bleiben, sagte Muggenthaler. Generell böten aber Grossveranstaltungen aber immer eine Möglichkeit, auf Menschenrechtsverstösse hinzuweisen. "Immerhin versuchen die Regierungen ja, sich der Welt möglichst positiv zu präsentieren". Falls das nicht passiere, werde es immer wieder Meldungen von "Vertragssklaverei" wie im Falle Katar geben.

Das Problem gelte aber nicht nur für den Sport, sondern für alle Arten von Grossveranstaltungen. So dürfe man nicht vergessen, dass zum Beispiel auch vor und nach dem Eurovision Songcontest in Aserbaidschan Regierungskritiker festgenommen oder bedroht wurden. "Eine Möglichkeit wäre es, Regierungen und Sportverbänden bei der Vergabe bestimmte Auflagen zu machen, was Arbeitsrecht und Menschenrechte angeht. Dann könnten Probleme wie in Katar vermieden werden."

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