Jürgen Klopp hat einen neuen Job. Nur wenige Monate nach seinem tränenreichen Abschied beim FC Liverpool schliesst sich der 57-Jährige zum neuen Jahr Red Bull an. Für viele Fans ist das nicht weniger als der grösstmögliche Verrat am traditionellen Fussball – zumindest legen das die Reaktionen unserer Leser nahe.

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Die Meldung am Mittwochmorgen kam mehr als überraschend: Jürgen Klopp heuert bei Red Bull an. Dort wird er ab 1. Januar 2025 als "Head of Global Soccer" tätig sein. Dabei soll der Star-Trainer nicht ins Tagesgeschäft eingreifen, sondern vielmehr strategische Aufgaben übernehmen.

Dass der Fussball-Traditionalist Klopp nun ausgerechnet beim österreichischen Milliardenkonzern unterkommt, sorgt bei vielen Fans für Unverständnis. Auch die Reaktionen unserer Leser zeigen: Nicht jeder kann den Schritt von "The Normal One" nachvollziehen. Eine Auswahl:

"In Dortmund wird man fassungslos sein"

  • "Als BVB-Anhänger las ich die Schlagzeile mit grosser Verwunderung. Ich persönlich hätte mir jeden Trainer im Red-Bull-Konzern vorstellen können, jedoch nicht Jürgen Klopp. Aus neutraler Sicht macht es fachmännisch natürlich Sinn für Red Bull und es ist ihnen (mal wieder) ein echter Coup gelungen. Klopp wird sich diese Entscheidung sicherlich gut überlegt haben und auch, dass er damit sicher viele Fussballfans vor den Kopf stösst und wahrscheinlich auch die ein oder andere unschöne Reaktion auf diese Nachricht folgen wird. Ich wünsche ihm dennoch alles Gute und hoffe, dass Klopp, trotz des neuen Umfelds, seiner Linie treu bleibt!" (Justus, 36 Jahre)
  • "Nun also nicht mehr 'Kloppo', sondern Herr Klopp oder Mr. Klopp? In Dortmund wird man fassungslos sein, da nun also der letzte Stein aus der Verteidigungsmauer gegen die Kommerzialisierung des Fussballs herausgebrochen ist. Aber die Ultras, die damals RB-Fans vor dem Stadion verprügelt haben, die Dietmar Hopp auf Bannern ins Fadenkreuz genommen haben, diejenigen, die der alten Fussballwelt nachtrauern, werden Klopps Entscheidung bedauern oder ihn aus ihren Herzen verbannen oder beschimpfen. Ich bin BVB-Fan seit Mitte der 1980er-Jahre. Ich nehme die fortschreitende Kommerzialisierung des Fussballs traurig zur Kenntnis. Ich habe die schönen Zeiten erlebt. Noch so viele auf den Rasen geworfene Tennisbälle werden das Rad nicht mehr zurückdrehen. Jürgen Klopp ist Arbeitnehmer. Er hat jedes Recht, eine Stelle anzutreten, die bei weniger Stress sicher genauso viel Geld bringt wie seine ehemaligen Arbeitsplätze. Aber er wird fehlen. Auch mir." (Detlev, 83 Jahre)

"Ein Schlag ins Gesicht für die letzten Fussballromantiker"

  • "Ich hätte Jürgen Klopp lieber in der nicht allzu fernen Zukunft als Trainer eines Traditionsvereins wie Eintracht Frankfurt gesehen. Schliesslich hatte er dort 1987/88 bei der zweiten Mannschaft, den Eintracht Frankfurt Amateuren, gespielt und war zugleich Trainer der D-Jugend. Doch anstatt Eintracht wählt er nun RasenBallsport aka Red Bull. Das ist sein gutes Recht und er wird in Salzburg, Leipzig und den anderen Filialen als 'Global Head of Soccer' auch weitaus besser verdienen, ohne sich dabei kaputt zu machen. Doch diese Entscheidung ist ein Schlag ins Gesicht für die letzten, echten Fussballromantiker. Eine Handvoll dieser aussterbenden Art soll es ja noch geben. 'Kloppo' hat sich nun aus diesem Kreis leider endgültig verabschiedet." (Marc, 56 Jahre, Berlin)
  • "Geld frisst die Seele auf. Für mich ist Jürgen Klopps Schritt zu den Dosen nachvollziehbar. Wer viel Geld besitzt, braucht immer mehr. Das ist das kapitalistische System. Vor zwanzig Jahren traf ich ihn im Rahmen meiner Arbeit mit Kindern vor dem Mainzer Stadion und er war so unendlich sympathisch. Heute ist davon offensichtlich nicht mehr viel übrig. Schade, dass er sich kaufen lässt. So reisst er sein eigenes Denkmal ein." (Jochen, 65 Jahre)
  • "Natürlich wäre es mir lieber, er würde noch Trainer bei Liverpool sein, obwohl der Neue derzeit Erfolge feiert. Aber er weiss, was er will, steht zu seinen Entschlüssen, ist ein Mann der Tat und ich wünsche ihm viel Erfolg! Dass er in absehbarer Zeit Bundestrainer wird, steht noch in den Sternen, wäre aber sehr zu wünschen und der beste Grundstein, die Nationalelf wieder dahin zu bringen, wo sie eigentlich stehen sollte … nämlich ganz oben!" (Roland)

