Ein Kulturabend mit Uli Hoeness - kann das klappen? Ein Abend bei der Eröffnung der Kunstausstellung von Dieter Nuhr in München zeigt: Geht so. Dafür gibt der Ehrenpräsident des FC Bayern wie immer unterhaltende Einblicke in sein Wirken.
Was
Die Kombination
Hoeness und Nuhr: Zwei Reisende treffen aufeinander
Das "Woanders" aus dem Titel seiner Kunstausstellung, erzählt Nuhr, habe er in zahlreichen Reisen ins Ausland, darunter Bolivien, Nepal oder Sambia erlebt und dabei in seine Kunst einfliessen lassen. Und wer, wenn nicht ein ehemaliger Profifussballer und Funktionär, der mit seinem Klub fast auf der ganzen Welt schon unterwegs war, könnte bei dieser Reisefreudigkeit mithalten? Vielleicht ist es das, was die beiden Charaktere am ehesten verbindet. Auch wenn Hoeness sofort bemerkt: Mehr als Flughafen, Hotel, Trainingsplatz und Stadion habe er in den Ländern dieser Welt oft nicht gesehen.
Aber das ist nicht schlimm, denn eigentlich geht es ja noch um die drei bereits genannten Schlagworte, über die Hoeness und Nuhr mit Moderator Michael Hirz sprechen wollen. Der Bereich Kunst wird vor allem von Nuhr angeschnitten, Hoeness selbst verliert kaum ein Wort dazu.
Stattdessen nutzen er und Nuhr den Talk erst einmal, um ein bisschen über den Zeitgeist und die Politik abzuledern. Was Nuhr subtiler versucht, drückt Hoeness gleich deutlicher aus. Sätze wie "Die sollen mal arbeiten", gerichtet an die Ampel-Regierung, fallen an diesem Abend. Die Deutschen sind laut Hoeness sowieso ein "Jammervolk". Es ist die perfekte Vorlage für eine Schlagzeile. Aber man nimmt es Hoeness auch ab, dass er meint, was er sagt. Selbst wenn es für andere, auch bei seinem geliebten FC Bayern, ein Problem ist.
Hoeness war in jungen Jahren "nicht tolerant"
Um den Verein geht es an diesem Abend natürlich auch, wenn auch nur ganz am Rande. Nämlich zu dem Zeitpunkt, an dem Moderator Hirz beim Thema Toleranz genauer nachhakt. "Ich war früher nicht so tolerant", antwortet Hoeness ehrlich und begründet das mit seiner Arbeit als Manager beim FC Bayern, die er nach seinem Karriereende 1979 antrat. "Ich wollte den FC Bayern unbedingt nach oben bringen, damals ein kleiner Verein", erklärt der 72-Jährige.
15 Millionen Mark Umsatz und sieben Millionen Schulden seien es zu dieser Zeit gewesen, mittlerweile gebe es in einem guten Jahr eine Milliarde Umsatz ohne Schulden. Um dorthin zu kommen, so Hoeness, habe er es sich nicht leisten können, tolerant zu sein. "Auf dem Weg nach oben habe ich die Ellbogen schon ausgefahren", gibt er zu. Die bereits verstorbenen Weggefährten Helmut Grashoff (Manager bei Borussia Mönchengladbach), Rudi Assauer (bei Schalke 04) und Willi Lemke (Werder Bremen) könnten dies alle bezeugen, sagt er. Mit Lemke lieferte er sich öffentliche Streits, die gerne mal persönlich wurden, Grashoff schnappte er den damals besten Spieler Lothar Matthäus weg, auch gegen Assauer teilte Hoeness später gerne aus.
Die Konkurrenz war über ein solches Vorgehen meist wenig begeistert. Für Hoeness aber gehörte es einfach zu seinem Job, brachte ihm seinem Ziel näher. "Auf die Weise, wie wir danach erfolgreich und unabhängig waren, bin ich stolz", sagt der Ehrenpräsident des FC Bayern dazu heute. Und gibt sich mittlerweile sanfter: "Je mehr man nach oben kommt, desto sozialer muss man sein. Wenn du oben bist, musst du verteilen", ist sein Credo. Davor aber galt: Ellbogen raus und kämpfen.
Was das genau mit der Kunst von Dieter Nuhr zu tun hat? Wahrscheinlich nicht mehr ganz so viel. Aber so ist Hoeness eben. Die Fragen des Moderatoren mehr oder weniger beachtend redet er über das, was ihn gerade so bewegt. Und auch das ist ja irgendwie eine Kunst.
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