Beim FC Basel wurde er unterschätzt, beim FC Chelsea erhielt er keine Chance. Heute gilt Mohamed Salah als der kommende Welt-Star und bekam sogar bei der ägyptischen Präsidentenwahl einige Stimmen.

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Er war der Überflieger im Fussball-Rausch von Liverpool. Mohamed Salah erzielte gegen Manchester City das 1:0, bereitete zudem das 3:0 mustergültig vor. Gemeinsam mit Roberto Firmino und Sadio Mané stellt er das neue Traum-Trio des europäischen Fussballs dar.

Der 25-jährige Salah ist in dieser Saison durchgestartet wie kaum ein anderer. Mit 29 Treffern führt er die Torschützenliste der englischen Premier League an, gilt als Top-Favorit auf den Titel zum besten Premier League Spieler des Jahres. Sogar ManCity-Star Kevin De Bruyne, sein wohl grösster Konkurrent auf die Auszeichnung, hat ihn gewählt, weil Salah "es einfach verdient hätte".

Stimmen bei der Präsidentenwahl

Die Fans nennen ihn "Ägyptischen König". Und liegen mit dieser Einschätzung gar nicht so falsch. Verrückt: Als kürzlich die Präsidentenwahl von Ägypten stattfand, haben viele Menschen einfach den Namen des Fussball-Stars auf den Wahlzettel geschrieben.

Salah geniesst in Ägypten Helden-Status, weil er die Nationalmannschaft mit seinen Toren zur ersten WM-Teilnahme seit 1990 geschossen hat. Mittlerweile wurden in seiner Geburtsstadt Basyoun Strassen und Institutionen nach ihm benannt.

Längst drängen sich Vergleiche zu Lionel Messi auf. Genau wie der Argentinier ist Salah im Dribbling kaum vom Ball zu trennen, weil er unglaublich schnell ist und mit seinen flinken Füssen den Gegenspielern stets entwischt.

Zwar gilt das Kopfballspiel des 1,75 Meter kleinen Offensivspielers als Schwäche. Mittlerweile aber macht er auch Kopfballtore. "Egal mit welchem Körperteil, er trifft", stellte Trainer Jürgen Klopp fest.

Als Klopp gefragt wurde, ob Salah sich auf einem Level mit Messi befindet, antwortete der Trainer: "Ja, ich denke, Mo ist auf dem Weg dahin. Aber ich glaube nicht, dass Mo oder irgendjemand sonst gerne mit Lionel Messi verglichen wird."

Tatsächlich verlief die Karriere von Salah ganz anders als die von Messi. Während der Argentinier bereits früh als "Jahrhundert-Talent" gefeiert und mit 13 Jahren nach Barcelona verfrachtet wurde, verliefen die ersten Jahre für Salah schleppend.

Er debütierte zwar als 17-Jähriger in der ersten Liga von Ägypten, war aber dort keine grosse Nummer. Infolge der Stadion-Ausschreitungen von Port Said, die 74 Menschen das Leben kosteten, wurde der Spielbetrieb vorübergehend eingestellt.

Salah spielte fortan nur noch für die U 23 Nationalmannschaft von Ägypten, absolvierte unter anderem ein Testspiel gegen den Schweizer Top-Verein FC Basel.

Salah wurde zwar erst in der zweiten Halbzeit eingewechselt, erzielte aber zwei Tore und weckte somit das Interesse des Schweizer Top-Vereins. 20 Jahre war der Dribbelkünstler alt, als er nach Basel ging.

Rückblickend spricht er von einer schwierigen Zeit: "Ich konnte die Sprache nicht, meine Familie war weit weg. Aber ich wollte nicht zurückkommen, bevor ich ein Top-Spieler bin."

Dass er überhaupt das Zeug dazu hatte, war damals kaum zu erkennen. Der deutsche Fussballprofi Markus Steinhöfer war sein Mannschaftskamerad und sagte gegenüber der Süddeutschen: "In Basel hätte niemand vermutet, dass Mo sich irgendwann aufmacht zum Welttorjäger. Das Potenzial in den Dribblings war früh zu erkennen, aber er hatte kein Gefühl für die Anschlussaktion."

Unter Mourinho gescheitert

2014 wechselte er nach England zum FC Chelsea, wo er unter José Mourinho kaum eine Rolle spielte. "Er hat bei uns nie eine echte Chance bekommen", sagte Chelsea-Star Eden Hazard gegenüber dem Liverpool-Echo.

"Vielleicht lag es an dem Trainer, vielleicht auch an der Konkurrenzsituation mit den anderen Spielern."

Um Spielpraxis zu sammeln, ging er für zweieinhalb Jahre nach Italien. Erst spielte er für den AC Florenz, dann für den AS Rom. Erst dort entwickelte der Rechtsaussen seine Qualitäten als Vollstrecker und Vorlagengeber.

Für 42 Millionen Euro wechselte er im vergangenen Sommer nach Liverpool. Ein Schnäppchen! Bereits jetzt würde er im Multi-Millionen-Geschäft des englischen Fussballs wohl das Vierfache kosten.

Ein Job für einen Einbrecher

Salah ist kein schillernder und extrovertierter Star wie Neymar oder Cristiano Ronaldo. "Er ist trotz des aktuellen Hypes total geerdet und zeigt keinerlei Starallüren", sagte Liverpool-Co-Trainer Peter Krawietz bei Spox.

Seine Geschichte hat ihn offenbar demütig gemacht. Während andere Fussballstars in einem Nachwuchsleistungszentrum aufwuchsen und es gewohnt sind, das alles für sie erledigt wird, musste Salah eine vierstündige Busfahrt auf sich nehmen, um überhaupt am Training seines Vereins teilnehmen zu können.

Auch Religion und Nächstenliebe spielen im Leben des Muslimen eine grosse Rolle. Bestes Beispiel: Als ein Einbrecher in das Haus seiner Eltern einbrach und gefasst wurde, verzichtete die Familie auf eine Anzeige. Stattdessen gab Salah dem Einbrecher Geld und unterstützte ihn bei der Suche nach einem Arbeitsplatz.

Salah ist eben nicht nur sportlich, sondern auch menschlich ein Überflieger.

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