"Klopps Engagement mutet fast ekelhaft an"

  • "Ich verstehe diese Aufregung schon all die Jahre nicht, obwohl ich bekennender VfB-Fan bin. Hier kommt viel Geld von Red Bull – und jetzt? Bei anderen Vereinen kommt viel Geld von anderen Hauptsponsoren. Man braucht sich doch nur mal die Namen der Spielstätten anzuschauen: Allianz Arena in München, MHPArena in Stuttgart, Deutsche Bank Park in Frankfurt, um nur mal drei zu nennen. Jeder Verein hat und braucht Sponsoren mit viel Geld, wie sonst wären Gehälter von Harry Kane und Co. zu bezahlen? Also bitte, Nerven behalten und erst mal nachdenken, wie es im eigenen Verein läuft." (Jürgen, Nordrhein-Westfalen)
  • "Als Fan von Tradition beziehungsweise von Traditionsklubs wie Mainz 05, FC Liverpool und insbesondere dem BVB (diesem seit fast 50 Jahren) hat dieses Engagement von Jürgen Klopp nicht nur ein Geschmäckle, sondern mutet fast ekelhaft an. Auch die zitierten Worte entsprechen nicht dem, was sonst an 'kloppschen' Äusserungen (für den Fan les- oder hörbar) bekannt ist. Sie triefen nur so vor Anbiederung an diesen Brause-Konzern und dessen fragwürdige Aktivitäten im Sport-, besonders Fussballgeschäft. Jürgen Klopp wird viel von dem erlangten Wohlwollen der Fans oben genannter Klubs einbüssen. Erklären kann er dieses Engagement aus meiner Sicht lediglich mit 'Geldgeilheit'. Und leider scheint dann das Sprichwort 'Geld verdirbt den Charakter' wohl zutreffender denn je zu sein. Zumindest ab einer bestimmten Höhe der Summe des Geldes." (Karsten)

Es gibt auch Verständnis für Klopps Entscheidung

  • "Natürlich ist das eine Riesenüberraschung. Allerdings ist Jürgen Klopp nicht einer, der sich auf in der Vergangenheit errungenen Lorbeeren ausruht, sondern mit seinem neuen Arrangement/Job nichts anderes tut, als 'seinen geliebten Fussball' auch weltweit voranzubringen und 'zum besseren Stil' zu entwickeln. Da ist absolut nichts Verwerfliches daran und schon hier und jetzt möchte ich alle (sicherlich weit verbreiteten) Kritiker davor warnen, aus falsch verstandenem 'Vereins- oder Verbandsdünkel' diesen – nicht nur für Jürgen neuen – Weg im Vorhinein und 'nur aus der Vereinsbrille schauend' zu bemängeln oder gar zu verurteilen. Insgesamt hat Jürgens jetziger Schritt absolut nichts damit zu tun, seine Fähigkeiten gegebenenfalls auch als Bundestrainer ab 2026 in Frage zu stellen. Red Bull ist ja kein 'Teufel', sondern nur ein Unternehmen, das neue Wege – auch im Fussball – gegangen ist und dessen Vereine einen attraktiven Fussball spielen." (Wolfgang, 80 Jahre, Retzstadt)
  • "Ich finde es vollkommen ok, dass er zu Red Bull geht. Die sogenannten 'e.V.'-Vereine und ihre Fans sollten sich bedeckt halten. Und die scheinheiligen 'Fussballfans', die sich in den sozialen Medien über seine Entscheidung aufregen, triefen wohl zum Teil vor Neid. Also: Wer ohne Flecken auf der sogenannten weissen Weste ist, der werfe den ersten Stein." (Hartwig, Jahrgang 1945)

"Kloppo hat viele Fans dadurch sehr enttäuscht"

  • "Herr Klopp: Schämen Sie sich! Für diesen Aufputsch-Limo-Laden zu 'arbeiten' ist für mich unverständlich. Ihr Ex-Fan" (Joachim, 71 Jahre, Aalen)
  • "Ist eine Schande. Das RB-Konstrukt hat nichts, was man für sympathisch halten kann. Klar, sie spielen schön. Das ist aber auch alles. Kloppo hat viele Fans dadurch sehr enttäuscht. Beliebter wird RB dadurch auch nicht. Und Klopp viele Sympathien verlieren." (Matthias, Erzhausen)
  • "Ich bin nur bedingt RB-Fan, viel mehr liegt mir Borussia Dortmund am Herzen. Aber diesen ganzen Hype um RB Leipzig kann ich überhaupt nicht verstehen. Was sagen wir denn zu den grossen Traditionsvereinen in Deutschland, ja ganz Europa und sogar der Uefa? Niemand regt sich darüber auf, dass es überall nur ums Geld geht. Sehen wir uns doch die Sponsoren von Bayern an und auch von meinem Lieblingsverein Borussia Dortmund (Rheinmetall). Oder die Umorganisation der Champions League oder die Klub-WM. Überall geht es nur ums Geld, die Mannschaften laufen alle für irgendwelchen Firmen aufs Feld. Alle sehen es an den Trikots. Warum regen wir uns also auf, ich kann das alles nicht verstehen." (Erich, 69 Jahre)
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