Diese Nachricht war für manche BVB-Fans schöner als der erste Sieg in der Rückrunde: Medienberichten zufolge steht Marco Reus vor einer Vertragsverlängerung bei Borussia Dortmund. Doch wie wahrscheinlich ist diese tatsächlich? Wir beantworten die wichtigsten Fragen zum Poker um den Nationalspieler.
Im Tauziehen um die sportliche Zukunft von Nationalspieler
Wie ist die aktuelle Situation um Marco Reus?
Marco Reus steht bei Borussia Dortmund noch bis 2017 unter Vertrag. Allerdings kann der 25-Jährige den BVB im Sommer für eine festgeschriebene Ablösesumme von 25 Millionen Euro verlassen.
Was würde sich für Marco Reus ändern, sollte er seinen Vertrag verlängern?
Den BVB-Bossen Hans-Joachim Watzke und Michael Zorc geht es vor allem um eins: die Ausstiegsklausel in Reus' Vertrag zu streichen. Der finanzielle Gewinn von 25 Millionen Euro, die der BVB durch einen Verkauf seines Leistungsträgers einnehmen würde, würde den sportlichen Verlust keineswegs kompensieren.
Selbst wenn Reus seinen Vertrag bis 2019 verlängert, bedeutet das nicht, dass er auch in den kommenden drei, vier Jahren das schwarz-gelbe Trikot tragen wird. Vielmehr bedeutet es, dass Dortmund die Ablöse ab diesem Moment selbst bestimmen kann. Und die liegt dann eher bei 50 als bei 25 Millionen Euro.
All das verschafft Reus natürlich eine exzellente Verhandlungsbasis. Nach Informationen der "Bild"-Zeitung könnte der 25-Jährige beim BVB künftig rund acht Millionen Euro Grundgehalt kassieren. Durch zusätzliche Einnahmen wie beispielsweise Werbeverträge wäre ein Verdienst im zweistelligen Millionenbereich realistisch.
Was spricht für eine Vertragsverlängerung von Marco Reus?
Es gibt durchaus ein paar Punkte, die für einen Verbleib sprechen. Der Nationalspieler ist in Dortmund geboren und seit jeher grosser Fan des BVB. Reus gilt zudem als äusserst heimatverbunden, seine Familie wohnt in Dortmund.
Zudem stellte sich der Klub hinter den 25-Jährigen, als er wegen der sogenannten "Führerscheinaffäre" in die Schlagzeilen geriet. Im Dezember vergangenen Jahres wurde bekannt, dass Reus jahrelang mit einem gefälschten niederländischen Führerschein fuhr - und er selbst nie eine Fahrlizenz erworben hatte.
Dass Reus sein Jahreseinkommen auf gut zehn Millionen Euro steigern könnte, ist natürlich ebenfalls ein nicht zu vernachlässigender Punkt.
Was spricht gegen eine Vertragsverlängerung von Marco Reus?
Borussia Dortmund liegt momentan auf dem Relegationsrang 16. Dass der BVB in der kommenden Saison europäisch spielt, ist sehr unwahrscheinlich - die Qualifikation für die Champions League ist so gut wie ausgeschlossen. Reus muss davon ausgehen, dass er sich in der kommenden Spielzeit mit dem BVB nicht auf der europäischen Fussball-Bühne präsentieren darf. Doch genau diese Ambitionen sollte ein Mann seiner Klasse Jahr für Jahr haben.
Zudem ist die sportliche Entwicklung Borussia Dortmunds nicht abzusehen. Wenn es blöd läuft, steigt die Borussia am Ende der Saison gar ab. Reus in der zweiten Liga? Nicht vorstellbar! Doch selbst wenn der BVB die Klasse hält, heisst das nicht zwingend, dass der Revierklub im kommenden Jahr wieder zum Bayern-Jäger mutiert. In München oder Madrid würde Reus auf Jahre definitiv um nationale Meisterschaften und Champions-League-Siege spielen. Vielleicht beginnt bei Reus und dem BVB momentan einfach das grosse Pokern.
Zu welchem Klub wird Marco Reus wechseln, falls er den BVB tatsächlich verlässt?
Monatelang stichelte der FC Bayern München gegen den BVB und machte aus seinem Interesse an Reus keinen Hehl. Ende Januar dieses Jahres meldete allerdings die "Bild"-Zeitung, dass der Rekordmeister von einem Transfer Abstand nehme, da er in der Offensive ohnehin schon gut genug besetzt sei. Wie viel Wahrheitsgehalt dahintersteckt, darüber lässt sich nur spekulieren. Fakt ist: Reus wäre für den FCB definitiv eine Verstärkung - und die 25 Millionen Euro Ablöse locker zu stemmen.
In Anbetracht der Tatsache, dass sich der mittlerweile 31-jährige Franck Ribéry immer wieder mit der einen oder anderen Verletzung durch die Saison schleppt, würde ein Transfer für die Münchner sehr viel Sinn ergeben. Zumal Reus als junger, deutscher Nationalspieler ins Beuteschema der Bayern-Bosse passt, wie auch schon das Beispiel Mario Götze beweist, der im Sommer 2013 vom BVB zum FCB wechselte.
Ein anderer heisser Anwärter auf eine Reus-Verpflichtung ist Real Madrid. Die Königlichen sind stets auf der Suche nach neuen Top-Stars. Reus hätte auf seiner Lieblingsposition als Linksaussen zwar keinen geringeren Konkurrenten als Weltfussballer Cristiano Ronaldo vor sich, jedoch wäre Reus auch im zentralen offensiven Mittelfeld und als Stossstürmer eine Option.
Ein weiterer Kandidat wäre eigentlich auch der FC Barcelona. Doch da die Katalanen aufgrund einer Transfersperre erst im Winter 2015/16 wieder einkaufen dürfen, müssen sie von einer Reus-Verpflichtung wohl Abstand nehmen.
Wie wahrscheinlich ist ein Wechsel von Marco Reus im Sommer?
Letztlich kann nur Reus diese Frage beantworten. Dennoch überrascht die Meldung, dass der Nationalspieler mit einem Verbleib beim BVB liebäugelt. In den vergangenen Monaten hatte er ein Bekenntnis zur Borussia stets vermieden - meist ist dies ein Indiz dafür, dass ein Spieler über einen Abschied nachdenkt. Jetzt sieht es in der Tat nach einem Verbleib des 25-Jährigen aus.
Watzke und Zorc werden bis an die finanzielle Schmerzgrenze gehen, um ihren Star zu halten. In der Zeit der grossen sportlichen Krise wäre die Verkündung, Reus langfristig und ohne Ausstiegsklausel an den Klub gebunden zu haben, für den Verein eminent bedeutend - sie könnte zu einer neuen Aufbruchsstimmung beim BVB führen.
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