Leichtfüssig wie eine Ballerina, abgebrühter als jeder britische Spion - Manuel Neuer ist auf dem Zenit seines torhüterischen Schaffens angekommen. Er ist Weltmeister und nominiert für die Wahl des Weltfussballers. Gegen Eintracht Frankfurt zeigte Neuer ein Kabinettstückchen, wie man es normalerweise von Lionel Messi und Konsorten gewohnt ist. Einen Rückpass leitete er ganz lässig mit der Hacke weiter. Anderen Spielern hätte man vielleicht einen Arroganzanfall vorgeworfen - Neuer nicht.
Mario Basler kann ein Liedchen davon singen. Wann immer er meinte, den Ball zärtlich streicheln oder die Tricks eines
Diese Sicht der Dinge hat sich mit der Generation Reus und Götze zum Glück gewandelt. Die Fans juchzen vor dem Fernseher, wenn sich Bundesligaspieler mit dem Ball am Fuss um die eigene Achse drehen oder den Ball mit der Hacke ins Tor zaubern.
Neuer auf Higuitas Spuren
Dass nun aber auch Torhüter mit technischen Meisterwerken glänzen, ist neu - sieht man einmal von Rene Higuitas berühmtem "Scorpion-Kick" ab.
Doch heute stellt kaum einer diese Fragen. Vielleicht auch, weil Neuer den Pass als "spontane Aktion" abtut. "Ich musste den Ball eh direkt nehmen, weil der Frankfurter auf mich zugelaufen kam", meinte er nach dem Spiel. Statt dem Torhüter ein übersteigertes Selbstvertrauen vorzuwerfen, ergeht sich die Fussball-Welt in ehrfürchtigem Lob. Sogar Real Madrids Superstar Gareth Bale adelte den Pass auf Twitter als "unreal" (zu dt. "unwirklich"). Eintrachts Trainer Thomas Schaaf, sonst nur für minimalste Gesichtsregungen bekannt, verzog anerkennend die Mundwinkel und Frankfurts Marco Russ ist einfach nur beeindruckt: "Echt ausgebufft, der ist so easy am Ball."
Ehre, wem Ehre gebührt
In diesem Fall gilt wohl einfach, Ehre, wem Ehre gebührt. Denn Manuel Neuer ist nicht umsonst für die Wahl zum Weltfussballer nominiert. Und er darf sich auch nicht umsonst Hoffnungen machen, es zumindest in die Top 3 zu schaffen, die am 1. Dezember bekanntgegeben wird. Ex-Torwart-Titan Oliver Kahn bringt es bei "bild.de" auf den Punkt: "Ich weiss das ja aus eigener Erfahrung: Man hat bei dieser Wahl Hemmungen, einen Torwart zu wählen, denn es heisst ja schliesslich Weltfussballer. Manuel hat aber Chancen, denn er ist ja Fussballer."
Und dass er auch noch ein verdammt guter und technisch versierter Fussballer ist, hat er allerspätestens am Samstag bei Eintracht Frankfurt bewiesen. Manuel Neuer hat das Torwartspiel grösstenteils von der Linie verbannt und ins Feld verlagert. Und für einen Feldspieler gehört ab und an ein Hackentrick zum guten Ton. Mit Arroganz hat das nichts zu tun. Neuer kann es halt einfach.
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