Im Sommer wechselte Markus Suttner vom Bundesliga-Absteiger FC Ingolstadt zum Premier-League-Aufsteiger Brighton & Hove Albion. Was zuerst wie ein gewagter Schritt schien, scheint sich allmählich zu einem österreichischen Märchen herauszukristallisieren.
Nichts war es mit dem zweiten Saisonsieg in Folge. Trotz guter Leistung musste sich der Premier-League-Neuling Brighton & Hoven Albion dem AFC Bournemouth vergangenen Freitag mit 1:2 geschlagen geben.
Zwar ist Fussball ein Mannschaftssport, und dementsprechend überstrahlen die Erfolge des Kollektivs die eines einzelnen Akteurs - und die Misserfolge drohen sie zu überschatten. Doch Markus Suttner durfte trotz Niederlage zumindest ein Stück weit zufrieden gewesen sein.
Für den Österreicher war es nach seinem Wechsel im Sommer bereits der fünfte Auftritt über 90 Minuten. Und wieder einmal machte er seine Sache defensiv gut.
Freistosstore: Bessere Bilanz als Alaba
Die "Möwen", wie der Aufsteiger in Anlehnung an die Küstenlage der Stadt auch genannt wird, haben sich im Sommer die Dienste des ehemaligen österreichischen Nationalspielers 4,5 Millionen Euro kosten lassen.
Der 30 Jahre alte Linksverteidiger eines Bundesliga-Absteigers ist damit der viertteuerste Transfer der Vereinsgeschichte.
Der späte Karrieresprung Suttners war vor ein paar Jahren nur schwer vorstellbar. 2015 wechselte der Aussenverteidiger von Austria Wien nach Ingolstadt - damals für die überschaubare Summe von 700.000 Euro.
In seiner ersten Spielzeit kam Suttner bei dem Bundesliga-Neuling auf 19 Pflichtspieleinsätze. Hätte ihn nicht gegen Mitte der Hinrunde ein Mittelfussbruch gestoppt, es wären sicherlich einige mehr dazugekommen.
Doch Suttner liess sich von diesem Rückschlag nicht stoppen. In der abgelaufenen Spielzeit zeigte der Defensivakteur dann auch vor der gegnerischen Box seine Qualitäten. Die Bilanz: vier verwandelte Freistosstreffer, dazu fünf Assists.
Suttner war damit der erfolgreichste Freistossschütze aller europäischen Top-Ligen (Deutschland, England, Spanien, Italien, Frankreich). Zum Vergleich: Sein Landsmann
An Englands Küste spricht man Deutsch
Diese Qualitäten sind auch dem Aufsteiger aus der Küstenstadt nicht verborgen geblieben, weshalb man Suttner in England direkt einen gehörigen Vertrauensvorschuss gewährte. Der Österreicher wurde mit einem Dreijahresvertrag plus Option auf eine weitere Spielzeit ausgestattet.
Ein weiterer Faktor, der ihm seine Eingewöhnung in Brighton erleichtert haben dürfte: Neben Suttner sicherte man sich auch die Dienste seines Ingolstädter Teamkollegen Pascal Gross.
Zudem spielt seit 2015 der ehemalige Paderborner Uwe Hünemeier bei Brighton & Hove Albion. Man spricht also Deutsch, auch das dürfte es Suttner auf dem Weg zum Stammspieler leichter gemacht haben.
Rolle Rückwärts? Suttner könnte sich zurück in den Fokus des ÖFB spielen
Bisher schlägt sich Suttner als Rookie in der Premier League mehr als gut. Sein Platz in der ersten Elf scheint unangefochten. Ein grosser Vorteil dürfte sein, dass sich der ehemalige Nationalspieler nach seinem Rücktritt aus dem ÖFB-Team ausschliesslich auf den Klub konzentrieren kann.
Doch ob das auch so bleibt, gilt es abzuwarten. Denn: Nach der verpassten WM-Quali wird die Nationalmannschaft in Österreich hinterfragt. David Alaba will nicht auf der "ungeliebten" Linksverteidigerposition spielen, adäquater Ersatz scheint derzeit nicht in Sicht.
Da läge doch ein selbstbewusst aufspielender Suttner nahe. Wer gegen die Besten der Welt bestehen kann, der könnte auch der österreichischen Nationalmannschaft gut zu Gesicht stehen.
Gut möglich also, dass wir den 30-Jährigen nochmal im ÖFB-Dress sehen werden. Es wäre ein spätes Comeback - und würde zur Karriere Suttners passen.
Zunächst aber gilt seine volle Konzentration weiterhin Brighton & Hove.
Nach der Ligapokal-Partie am Dienstag (erneut gegen Bournemouth) empfangen die "Möwen" kommenden Sonntag Mit-Aufsteiger Newcastle United - als linker Verteidiger wird vermutlich wieder ein Österreicher auflaufen ...
"So arbeitet die Redaktion" informiert Sie, wann und worüber wir berichten, wie wir mit Fehlern umgehen und woher unsere Inhalte stammen. Bei der Berichterstattung halten wir uns an die Richtlinien der Journalism Trust Initiative.