Der FC Barcelona versucht, Lionel Messi im Sommer zurückzuholen. Bei aller Euphorie, die diese Personalie auslöst, gibt es auch Gründe, skeptisch zu sein.

Eine Analyse
Dieser Text enthält eine Einordnung aktueller Ereignisse, in die neben Daten und Fakten auch die Einschätzungen von Manuel Behlert sowie ggf. von Expertinnen oder Experten einfliessen. Informieren Sie sich über die verschiedenen journalistischen Textarten.

Jahrelang gehörten der argentinische Fussballprofi Lionel Messi und der spanische Topklub FC Barcelona zusammen. Der Offensivspieler holte vier Titel in der Königsklasse mit den Katalanen, wurde zehnmal spanischer Meister, siebenmal Pokalsieger. Der siebenfache Weltfussballer wechselte im Sommer 2021 allerdings zu Paris Saint-Germain, weil die finanziellen Probleme, die die Blaugrana mittlerweile seit Jahren belasten, eine Weiterbeschäftigung verhinderten.

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Mit PSG wurde der 35-Jährige aber nie richtig warm. Nicht mit den Fans, die ihn auspfiffen, als er nach der Weltmeisterschaft und dem Sieg im Endspiel gegen Frankreich empfangen wurde, und auch nicht mit dem Verein und den Verantwortlichen. Die Trennung im Sommer gilt derzeit als unausweichlich.

Ein Topangebot aus Saudi-Arabien lockt den Argentinier in die Liga, in der auch der ewige Rivale Cristiano Ronaldo spielt - mit Geldscheinen en masse als Entlohnung. Doch auch der FC Barcelona will die Identifikationsfigur zurückholen. Ist das Fussballromantik mit etwaigen (zu grossen) Hindernissen oder doch eine gute Idee? Für beide Seiten gibt es Argumente.

Messi zum FC Barcelona: Mehrere Faktoren spielen eine Rolle

Der aktuelle Stand bei Lionel Messi sieht folgendermassen aus: Der FC Barcelona hat Interesse an einer Rückkehr und auch schon eine Charmeoffensive gestartet. Gleichzeitig befinden sich die Katalanen mit der spanischen Liga im Austausch bezüglich eines Finanzplans für die kommende Saison.

Dabei geht es nicht nur um Messi, sondern auch um die Registrierung von Vertragsverlängerungen und ablösefreien Neuzugängen und möglichen Transfers im Sommer. Vorab sei gesagt, dass Messi keine Ablöse kosten würde, hier wäre das Gehalt der entscheidende Faktor.

Doch wie realistisch ist ein Wechsel aktuell? Barça-Experte Alex Truica schätzt die Lage auf Anfrage ein: "Schwer zu sagen. Der FC Barcelona muss strenge finanzielle Auflagen La Ligas erfüllen - Stichwort Salary Cap/Gehaltsobergrenze. Barca hat La Liga auch einen sogenannten 'Rentabilitätsplan' vorgelegt, dieser wird von der Liga geprüft. Der Verein wartet aktuell auf grünes Licht durch die Liga. Segnet La Liga den Plan ab, dann kann Barca Messi verpflichten." Natürlich müsste der Spieler selbst überhaupt nach Barcelona wollen.

Messi: Sportlich wertvoll - aber wie lange?

Dass Lionel Messi die Qualität hat, einem Klub wie dem FC Barcelona weiterhin zu helfen, stellte er bei der Weltmeisterschaft in Katar sowie in vielen Spielen für PSG unter Beweis. 20 Tore und 20 Vorlagen in 39 Spielen für den Klub sprechen eine klare Sprache. Bei einem Alter von 35 Jahren stellt sich aber natürlich die Frage, wie lange das noch der Fall ist. "Nachhaltig ist das natürlich eher weniger - er wird im Sommer 36. Dass er aber immer noch ein Weltklassespieler ist, wenn er denn motiviert ist, hat man aber bei der WM vor nicht allzu langer Zeit sehr gut gesehen", sagt Alex Truica.

Seine genialen Ideen, seine Präzision im Passspiel und sein Fussballverständnis würden dem FC Barcelona aber weiterhelfen, das sieht auch der Experte so: "Er wäre in Sachen Kreativität und Torgefahr natürlich ein Upgrade, denn gerade mit Ball hatte Barca diese Saison im vorderen Drittel immer wieder Probleme, wenn Teams tief verteidigten. Gegen den Ball sieht das natürlich etwas anders aus. Dass Messi im Pressing nicht mehr ganz so viel gegen den Ball arbeitet, ist auch keine Neuigkeit. Hier müsste sich Trainer Xavi also etwas einfallen lassen, wie man das defensiv auffangen kann."

Nachhaltigkeit, Finanzen, Umstellung: Risiken bei Messi-Rückkehr

Die Themen Nachhaltigkeit und fehlende Bereitschaft bei der Arbeit gegen den Ball spielen also durchaus eine Rolle. Insbesondere die Ungewissheit, wie lange Messi sein Level noch halten kann, führt automatisch zu der Frage, wie gross das finanzielle Risiko wäre. Das Gehalt wäre hoch, gegebenenfalls müsste von dem ein oder anderen potenziellen Ziel abgesehen und sich neu orientiert werden. Gerade weil dem Kader noch einiges an Qualität hinzugefügt werden soll, bleibt die Frage offen, inwiefern das rentabel ist.

Alex Truica sieht eine mögliche Rückkehr mit gemischten Gefühlen: "Das Risiko ist seine besagte Arbeit gegen den Ball und die grundsätzliche Systemfrage. Wie bindet man Messi ein, wie kaschiert man seine defensiven Schwächen, fängt diese als Mannschaft so auf, dass das Team nicht darunter leidet? Da müsste sich Xavi etwas einfallen lassen. Finanziell darf sich Barça mit Blick auf die finanziellen Restriktionen La Ligas zudem nicht übernehmen bei einem dann 36-Jährigen. Ich bin aber davon überzeugt, dass er noch ein, zwei Jahre auf höchstem Niveau spielen kann."

Vieles hängt also von der Einbindung des siebenfachen Weltfussballers ab. Sorgt das hohe Gehalt dafür, dass andere Baustellen unerledigt bleiben, könnte das die Homogenität im Kader nachhaltig gefährden, insbesondere, wenn sich die Spiele, in denen der Einfluss Messis nachlässt, häufen. Denn schon vor dem PSG-Wechsel war zu sehen, dass der Argentinier, je weniger das Team funktioniert, Schwierigkeiten hat, das Spiel alleine an sich zu reissen.

Sein Denkmal in Barcelona wird der 35-Jährige nicht einreissen, dafür hat er zu viel geleistet. Die Risiken für den Spieler, dass der letzte Eindruck kein positiver ist, und für den Klub, dass die finanzielle Belastung dafür sorgt, dass die Weiterentwicklung der Mannschaft stockt, sind aber vorhanden und essenziell. Das gilt es bei einem möglichen Wechsel zu berücksichtigen.

Über den Experten:
Alex Truica ist ein Experte für alles rund um den FC Barcelona. Er ist Chefredakteur von Barcawelt, dem grössten deutschsprachigen Portal rund um die Katalanen und zudem unter anderem Teil des LaLiga-Podcasts Tiki Taka, den er gemeinsam mit RealTotal-Chefredakteur Nils Kern betreibt.

Verwendete Quellen:

  • sport.es: Los pasos que dará el Barça para conseguir el fichaje de Messi
  • theathletic.com: Barcelona vice-president wants Lionel Messi to rejoin club this summer
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