Brächte sie den Mut auf, sich nominieren zu lassen, hätte Megan Rapinoe in diesen Tagen keine schlechten Chancen, erste US-Präsidentin in der Geschichte eines Landes zu werden, das sie mit ihren Ansichten allerdings genauso spaltet wie ihr grosses Feindbild Donald Trump.
Die wichtigste Botschaft nach ihrem wochenlangen WM-Abenteuer samt Finaltriumph hob sich
Als die Torschützenkönigin und beste Spielerin der Fussball-WM am Mittwoch nach der schillernden und feuchtfröhlichen Siegesparade durch New York das Podium bestieg, hatte sie Grösseres im Sinn als ihren Sport.
Megan Rapinoe: "Mehr Liebe, weniger Hass"
"Wir müssen besser sein", rief Rapinoe in einer mitreissenden Rede den Fans zu. "Wir müssen mehr lieben, weniger hassen. Mehr zuhören, weniger reden. Es ist unsere Verantwortung, die Welt zu einem besseren Ort zu machen." Videos der Rede wurden in sozialen Netzwerken unzählige Male geteilt.
Oft werden Profisportler als Athleten ohne öffentliche Meinung ausserhalb ihrer Disziplinen angesehen - Rapinoe ist das Gegenteil davon.
Die 34 Jahre alte Kalifornierin setzt sich seit Jahren für Gleichberechtigung von Frauen ein, kämpft für LGBTQ-Rechte und zuckt vor keinem Gegner zurück.
Megan Rapinoe wiederholt Kritik an Donald Trump
In Richtung des US-Präsidenten
Gegnern bietet Rapinoe mit ihrer extrovertierten Art Angriffsfläche. Nach ihrem bemerkenswerten Auftritt warf Kommentator Raymond Arroyo vom konservativen Sender Fox News der Stürmerin Egoismus vor, und dass sie den WM-Triumph für politische Botschaft missbrauche.
"Du bist da, um einen Ball zu kicken. Schiess den Ball, besiege andere Teams, zeige deinen amerikanischen Geist. Das ist alles, was wir brauchen", sagte er. Ähnliche Kritik erfuhr auch schon Basketball-Star LeBron James.
In der New Yorker U-Bahn-Station Bryant Park wurden Plakate mit dem Bild von Rapinoe mit Beleidigungen beschmiert. Die Polizei ermittelt wegen möglicher Hasskriminalität, einem Bericht von CNN zufolge seien auf den Postern auch homophobe Beschimpfungen zu lesen gewesen.
Rapinoe weiss aber um ganz viel Zuspruch aus allen Bereichen des öffentlichen Lebens. "Danke, dass ihr so eine starke Inspiration für Frauen, Mädchen und alle im ganzen Land seid", schrieb Ex-Präsident Barack Obama bei Twitter.
Mehrere Einladungen in den US-Kongress, unter anderem von der aufstrebenden liberalen New Yorker Abgeordneten Alexandria Ocasio-Cortez, nahm Rapinoe bereits an.
"Rapinoe for President"
Zu Trump ins Weisse Haus will sie aber nicht. In Anlehnung an dessen Wahlspruch "Make America Great Again" titelte das New Yorker Blatt "Daily News" am Donnerstag: "Megan America Great". Fans hielten bei ihrer Ansprache auch ein Plakat hoch: "Rapinoe for President."
Mit ihren Teamkolleginnen hatte sich die Kapitänin mit den markanten pinken Haaren von den Fans feiern lassen, auf dem Podium hinter runden Sonnenbrillengläsern aber ihre Botschaft nicht vergessen. "Ja wir sind Sportlerinnen, ja wir sind Fussballerinnen, ja wir sind weibliche Athleten. Aber wir sind so viel mehr als das."
Dann rief sie den Anhängern zu: "Ihr seid mehr als Fans. Ihr seid mehr als jemand, der nur alle vier Jahre zuschaut. Ihr geht jeden Tag die Strasse lang. Ihr interagiert. Wie macht ihr euer Umfeld besser. Die Leute um euch herum, eure Familien, eure engsten Freunde."
Rapinoe, die mit ihrem Team nach der Parade quer über den Kontinent flog und in Los Angeles die ESPN-Auszeichnung als "Team des Jahres" entgegennahm, sieht den gesellschaftlichen Diskurs auf eine neue Stufe gehoben.
"Es gab so viel Streit in den letzten Jahren. Ich war dabei Opfer und Täter." Den US-Verband verklagte sie mit anderen Mitstreiterinnen, weil dieser den Frauen nicht die gleichen Prämien zahlen wollte wie den Männern.
"Es ist Zeit, zusammenzurücken. Die Debatte hat eine neue Stufe erreicht. Wir müssen zusammenarbeiten. Sei mehr, sei besser, sei grösser als du jemals warst." (hau/dpa)
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