Darf sich das DFB-Team schon bald über adäquate Nachfolger für Philipp Lahm oder Mesut Özil freuen? Bundestrainer Joachim Löw will zukünftig verstärkt auf junge Talente setzen. Wir haben die Chancen der drei Debütanten Benjamin Henrichs, Serge Gnabry und Yannick Gerhardt analysiert.

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Viele junge Gesichter wird es zu sehen geben, wenn die deutsche Nationalmannschaft heute Abend ihr WM-Qualifikationsspiel gegen San Marino bestreitet. Etliche Leistungsträger mussten verletzungsbedingt absagen, andere werden bewusst geschont. Joachim Löw macht aus der Not eine Tugend: Er treibt die Verjüngung der Nationalmannschaft voran. "Jetzt haben andere die Chance, sich in den Vordergrund zu spielen", sagte der Bundestrainer auf dfb.de.

Sieben Spieler im aktuellen Aufgebot sind 22 Jahre oder jünger. Hätte nicht Julian Brandt kurzfristig absagen müssen, wären es sogar acht gewesen. Mit dem 22-jährigen Yannick Gerhardt (Wolfsburg), dem 19-jährigen Benjamin Henrichs (Leverkusen) und dem 21-jährigen Serge Gnabry (Bremen) sollen gleich drei Akteure ihr Debüt geben.

Ist eine Verjüngung überhaupt notwendig?

Auch die 21-jährigen Max Mayer und Leon Goretzka (Schalke) sollen weiter an die Nationalmannschaft herangeführt werden. Der 20-jährige Jonathan Tah (Leverkusen) und der 21-jährige Julian Weigl (Dortmund) standen bereits im Aufgebot für die Europameisterschaft. Das gleiche gilt für den 21-jährigen Joshua Kimmich (Bayern München), der längst ein fester Bestandteil der DFB-Elf ist.

Auf den ersten Blick ist eine Verjüngung nicht zwingend notwendig. Bei der Europameisterschaft 2016 war die DFB-Auswahl die jüngste Mannschaft des Turniers. Doch die Erfahrungen der Vergangenheit zeigen: Eine Nationalmannschaft kann nur dauerhaft erfolgreich sein, wenn immer wieder neue Impulse gesetzt werden. Und die kommen meist von jungen Spielern.

Wird Henrichs der neue Lahm?

Benjamin Henrichs dürfte in der Planung von Löw eine besonders wichtige Rolle spielen. Seit vielen Jahren ist die Position des Aussenverteidigers in Deutschland spärlich besetzt. Philipp Lahm war die letzten Jahre der einzige Spieler von Weltformat – und der ist mittlerweile zurückgetreten. Henrichs könnte der nächste Top-Aussenverteidiger sein.

In den Medien wird er bereits als "Mini-Lahm" bezeichnet. Gemeinsamkeiten gibt es durchaus: Genauso wie Lahm kann Henrichs als Rechts- und als Linksverteidiger spielen. Seine feine Technik und seine hohe Spielintelligenz zeichnen ihn aus. Die Bezeichnung "Mini-Lahm" ist dennoch unangebracht: Mit seinen 1,83 Meter ist er deutlich grösser als der Weltmeister von 2014.

Serge Gnabry: Ein Spieler vom Schlage eines Özil?

Wenn Henrichs der nächste Philipp Lahm ist, könnte Serge Gnabry der kommende Mesut Özil werden. Der Linksaussen lebt gerade auf der Überholspur: Bei den Olympischen Sommerspielen wurde er Torschützenkönig und gewann Silber. Für Werder Bremen ist er der stärkste Neuzugang seit vielen Jahren.

Der ehemalige U-Nationaltrainer Horst Hrubesch behauptete in der "Sport Bild", Gnabry könne eine ähnliche Karriere machen wie Özil: "Er ist beidfüssig, schnell, hat eine super Technik, das Auge für den Pass, ist torgefährlich. Er ist flexibel einsetzbar, kann über rechts, links kommen, er kann im Zentrum spielen. Er besitzt eine Qualität, die musst du suchen."

Ist Gerhardt ein Konkurrent für Hector?

Etwas unauffälliger mag der Aufstieg von Yannick Gerhardt verlaufen sein. Gleichwohl könnte der 22-Jährige zukünftig eine wichtige Rolle spielen. Gerhardt ist eigentlich ein gelernter Mittelfeldspieler, wurde beim VfL Wolfsburg zuletzt aber als Linksverteidiger gebracht. Selbige Position nahm er bei der U 21-Nationalmannschaft ein. Da der DFB ihn als Verteidiger auflistet, könnte die Planung von Löw ähnlich aussehen. Dann wäre Gerhard ein Konkurrent für seinen ehemaligen Mannschaftskameraden vom 1. FC Köln: Jonas Hector.

Die beiden Länderspiele gegen San Marino und am Dienstag gegen Italien sind lediglich ein Zwischenschritt, um die jungen Spieler in der Nationalmannschaft zu integrieren. Den Confed-Cup im kommenden Jahr hat Löw als Perspektivturnier bezeichnet. Junge Spieler sollen herangeführt werden, um möglicherweise bei der Weltmeisterschaft 2018 im Kader zu stehen.

Bis dahin dürften noch einige Debütanten hinzukommen. Timo Werner, der momentan verletzte Lukas Klostermann (beide 20/RB Leipzig), Mitchell Weiser (22/Berlin) oder auch Felix Passlack (18/Dortmund) könnten früher oder später auch zu echten Optionen werden. Es mangelt also nicht an "jungen Wilden".

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